Das FiBL feiert am Samstag, 23. August 2003 seinen 30. Geburtstag. Zu diesem Anlass werden die Gäste mit 16 Reisecars in ihren Wohnregionen in der ganzen Schweiz abgeholt. Die über 1000 Gäste sind Biobäuerinnen und Biobauern, Bioverarbeiter und Biokonsumentinnen. Auf dem Weg nach Frick besucht jede Bustour interessante Biohöfe, Verarbeitungsbetriebe und Biorestaurants. Das FiBL will damit visualisieren, dass Bioforschung nicht nur am Institutsstandort in Frick, sondern in der ganzen Schweiz statt findet. Die FiBL-Forscher führen ihre praxisnahen On-farm-Versuche auf über 200 Biobetrieben im ganzen Land durch. Damit können die Forscher von den Biobäuerinnen und die Biobauern von den Forscherinnen lernen.
Einen der wichtigsten Meilensteine in der FiBL-Geschichte konnten die Fricker Bioforscher im Mai 2002 setzen, am langen und steinigen Weg zur Anerkennung der biologischen Landwirtschaft. In der weltweit wichtigsten Wissenschaftszeitschrift „Sciene“ durfte ein Artikel über die Vorzüge des Biolandbaus punkto Effizienz und Nachhaltigkeit veröffentlicht werden. Das FiBL und die weltweite Bioforschung stiegen damit in den Olymp der Wissenschaft auf.
Prompt hatte diese Publikation jedoch Misstöne zur Folge. Diese positiven Resultate seien kein Wunder, hiess es von amerikanischen Forscherkollegen. Die Unterschiede, die im DOK-Langzeitversuch in Therwil zwischen biologisch-dynamischer, organisch-biologischer und konventioneller Bewirtschaftung nachgewiesen worden sind, seien darauf zurückzuführen, dass die Forscherinnen und Forscher am FiBL vom Biolandbau überzeugt seien. In Wirklichkeit spiele es gar keine Rolle, ob ein Stickstoffatom mineralischer oder organischer Herkunft sei. Punkt.
Solche Anfeindungen mögen heute skurril klingen. Bei der Gründung des FiBL vor 30 Jahren waren sie aber an der Tagesordnung. Noch 1970 beurteilte der Bundesrat Bioforschung als irrelevant und daher unnötig, der Biolandbau wurde als Sand im Getriebe der Agrarindustrie wahrgenommen, eine Randerscheinung extremistischer Kreise, die jeder naturwissenschaftlichen Grundlage entbehrt.
In diesem Umfeld gründeten unentwegte Wissenschafter, Geschäftsleute und Landwirte 1973 die Stiftung zur Förderung des biologischen Landbaus, die als ersten Versuchsbetrieb den Bruderholzhof in Oberwil BL übernehmen konnte. Der erste Direktor, Hardy Vogtmann, der unterdessen als Präsident des deutschen Bundesamtes für Naturschutz Karriere machte, betrieb das FiBL zunächst als Einmannbetrieb. Sein Büro befand sich im ehemaligen Knechtenzimmer des Bruderholzhofes.
Bald sollte er aber andere Forscher um sich scharen können und der Platz wurde knapp. Zwei Mal zog das Institut in Oberwil in grössere Gebäude um. Als auch die Villa auf dem Bernhardsberg zu klein wurde, wo die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuletzt in Baracken notdürftig untergebracht waren, kam es 1997 zum grossen Umzug in die Gebäude der vormaligen Landwirtschaftsschule Frick im Kanton Aargau, wo es jetzt auch schon wieder eng wird.
Bis 1985 der erste Beitrag der öffentlichen Hand floss, finanzierte sich das FiBL ausschliesslich über Projekte und Spendengelder. Einerseits hing dadurch das Fortbestehen stets von der Qualität der Arbeit und dem Goodwill der spendebereiten Bevölkerung ab, andererseits war das Institut dadurch in der Nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung von Beginn weg sehr gut verankert und lernte früh, Forschungsprojekte zu akquirieren; eine Stärke, die dem FiBL in Zeiten, da der Bund in der landwirtschaftlichen Forschung sparen muss, zugute kommt. Heute erhält das FiBL bei einem Jahresbudget von 13 Millionen Franken fünf Millionen vom Bund.
Auch das breit angelegte Tätigkeitsfeld des Instituts hat historische Wurzeln. Heute wird am FiBL geforscht, das aus der Forschung gewonnene Wissen allgemeinverständlich aufbereitet und durch Beratung und Bildung an die Biobäuerinnen und Biobauern weiter gegeben. In Umfragen zur Wissensvermittlung erntet der Fricktaler Betrieb jeweils sehr gute Noten. Diese Vielfalt der Tätigkeiten verdankt das Institut dem Umstand, dass es vor Jahren ausser dem FiBL niemand gab, der sich um die spezifische Beratung, Aus- und Weiterbildung der Biobauern kümmern mochte.
Seit Mitte der 1990er Jahre engagiert sich das FiBL zunehmend auch im Ausland, in der EU, den Ländern des Südens und in Osteuropa. Die internationale Ausrichtung prägte das FiBL seit seiner Gründung. In den 1970er Jahren beherbergte es das Sekretariat der Ifoam, des weltweiten Biodachverbandes, vom FiBL aus gingen wichtige Impulse für die Schaffung internationaler Biorichtlinien, und bereits vor 25 Jahren startete das erste Beratungsprojekt in Bolivien. Vor zwei Jahren erhielt das FiBL in Frick eine Schwester, ein FiBL in Berlin und Frankfurt. Ein zweites Schwesterchen dürfte demnächst folgen – in Österreich.
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Weitere Informationen: Urs Niggli
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