2021 wurde das FiBL Deutschland 20 Jahre alt. Was mit drei Mitarbeitenden begann ist heute eine Institution mit rund 60 bis 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich dafür einsetzten die ökologische Landwirtschaft weiter zu entwickeln.
Genau genommen gibt es das FiBL Deutschland schon seit dem Jahr 2000. In diesem Jahr wurde der Verein FiBL Berlin gegründet, um Projekte der Tiergesundheit in Deutschland durchzuführen und zu koordinieren. Richtig Fahrt hat das FiBL Deutschland jedoch im Jahr 2001 aufgenommen, als Bioakteur*innen aus Deutschland sich in die neue Struktur einbrachten, um ein europäisches Netzwerk für Forschung und Entwicklung aufzubauen. Zum Team der ersten Stunde gehörten Beate Huber, Robert Hermanowski, Klaus Peter Wilbois, Frank Wörner und Alexander Beck. Mit dem FiBL in Frick und insbesondere mit Urs Niggli gab es im Bereich gentechnikfreie Bioproduktion schon vorher eine intensive Zusammenarbeit. Man kannte und schätze sich, sodass die deutschen Bioakteure beschlossen: lieber im FiBL-Netzwerk arbeiten als wieder einen neuen Verband oder eine neue Organisation gründen.
Aus einem kleinen Berliner Büro mit drei Mitarbeitenden ist mittlerweile ein Personalstamm von 65 Mitarbeiter*innen entstanden, die hauptsächlich in Frankfurt, aber auch in weiteren Standorten wie Bad Dürkheim und Witzenhausen sitzen. Die Strukturen haben sich in einen gemeinnützigen Verein und einer Dienstleistung GmbH (Gründung 2011) professionalisiert. Der Umsatz ist von 100.000 Euro im Jahr 2001 auf circa 6 Millionen im Jahr 2022 gestiegen. Das FiBL Deutschland ist Teil des Europäischen Netzwerks mit den Kolleg*innen in der Schweiz, Österreich, Ungarn, Frankreich und Brüssel.
Inhaltliche Meilensteine, die dem FiBL Deutschland Profil, auch über die reine Fachwelt hinaus gaben, waren der Aufbau des zentralen Internetportals oekolandbau.de, die Verfügbarkeitsdatenbank für Öko-Saatgut organicXseeds.com, der deutsche Betriebsmittelkatalog, Projekte zur Bodenfruchtbarkeit und Sojaanbau in Deutschland, die Durchführung der Wissenschaftstagung, die Koordination des Tierschutzkompetenzzentrums, die Entwicklung und Umsetzung des Regionalfensters, die Organisation der Öko-Feldtage und die Etablierung einer eigenen Fachzeitschrift BioTOPP zusammen mit der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft (DLG).
Von vornherein war klar, dass das deutsche FiBL finanziell auf eigenen Füßen stehen muss. Deshalb spricht man besser von einer – wenn auch kleinen – Schwester vom FiBL Frick und nicht von einer Tochter. In Deutschland gibt es keine institutionelle Förderung, sodass sich die Firma aus Projekten und Dienstleistungen finanzieren muss. Dies erklärt auch, warum das FiBL Deutschland sehr stark auf Dienstleistungen und Aufträge setzt, da diese im Vergleich zur Forschung besser finanziert sind. Mit anderen Worten: FiBL Deutschland finanziert seine Forschung aus dem Dienstleistungsbereich und kann deshalb auch kein reines Forschungsinstitut sein.
Die bestehenden Strukturen im Biosektor haben uns den Start nicht leicht gemacht. Eine neue Struktur als Konkurrenz? Ohne Einfluss der etablierten Strukturen? Mit dem Anspruch wie in der Schweiz, die Bioforschung zu zentralisieren? Es waren Geduld, langer Atem, viele Gespräche und gemeinsame Projekte erforderlich, diese Ängste zu zerstreuen. Mit Erfolg. FiBL Deutschland hat seine Rolle gefunden und ist anerkannt, was sich auch darin zeigt, dass alle wichtigen Strukturen – auch ehemalige Kritiker – im Vorstand aktiv sind. In der FiBL Projekte GmbH sind die Verbände Bioland, Demeter und Naturland Gesellschafter*innen.
(Noch) mehr Europa: Die Gesetzgebung zur Definition von Bio ist europäisch, also müssen Lösungen im Ökolandbau auch europäisch gedacht sein. Die Unterstützung des Büros in Brüssel ist dafür ein wesentlicher Baustein.
Innovation: Das FiBL Deutschland hat kein festes Einkommen und muss sich deshalb permanent am Markt behaupten. Innovative Ideen und Dienstleistungen müssen entwickelt werden, die nützlich und deshalb wertvoll sind. Wenn man es positiv formuliert, hat die fehlende Förderung sogar einen Vorteil: Wir orientieren uns stets daran, dass unsere Arbeit auch einen praktischen Nutzen hat.
Vernetzung auch über den Biosektor hinaus: Landwirtschaft ist im Wandel und damit auch der Biolandbau. Einerseits profiliert sich die biologische Landwirtschaft immer weniger durch Abgrenzung vom konventionellen Landbau, sondern erkennt, dass es auch gemeinsame Lösungen gibt. Und der Agrarsektor befindet sich immer mehr im Fokus einer gesellschaftlichen Beobachtung, sodass auch Bündnisse mit Gruppen der Zivilgesellschaft (z.B. Umweltschutzverbände oder Ernährungsräte) erforderlich sind, um den Biolandbau breit in der Gesellschaft zu verankern.