Mit dem heimischen Anbau von Körnerleguminosen wie Erbsen und Bohnen können lokale Ressourcen genutzt werden, um Futtermittel für Monogastrier - vor allem Schweine und Hühner - zu produzieren und Soja-Importe zu reduzieren. Doch der Anbau in Reinkultur ist schwierig, Verunkrautung, Krankheiten und Lagerung der Bestände sind ein Risiko. Berater des FiBL Schweiz haben daher in verschiedenen Projekten von 2009 bis 2019 in Zusammenarbeit mit experimentierfreudigen Landwirten und anderen Akteuren Anbausysteme für Leguminosen in Mischkultur mit Getreide und anderen Mischungspartnern entwickelt.
Als bisher beste und einfachste Variante hat sich ein Mischfruchtanbau von Eiweisserbsen mit Gerste bewährt. Bei Ackerbohnen hat sich Winterhafer als geeigneter Mischungspartner gezeigt, bei starkwüchsigen Futtererbsen Triticale. Auch Eiweisserbsen gemischt mit Leindotter sind eine veritable Alternative zum Anbau in Reinkultur. Linsen oder Blaue Lupinen können ebenfalls mit geeigneten Partnern in Mischkultur angebaut werden. Entscheidend für die Wahl der beiden Mischungspartner sind das gleiche Wachstums- und Abreifeverhalten und der aktuelle Bedarf am Markt. Im Mischanbau werden die Leguminosen vom Mischungspartner gestützt, wodurch es nicht mehr zu lagernden Beständen kommt. Zudem unterdrückt die dichtere Pflanzendecke das Unkraut besser. Die Mischkultur dient auch der Risikoabsicherung, falls eine der Kulturen ausfällt. Durch den Einbezug der Schweizer Futtermühlen und deren Entscheidung, die Ernte von Mischkulturen anzunehmen, aufzutrennen und zu verwerten, hat sich der Anbau von Bioerbsen und -ackerbohnen in der Schweiz seit 2009 ungefähr verzehnfacht.
Erbsen und Bohnen sind wichtige Bausteine für eine nachhaltige, eiweisshaltige und regionale Nutztierfütterung. Auch für die menschliche Ernährung werden die heimischen Hülsenfrüchte wiederentdeckt. 2015 verdoppelte sich der Anbau von Erbsen und Ackerbohnen in Deutschland gegenüber dem Vorjahr. Viele Betriebe bauen zum ersten Mal oder nach langer Zeit wieder die beiden Körnerleguminosen an. Dabei sind häufig noch viele Fragen offen, beispielsweise zur hofeigenen Verwertung der Kulturen. Um Antworten und Konzepte für diese Fragen zu liefern, hat das "Modellhafte Demonstrationsnetzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Leguminosen mit Schwerpunkt Erbsen und Bohnen in Deutschland", kurz DemoNetErBo, Anfang 2016 seine Arbeit aufgenommen. Geleitet wird das Projekt vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), FiBL Deutschland ist für den Bereich Wissenstransfer verantwortlich.
www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de: Homepage des Demonstrationsnetzwerks
Die Sojabohne ist eine sehr wertvolle Proteinquelle für Tiere wie auch für den Menschen, da ihr Eiweissmuster sehr günstig für die Ernährung ist. In der Schweiz wurde in Bioqualität lange nur Speisesoja angebaut, primär für die Tofuproduktion. Aufgrund der züchterischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte (in der Schweiz wird von Agroscope seit über 30 Jahren an Soja gezüchtet) und der dank steigender Nachfrage guten Preise, ist Soja auch für Schweizer Ackerbauern eine immer interessantere Kultur geworden. Hinzu kommt, dass Soja bisher kaum von Krankheiten und Schädlingen beeinträchtigt wird. Mit dem Entschluss von Bio Suisse, dem Dachverband der Schweizer Biolandbau-Organisationen, dass ab 2022 Wiederkäuer nur noch mit aus der Schweiz stammendem Futter ernährt werden dürfen, bekommt der Anbau von Biofuttersoja Aufwind, der Bedarf ist enorm hoch. Die Preise sind allerdings deutlich geringer als die von Speisesoja.
