Das 1973 gegründete Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL ist die weltweit führende private Forschungseinrichtung im Bereich Biolandwirtschaft. Es untersucht und entwickelt gemeinsam mit der Praxis Methoden und Anwendungen für den Biolandbau und ist in diesem Bereich eines der führenden Forschungs- und Informationszentren. Die Stärken des FiBL sind interdisziplinäre Forschung, gemeinsame Innovationen mit Landwirt*innen und der Lebensmittelbranche sowie ein rascher Wissenstransfer. Der FiBL Gruppe gehören derzeit das FiBL Schweiz (gegründet 1973), FiBL Deutschland (2001), FiBL Österreich (2004), ÖMKi (Ungarisches Forschungsinstitut für biologischen Landbau, 2011), FiBL Frankreich (2017) und das gemeinsam von den fünf nationalen Instituten getragene FiBL Europe (2017) an. An den verschiedenen Standorten sind über 400 Mitarbeitende tätig (Stand 2022), davon 290 am Standort Schweiz. (Stand 2022)
Das FiBL Schweiz ist mit zwei Standorten in Frick und Lausanne vertreten. Das FiBL Schweiz gliedert sich in sieben Departemente der Forschung und Beratung: Boden-, Nutzpflanzen- und Nutztierwissenschaften, Agrar- und Ernährungssysteme, Internationale Zusammenarbeit, das Departement Westschweiz sowie Beratung, Bildung & Kommunikation. Nicht zuletzt durch den seit 1978 laufenden sogenannten "DOK-Versuch" hat das FiBL eine hohe Bekanntheit erlangt. Erstmals wurden biologisch-dynamische, organisch-biologische und konventionelle Anbausysteme mittels wissenschaftlicher Methoden verglichen. Auf den Versuchsflächen des DOK-Versuchs in Therwil werden bis heute mit Agroscope und weiteren Forschungspartnern eine Vielzahl an Projekten realisiert. Der Versuch ist die Grundlage zahlreicher europäischer Projekte.
1966 veröffentlichte die Tageszeitung Tat einen Artikel von Philippe Matile, ETH-Professor für Pflanzenbiologie und späteres Stiftungsratsmitglied des FiBL Schweiz (1973 bis 1987). Der mit "Die Grenzen der Kunstdüngerwirtschaft" betitelte Text handelte von der Vision einer Landwirtschaft, die auf Kunstdünger verzichten kann und löste kontroverse Reaktionen aus. Aus den dadurch entstandenen Diskussionen mit verschiedenen Akteur*innen, darunter Politiker*innen und Biopioniere, wurde schnell klar, dass die Biolandwirtschaft eine eigene Forschungs- und Beratungsinstitution braucht. Deshalb reichte im Jahr 1970 Nationalrat Heinrich Schalcher, späterer Stiftungsratspräsident des FiBL Schweiz (1973 bis 1978), beim Parlament einen Vorstoss für eine Forschungseinrichtung ein, die sich ausschliesslich mit der biologischen Landwirtschaft befassen sollte. Trotz Ablehnung dieses Vorstosses, liessen Matile und Schalcher nicht locker.
Als Folge dieser Ablehnung gründeten Biobäuerinnen und -bauern, Vermarkter*innen und Forschende 1973 eigenständig das FiBL als private Stiftung. Ab 1974 war das Institut in Oberwil bei Basel ansässig. Ziel war es, die Biobäuerinnen und -bauern durch Forschungsprojekte und Beratung zu unterstützen und die Aufklärung und Zusammenarbeit von Produzent*innen und Konsument*innen zu fördern. In den 1970ern begannen die vier Biolandbau-Organisationen Demeter, Biofarm, Bioterra, damals Schweizer Gesellschaft für biologischen Landbau, und die Westschweizer Progana unter der Leitung des FiBL gemeinsame Grundsätze für den biologischen Landbau zu erarbeiten. 1977 wurde der erste Biolandbaukurs in Form von Tageskursen auf Höfen durchgeführt. 1981 gründete das FiBL zusammen mit Demeter, Biofarm, Bioterra und Progana den Verband Schweizerischer Biologischer Landbau-Organisationen (VSBLO) – die spätere Bio Suisse. Die Knospe der VSBLO (der heutigen Bio Suisse) war ursprünglich das Logo des FiBL und wurde von Philippe Matile mitentworfen. Die VSBLO legte genaue Richtlinien für die biologische Landwirtschaft fest, welche später als Grundlage für die internationalen Biolandbau-Richtlinien dienten. 1992 folgte ein politischer Etappensieg: der Biolandbau wird als "förderungswürdige Produktionsform" in das schweizerische Landwirtschaftsgesetz aufgenommen. Der erste vierjährige Leistungsauftrag an das FiBL wurde zwei Jahre später vergeben.
