Das FiBL Schweiz verfügt über eine moderne Infrastruktur, die die Forschung im Bereich Biolandbau vorantreibt – von der Klimakammer über das parasitologische Labor bis hin zu dem seit 1978 bestehenden DOK-Versuch in Therwil, bei welchem Forscher*innen des FiBL auf einem grossen Forschungsfeld biologisch-organische, biologisch-dynamische und konventionelle Anbauweisen miteinander vergleichen. Diese Infrastruktur ermöglicht es, in den unterschiedlichen Themenfeldern der (biologischen) Landwirtschaft Forschung auf höchstem internationalem Level zu betreiben und so wichtige Erkenntnisse für die Praxis zu gewinnen.
Im Applikationslabor Pflanzenwissenschaften am FiBL in Frick wird unter anderem die Wirksamkeit biologischer Pflanzenschutzmittel evaluiert. Fungizide oder Resistenzinduktoren können hier unter kontrollierten und standardisierten Bedingungen in den Systemen Rebe und Falscher Mehltau, Apfel und Schorf, Apfel und Blattfallkrankheit Marssonina sowie Tomate und Kraut- und Braunfäule überprüft werden. Tests der Produkte auf Regenfestigkeit und UV-Beständigkeit sind ebenfalls möglich.
fibl.org: Applikationslabor
Der DOK-Versuch ist ein Langzeitversuch, der biologisch-dynamische mit organisch-biologischen und konventionellen Anbausystemen vergleicht. Er läuft bereits seit 1978 in Therwil bei Basel. Durch diesen Langzeitvergleich konnten zahlreiche, weltweit anerkannte Belege für die ökologischen Vorteile des Biolandbaus erbracht werden, welche für viele nationale und internationale Projekte als Referenz dienen. Die unterschiedlichen Landbaumethoden werden in einem Parzellenmuster abgebildet. Der Versuch wird in enger Zusammenarbeit mit Agroscope durchgeführt.
fibl.org: DOK-Versuch
Praxis und Theorie schliessen sich beim FiBL nicht aus – im Gegenteil: Das FiBL Schweiz forscht bereits seit über 40 Jahren in Kooperation mit der Praxis. In sogenannten Versuchsnetzwerken wird in enger Zusammenarbeit mit Praxisbetrieben vor Ort auf den Höfen und den Feldern geforscht.
Drei interaktive Karten zeigen die Partner-Betriebe auf. Im Bereich Ackerbau werden beispielsweise Sortenversuche und Untersuchungen zu anbautechnischen Fragen– zum Beispiel in den Bereichen Direktsaat und Mischkultur – vorgenommen. Im Bereich Nutztierforschung nahmen bereits mehrere hundert Schweizer Biobetriebe an Versuchen und Studien des FiBL teil – dies in den Themenfeldern Tiergesundheit, -fütterung, -haltung und -zucht. Die Versuchsnetzwerke im Bereich Spezialkulturen zählen zurzeit 130 Betriebe, welche unter anderem an Versuchen zum Gemüse-, Beeren- oder Kräuteranbau teilnehmen.
Das Forschen innerhalb dieser Netzwerke hat den grossen Vorteil, dass je nach Studie die geeignetsten Betriebe oder Standorte ausgewählt werden können. Die teilnehmenden Betriebe können dadurch auch aktiv Einfluss auf Forschungsfragen nehmen und haben direkten und sofortigen Zugriff auf die Forschungsergebnisse. Somit wird der enge Austausch zwischen Forschung und Praxis gewährleistet – ein wichtiger Faktor, um den Wissenstransfer in beide Richtungen zu fördern und gemeinsam die biologische Landwirtschaft weiterzuentwickeln.
fibl.org: Projekt "Das Europäisches Agrarökologie-Living-Lab- und Forschungsinfrastruktur-Netzwerk (ALL-Ready)" in der FiBL Projektdatenbank
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Der moderne Forschungsstall ist das Herzstück der 2020 eingeweihten landwirtschaftlichen Gebäude am FiBL in Frick und bietet den "Swiss Fleckvieh"-Kühen der Pächterfamilie ein tiergerechtes Zuhause. Zudem bietet ein separates Forschungsabteil den Forscher*innen des Departements für Nutztierwissenschaften die Möglichkeit, Projekte vor Ort durchzuführen – natürlich in enger Zusammenarbeit mit der Pächterfamilie.
