"Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie aus der Frucht einer Baumwollpflanze Ihr T-Shirt wird? Dann sind Sie hier richtig. Hier finden die ersten Schritte statt. Wir verarbeiten ausschliesslich Biobaumwolle. Wenn die Baumwolle bei uns eintrifft, prüfen wir sie zunächst auf Verunreinigungen mit gentechnisch veränderter Baumwolle und entfernen alle kontaminierten Chargen. Wir trennen die verschiedenen Qualitäten, denn nicht jede Baumwolle kann den höchsten Qualitätsanforderungen genügen. In unserer Entkörnungsanlage trennen wir die Baumwollfasern von den Samen, reinigen die Fasern und pressen sie zu Ballen. Am Ende erhält man aus einer Tonne gepflückter Baumwolle zwei Ballen Fasern. Man stellt sich Faserballen ganz flauschig und leicht vor, aber ein Ballen wiegt 165 Kilogramm und ist so hart wie ein Ziegelstein.
Ursprünglich komme ich aus Punjab, dem indischen Bundesstaat im Nordosten des Landes. Ich habe dort in einer Entkörnungsfabrik gearbeitet, und meinem Chef gefiel meine Arbeit. Als dann hier in Madhya Pradesh eine neue Entkörnungsfabrik eröffnet wurde, empfahl er mich als Produktionsleiter. Ich ergriff die Gelegenheit und zog ganz hierher, mehr als tausend Kilometer von meinem Heimatort entfernt. Anfangs fühlte ich mich hier einsam und wollte zurückgehen. Die Sprachbarriere war ein Problem für mich. Obwohl die meisten Menschen in Indien Hindi sprechen, sind die lokalen Sprachen diejenigen, die die Menschen am liebsten sprechen. Mit der Zeit lernte ich die Landessprache, und obwohl ich beim Sprechen manchmal immer noch zum Punjabi zurückkehre, fühle ich mich hier jetzt zu Hause. Wir haben hier unsere Familie grossgezogen, unsere Freunde sind hier, und ich habe eigenes Land, auf dem ich biologischen Landbau betreibe und Reis, Weizen und Mais anbaue.
Als ich hierherzog, dachte ich, biologischer Landbau sei eine veraltete und rückständige Form der Landwirtschaft. Aber ich habe gelernt, das Land hier zu lieben, wo die Luft frisch ist und der biologische Landbau stark ist. Im Punjab war die grüne Revolution sehr erfolgreich: Die Produktion ist hoch, das Land wird mit Traktoren bearbeitet und die Landwirte setzen alle möglichen chemischen Mittel ein. Aber ich habe das Gefühl, dass die Luft verschmutzt ist, die Böden sich verschlechtern und der Wasserspiegel sinkt. Ich hoffe, dass die Menschen anfangen, den Unterschied zu erkennen - dass sie sehen, wie die biologische Landwirtschaft besser für die Umwelt ist, wie sie einst geschädigte Böden verbessert, wie sie für Insekten nützlich ist, wie sie besser für die menschliche Gesundheit ist und wie sie alles Leben auf dem Hof erhöht. Ich hoffe, dass mehr Menschen erkennen, dass der biologische Landbau unsere Zukunft sein muss."
Vasudev Bajad ist 60 Jahre alt und lebt in Kasrawad. Er arbeitet seit 27 Jahren in einer biologischen Baumwollentkernungs- und -pressanlage von Remei India Ltd.
fibl.org: Faces of Organic Cotton