1997 zog das FiBL nach Frick um. 60 Wissenschaftler*innen und Berater*innen zählte das Institut inzwischen. Im selben Jahr organisierte das FiBL den wissenschaftlichen Weltkongress der IFOAM in Basel mit dem Motto "The World Grows Organic", welcher über 2000 Teilnehmende zählte.
Seit das FiBL vor 25 Jahren nach Frick umgezogen ist, sind die Forschungs- und Beratungstätigkeiten des Instituts deutlich gestiegen, die Zahl der Mitarbeitenden hat sich vervierfacht und es wurden mehrere Schwesterinstitute gegründet. Die Gebäude am Standort Frick wurden im Lauf der Zeit immer mehr. 2014 beschloss der Bundesrat eine Aufstockung der Bundesfinanzierung für das FiBL Schweiz ab 2016. Ebenfalls 2016 entschied sich der Kanton Aargau, das Institut mit elf Millionen Franken aus dem Swisslos-Fonds für den weiteren Ausbau seiner Forschungsinfrastruktur zu unterstützen. Die Erweiterung des FiBL Campus wurde Ende 2021 abgeschlossen und 2022 feierlich eingeweiht. Dazu zählen das Forschungsgewächshaus und der Ausbau der Forschungslabors, der moderne und tiergerechte Forschungsstall und das neue Tagungs- und Bürogebäude mit dem grosszügigen FiBL Restaurant. Dieser Erweiterungsbau ermöglichte es, die personellen Kapazitäten noch weiter auszubauen, um so dem steigenden Forschungsbedarf in der Biolandwirtschaft und dem Biomarkt gerecht werden zu können.
Das FiBL arbeitet in sogenannten Versuchsnetzwerken eng mit Landwirtschaftsbetrieben zusammen und forscht direkt auf deren Höfen, sodass die gewonnenen Erkenntnisse schnell wieder zurück in die Praxis fliessen. Praxisnahe Forschung ist für das Institut identitätsstiftend. Die Versuchsnetzwerke sind thematisch in drei Teilbereiche gegliedert und sind via Karten einsehbar:
Für die spezifischen Forschungsbedürfnisse der Schweiz hat das FiBL Schweiz 2015 zusammen mit Agroscope und Bio Suisse das Nationale Bioforschungsforum (NBFF) gegründet. Das NBFF ist die Stakeholder-Plattform der Schweizer Biolandwirtschaft, diskutiert aktuelle Herausforderungen und erfasst Forschungsbedürfnisse der Biopraxis.
Auf internationaler Ebene engagierte sich das FiBL schon seit 1975 – so zum Beispiel in der International Federation of Organic Agriculture Movements (IFOAM – Organics International), zu deren Mitgliedern es zählt und dessen Sekretariat in den Anfängen am FiBL angesiedelt war. In den 1990er-Jahren entstand am FiBL Schweiz eine Fachgruppe, die sich der internationalen Zusammenarbeit verschrieb. Aus dieser ging das Departement für Internationale Zusammenarbeit hervor, das mit und in Entwicklungs- und Schwellenländern in zahlreichen Projekten landwirtschaftliche Forschung und Beratung betreibt. Das Programm Farming Systems Comparison in the Tropics (SysCom) beispielsweise erforscht seit 2007 in Bolivien, Kenia und Indien das Potenzial des Biolandbaus in den Tropen. 2003 hat das FiBL zudem die International Society of Organic Agriculture Research (ISOFAR) mit aufgebaut. Dank der starken internationalen Vernetzung, auch innerhalb der FiBL Gruppe, ist das FiBL auch weit über die Schweiz hinaus ein sehr gefragter Forschungs- und Beratungspartner.