Agroforstsysteme kombinieren die Kultivierung mehrjähriger Gehölze mit Ackerbau, Gemüsebau oder Viehhaltung. Die Bäume und Sträucher liefern dabei beispielsweise Früchte, Holz, Medizin sowie Futter oder Unterschlupf für Nutztiere. Ebenso erbringen sie Ökosystemleistungen, zum Beispiel eine Vielfalt von Lebensräumen und deren Vernetzung, längere Blütezeiten, mikroklimatische Bedingungen, die Temperaturextreme ausgleichen, Kohlenstoffbindung, Nährstoffkreisläufe sowie eine Reduktion negativer Externalitäten wie Bodenerosion oder Nährstoffverluste. Diese komplexen Produktionssysteme sind gute Beispiele für eine multifunktionale Landwirtschaft und eine nachhaltige Intensivierung der Nahrungsmittelproduktion. Durch die Steigerung des Gesamtertrags pro Fläche sowie die Diversifizierung des Einkommens und des Speiseplans tragen Agroforstsysteme auf dem Betrieb und auf regionaler Ebene zur Ernährungssicherheit und -souveränität bei. Zudem erhöhen sie die Resilienz der Betriebe gegenüber Wetterextremen und Preisschwankungen.
Im Zusammenhang mit der Etablierung und der Bewirtschaftung von Agroforstsystemen gilt es noch viele Herausforderungen zu lösen. Ein tieferes Verständnis von Agroforstsystemen ermöglicht es, komplexere Produktionssysteme zu entwickeln und zu bewirtschaften, die zu einigen Zielen des Biolandbaus einen Beitrag leisten: vielfältige und durch die optimierte Ressourcennutzung hohe Erträge, gestärkte natürliche Regulierungsfunktionen wie Nährstoffkreisläufe und natürliche Schädlings- und Krankheitsregulation, Biodiversität und Klimaresilienz sowie höhere Ressourceneffizienz und Lebensqualität für die Landwirtinnen und Landwirte.
Inter- und transdisziplinäre Ansätze sind grundlegend, um Agroforstsysteme weiterzuentwickeln und die beschriebenen Effekte auf Feld-, Betriebs-, Regional- und Landschaftsebene zu erreichen. Forschung zu Agroforstsystemen verbindet Wissen über traditionelle Agroforstsysteme mit Erfahrungen innovativer Landwirtinnen und Landwirte weltweit. Wissenschaftliche Methoden aus den Nutztier-, Pflanzenbau-, Forst-, Boden-, Naturschutz-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften werden kombiniert, wobei jede Disziplin von der anderen lernt und so ein neues systemisches Verständnis entsteht