Eine der grossen Herausforderungen im Bioobstanbau ist der Pflanzenschutz, wobei oft mit biologischen Pflanzenschutzmitteln eingegriffen werden muss. In diesem Bereich sind vor allem die Blattkrankheiten, die durch Pilze verursacht werden, relevant. Diese entstehen, wenn es regnet und die Blätter nass werden. Das FiBL hat am Standort Frick eine Versuchsanlage errichtet, um neue Ansätze zur Reduzierung der Häufigkeit der Behandlungen mit Pflanzenschutzmitteln zu testen.
Dabei werden neue Anbautechniken mit mobilen Dächern getestet, die den Regen abhalten sollen. Beispielsweise soll durch eine intelligente Abdeckung – gesteuert über Sensoren und IT-Lösungen – die Nässe von den Bäumen ferngehalten und Pilzkrankheiten vermieden werden. Das System liest die Wetterprognose ab, somit lässt sich das Dach automatisiert öffnen und schliessen. Die Dächer sind mobil und nicht statisch, damit die Ökologie, die Interaktion mit der Aussenwelt und die Landschaftsästhetik in den regenfreien Perioden erhalten bleiben. Hierbei werden verschiedene Systeme geprüft und verglichen.
Zudem wird in der Versuchsanlage das Guyot-Erziehungssystem bei Apfel, welches in Südtirol bereits seit einigen Jahren in der Praxis angewandt wird, unter biologischen Anbaubedingungen geprüft und mit dem klassischen Spindel-Erziehungssystem verglichen. Die Hauptachse wird, wie beim Guyot-System der Reben, horizontal geführt, und die Seitentriebe werden vertikal nach oben gezogen. Dadurch entsteht eine schlanke Laub- und Fruchtwand mit idealer Besonnung aller Früchte. Dieses Erziehungssystem bietet so auch ideale Voraussetzungen für eine Mechanisierung des Schnittes und zukünftig allenfalls auch der Ernte.
Im Frick-Versuch wird seit 2002 erforscht, inwieweit sich eine reduzierte Bodenbearbeitung und verschiedene Düngevarianten auf den Ertrag und die Bodenfruchtbarkeit auswirken. In diesem Versuch zeigt sich erneut die Praxisnähe, welche am FiBL von grosser Bedeutung ist: die praxisrelevanten Ergebnisse werden ausser in wissenschaftlichen Journalen auch in Zeitschriften für Praktiker*innen publiziert.
Im 2019 eingeweihten Gewächshaus in Frick wird auf 300 Quadratmetern experimentelle Forschung an Pflanzen betrieben. Damit wird unter anderem die Pflanzenschutzforschung oder die biologische Züchtung von Obst, Kleearten, Baumwolle, Getreide und Gemüse unterstützt. Je nach Anforderungen an die Platzverhältnisse, die Klimabedingungen und die Regelgenauigkeit können Versuche in autarken Klimaschränken, in Klimakammern oder im Gewächshaus durchgeführt werden. Neben Experimenten im Bereich Pflanzenernährung und Nährstoffmineralisierung findet hier auch die Anzucht einer Vielzahl verschiedener Pflanzen statt, die später in Laborversuchen eingesetzt werden.
Das Gewächshaus verfügt über fünf Kabinen, die in Bezug auf die Umweltbedingungen getrennt voneinander gesteuert werden können sowie einen grosszügigen Arbeitsraum. Zusätzlich erlaubt eine Vielzahl verschiedener Klimaschränke und -kammern eine möglichst genaue Regulierung der benötigten Klimabedingungen, das Simulieren von Temperaturverläufen wie auch das Bereitstellen unterschiedlicher Lichtqualitäten.
