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Forschende der englischen Food Standard Agency (FSA) sorgten 2009 für Aufsehen. Aufgrund einer Literaturstudie verkündeten sie, Bioprodukte seien nicht besser als konventionelle. Leider kommunizierten auch Schweizer Medien die Studie unkritisch. Die höchst problematische Forschungsmethode blieb unerwähnt. Ebenso die Tatsache, dass neuere und breitere Forschungen genau das Gegenteil beweisen: Nämlich dass Bioprodukte ernährungsphysiologisch nachweisbar besser sind. Bioprodukte haben zum Beispiel deutlich höhere Gehalte an bioaktiven Stoffen wie zum Beispiel Flavonoide und Glucosinolate.

Die FSA-Studie stützt sich auf eine Vielzahl von Untersuchungen, die zwischen 1958 und 2008 durchgeführt worden sind. Die Ergebnisse der FSA-Studie wurden auch an der Tagung der Gesellschaft für Ernährung am 17. September 2009 in Bern vorgestellt.

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FSA-Studie ist einseitig und lückenhaft

Die FSA-Studie ist höchst problematisch. Sie verfälscht die Ergebnisse der wissenschaftlichen Literatur, indem eine riesige Anzahl von Studien als belanglos, wissenschaftlich nicht korrekt und als wissenschaftlich unbefriedigend dargestellt und weggelassen wurde. Die Kriterien für die Unterscheidung zwischen „guten“ und „schlechten“ Studien sind unkorrekt und willkürlich. Insgesamt 10 Studien wurden weggelassen, weil biologisch mit integriert verglichen wurde (integrierte Produktion ist die moderne konventionelle Produktion) und 87 Studien wurden weggelassen, weil es sich nicht um zertifizierte Bioprodukte handelte, was bei Feld- und Gewächshausexperimenten nicht möglich ist, da wegen der Versuchstechnik und der Statistik konventionelle neben biologischen Parzellen auf dem gleichen Standort liegen. Ausserdem wurden alle Ergebnisse eines ganz neuen EU-Forschungsprojektes (30 Institute und Universitäten, 18 Millionen Euro) nicht berücksichtigt, weil diese erst nach Abschluss der FSA-Studie publiziert wurden.

Die FSA-Studie hat auch den Aspekt der Pestizid-Rückstände ausgeblendet, da nach Einschätzung des CEO der FSA, Tim Smith, „Pestizide kein unakzeptables Risiko für die menschliche Gesundheit darstellten“. Gerade bezüglich unerwünschter Inhaltsstoffe wie Pestizide, Herbizide, aber auch hohe Stickstoff- und Nitratgehalte sind Bioprodukte aber sehr günstig und werden deshalb in hohem Masse für Babynahrung verarbeitet.

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Bioprodukte sind ernährungsphysiologisch besser

Urs Niggli, Direktor des FiBL, ist mit den Schlussfolgerungen der FSA-Studie nicht einverstanden. Er leitete zusammen mit Professor Carlo Leifert von der Universität Newcastle in Grossbritannien ein 5jähriges Forschungsprojekt, welches von der EU, von der Schweiz sowie von verschiedenen anderen europäischen Ländern mit insgesamt 18 Millionen Euro finanziert wurde (QLIF-Studie). Die zahlreichen Feldexperimente, Untersuchungen und Analysen bei Milchviehherden, welche in ganz Europa durchgeführt worden sind, bestätigen die Tatsache, dass Bioprodukte ernährungsphysiologisch besser sind. Bioprodukte haben zum Beispiel deutlich höhere Gehalte an sekundären Pflanzenstoffen, sogenannt bioaktive Stoffe, wie zum Beispiel Flavonoide und Glucosinolate.

Wie die neue QLIF-Studie weiter zeigt, weist Biomilch vor allem im Sommer 40 bis 60 Prozent mehr Omega-3 Fettsäuren und konjugierte Linolsäuren (CLA) sowie 30 bis 70 Prozent mehr Vitamine, Carotinoide und andere Antioxidantien auf.

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Organische Düngung und artgerechte Fütterung machen den Unterschied

Hauptursache für die bessere Qualität der Bioprodukte ist die organische Düngung, deren Wirkung bisher unterschätzt wurde. Sie erhöht gegenüber der mineralischen Düngung beim konventionellen Landbau nicht nur die Gehalte an bioaktiven Stoffen, sondern beeinflusst auch die Genexpression, die Eiweißprofile und die Konzentration von Stoffen, welche die Abwehrkräfte der Pflanzen stärken. Sekundäre Pflanzenstoffe (oder bioaktive Stoffe) wirken im tierischen und menschlichen Körper als Antioxidantien. Das sind Substanzen, die als Radikalfänger im menschlichen Organismus bei der Infektionsabwehr entzündungshemmend wirken und das Risiko für bestimmte Krebskrankheiten und Herzkreislaufbeschwerden sowie arteriosklerotische Erkrankungen verringern können.

Bei der Biomilch spielt die artgerechte Fütterung der Tiere mit Gräsern und Kräutern eine wichtige Rolle für die Zusammensetzung der Milch. Die günstigere Zusammensetzung der Fettsäuren ist vorteilhaft für die menschliche Gesundheit. LDL-Cholesterin-Werte lassen sich senken, die Verklumpung von Blutplättchen in den Blutgefässen wird vermindert.

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Biolandbau leistet wichtigen Beitrag für Arten-, Klima- und Landschaftsschutz

Im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft wirkt sich der Biolandbau auch positiv auf die biologische Vielfalt aus. Neben der Ausstattung mit naturnahen und miteinander vernetzten Flächen ist vor allem die naturschonende Bewirtschaftung von Bedeutung. Biobetriebe haben wegen der gezielten Förderung von Nützlingen zur Schädlings-bekämpfung und den Bewirtschaftungsrestriktionen (Verzicht auf Pestizide und chemisch-synthetische Düngermittel) einen höheren Anreiz, ökologische Ausgleichsflächen wie z.B. Hecken anzulegen.

Durch den Verzicht auf die sehr energieaufwändige Herstellung und den Einsatz von Pestiziden und Mineraldünger leistet der Biolandbau einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Durch den höheren Humusgehalt der Böden lässt sich beim Biolandbau zudem mehr Kohlenstoff speichern als bei der konventionellen Bewirtschaftung.

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  • Niggli, U.; Schmid, O.; Stolze, M.; Sanders, J.; Schader, C.; Fließbach, A.; Mäder, P.; Klocke, P.; Wyss, G.; Balmer, O.; Pfiffner, L. und Wyss, E. (2009) Gesellschaftliche Leistungen der biologischen Landwirtschaft. FiBL, Frick
  • Alfoeldi, T.; Fliessbach, A.; Geier, U.; Kilcher, L.; Niggli, U.; Pfiffner, L.; Stolze, M. und Willer, H. (2002) Organic Agriculture and the Environment. In: El-Hage Scialabba, Nadia und Caroline, Hattam (Hrsg.) Organic agriculture, environment and food security, Food and Agriculture Organisation of the United Nation (FAO), Rome, Kapitel 2.