Seit 2013 wurden vom FiBL in der Schweiz verschiedene Projekte zur Förderung des Biosojaanbaus durchgeführt. Es wurden Versuche zur Optimierung der Anbautechnik angelegt, Lösungsansätze erarbeitet und Beratungsmaterialien erstellt.
Die FiBL Aktivitäten reichen von der Begleitung der Züchtung unkrautunterdrückender, standortangepasster Sorten über die Verbesserung der Anbautechnik und die Beratung insbesondere im Bereich der mechanischen Unkrautbekämpfung bis hin zur Optimierung der Annahmestellen und die Vernetzung der Akteure sowie die Klärung offener Fragen bei der Verarbeitung. Sortenversuche unter Biobedingungen werden vom FiBL Schweiz in Zusammenarbeit mit Agroscope seit 2013 im Rahmen verschiedener Projekte durchgeführt.
Nach Soja haben Weisse und Blaue Süsslupinen unter den heimischen Körnerleguminosen das hochwertigste Protein und können – im Gegensatz zu Soja – zu Futterzwecken ohne weitere Verarbeitung geschrotet werden. Darüber hinaus sind sie auch für die menschliche Ernährung sehr interessant. Als kühletolerante, relativ standfeste und blütenreiche Kultur mit intensivem Wurzelwerk können Lupinen Fruchtfolge und Landschaft bereichern, sind jedoch sensibel auf pH-Werte über 7 und auf späte Verunkrautung. Sie können auch in Lagen angebaut werden, die für den Sojaanbau zu kühl sind. Das FiBL versucht in Zusammenarbeit mit der Getreidezüchtung Peter Kunz GZPK, dem Problem der Verunkrautung bei der Blauen Süsslupine durch eine Mischkultur mit Getreide zu begegnen und testet hierfür verschiedene Mischungspartner sowie unterschiedliche Lupinensorten. Die Weisse Lupine, die von den drei Lupinenarten für hiesige Verhältnisse am besten geeignet sein könnte, ist sehr anfällig auf die Pilzkrankheit Anthraknose. Das FiBL Schweiz prüft handelbare Sorten und noch nicht handelbare Zuchtstämme auf ihre Toleranz gegenüber dieser Krankheit, testet Genbank-Material aus aller Welt und hat mit Kreuzungen und der Vorstufen-Züchtung zur Erhöhung der Krankheitstoleranz begonnen.
Im Projekt PROMISE untersucht das FiBL Schweiz systematisch die Mischkultursysteme Erbse-Gerste und Linse-Erbse und vergleicht sie mit dem Reinanbau. Es ist das Folgeprojekt von ReMIX. Ziel ist es, die Praxistauglichkeit der Mischkultursysteme zu optimieren und dadurch den Leguminosenanbau in der Schweiz zu fördern. Im Fokus der Untersuchungen steht dabei der Einfluss des gemischten Anbaus auf Körnertrag, Proteinertrag, Ausbreitung von Krankheiten, Schädlingen und Begleitflora, Stickstoffnachlieferung für die Folgekultur und die Akkumulation der Pathogene in der Leguminosen-Fruchtfolge. Dabei gilt den Symptomen von Bodenmüdigkeit bei Erbsen- und Linsenanbau ein spezielles Augenmerk. In den Versuchen sollen verschiedene Idiotypen von Erbse und Linse verwendet werden, um breiter abgestützte und wissenschaftlich fundierte Schlussfolgerungen für die betreffenden Kulturarten treffen zu können. Durch die Optimierung der Auswahl der Mischungspartner und züchterische Verbesserung der Idiotypen sollen die Anbauwürdigkeit der Leguminosen erhöht und die Anbaupausen in der Fruchtfolge reduziert werden. Neue nicht-destruktive Methoden und Tools der Merkmalserfassung sollen in diesem Projekt geprüft und falls geeignet implementiert werden. Die Versuche werden auf Biobetrieben durchgeführt in engem Austausch mit den Landwirten und kantonalen Bioberatern. Die erfolgreichen Verfahren werden in Demoversuchen angebaut und vor Ort mit den Landwirten diskutiert.