Neben Versuchen im Bereich der Pflanzenwissenschaften werden spezialisierte Klimakammern auch für Versuche mit Insekten genutzt und ermöglichen beispielsweise die Erforschung von Insekten-Pflanzen-Interaktionen wie auch die experimentelle Zucht spezifischer Populationen. Diese Bandbreite an Möglichkeiten erlaubt es dem FiBL, Versuche unter vollständig kontrollierten wie auch praxisnahen Bedingungen durchzuführen und gewährleistet somit eine sehr hohe Relevanz in diesem Forschungsgebiet.
Bioobstanlagen sind von der Konzeption her häufig ähnlich wie konventionelle. Oft trifft man auf eine Monokultur mit wenig Biodiversität. BioDiVerger ist ein Projekt, das 2012 in der Westschweiz ins Leben gerufen wurde, um in einem innovativen Obstgarten zu experimentieren, dessen Grundprinzipien auf Permakultur und Agroforstwirtschaft basieren, der einen hohen Grad an Biodiversität aufweist und der ein Gegenmodell zu der üblichen Praxis darstellt. Die Obstanlage befindet sich in Marcelin im Kanton Waadt.
Das Parasitologische Labor bietet für unterschiedliche Tierarten Diagnostik an – von Routineuntersuchungen bis hin zu forschungsnahen Analysen. Dabei hat sich das Labor vor allem auf die Analyse von Kotproben verschiedener Nutztierarten spezialisiert.
fibl.org: Labor Nutztierwissenschaften
Das FiBL verfügt am Standort Frick über verschiedene Versuchsanlagen für Obst und Beeren. Die Anlagen werden zur Weiterentwicklung der bestehenden Anbausysteme im biologischen Obst- und Beerenanbau genutzt. Ziel ist es, die Produktionsbedingungen zu verbessern, um die Nachhaltigkeit zu fördern.
Neben der Forschung zu Massnahmen in der Anbautechnik wie direkter und indirekter Pflanzenschutz, Behangsregulierung oder Düngung, werden neue Sorten von Äpfeln, Birnen, Aprikosen, Kirschen und Beeren unter biologischen Anbaubedingungen geprüft. Dabei werden die Pflanzen im Feld bezüglich ihrer Anbaueigenschaften untersucht, aber auch die Fruchtqualität wird genau unter die Lupe genommen. Der Geschmack ist dabei ein sehr wichtiger Aspekt. Alle diese Informationen fliessen in die Sortenempfehlungslisten ein. Die Bereitstellung des generierten Wissens über verschiedene Kanäle ist zentral, damit die biologische Obst- und Beerenproduktion optimal unterstützt werden kann.
fibl.org: Gruppe Obstbau
Seit 2004 bewirtschaftet das FiBL am Standort Frick ein Weingut nach den strengen Richtlinien von Bio Suisse. Dabei hat das FiBL die Möglichkeit, im Weingut stets neue Impulse aus der Forschung zu setzen, die standortspezifisch im Rebberg und sortenspezifisch im Weinkeller umgesetzt werden. So werden zum Beispiel Insekten durch das Säen bestimmter Wildblumen gezielt gefördert oder es werden gemeinsam mit Forscher*innen des FiBL rein pflanzliche Pflanzenschutzmittel gegen Pilzkrankheiten entwickelt.
Ausserdem entwickelt und testet das Weingut FiBL laufend neue pilzwiderstandsfähige Rebsorten, sogenannte PiWi-Sorten, bei denen auf den Einsatz von Kupfer als Pflanzenschutzmittel verzichtet werden kann. Im modernen Weinkeller vinifiziert das Team des Weingut FiBL über 40 verschiedene Weine, welche auf Anfrage degustiert werden können.
weingut.fibl.org: Website des Weingut FiBL