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Hintergrund zur Qualität von Bioprodukten

Die Herstellung biologischer Lebensmittel unterscheidet sich in vielen Punkten grundsätzlich von der Herstellung herkömmlicher Lebensmittel. Mit ihren Prinzipien versucht die Biobewegung allen Aspekten der Nachhaltigkeit zu entsprechen. Dies legt nahe, dass wir für eine nachhaltige Ernährungsweise auf regionale, saisonale, umweltschonend und sozial hergestellte, verarbeitete und gehandelte Lebensmittel achten sollten; denn unser Wohlbefinden wird nicht nur durch unser Essverhalten beeinflusst, sondern auch durch die Art, wie die Lebensmittel hergestellt werden. Breit angelegte Studien in Frankreich und Deutschland zeigen, dass Konsumentinnen und Konsumenten von nachhaltigen Biolebensmitteln gesünder sind. Macht dies nun Biolebensmittel grundsätzlich gesünder als herkömmliche oder achten Biokonsumentinnen und -konsumenten einfach mehr auf ihre Gesundheit? Vermutlich tragen Biolebensmittel insgesamt zu einem gesunden Lebensstil bei, welcher Rücksicht auf die Gesellschaft und die Natur nimmt.

Am Beispiel von Obst und Gemüse sowie Convenience Food zeigen wir im Folgenden verschiedene Aspekte herkömmlicher und biologischer Lebensmittel auf.

Früchte und Gemüse

Obst und Gemüse sind der Inbegriff für gesunde Nahrungsmittel. Ihr Anbau erfordert jedoch in den meisten Fällen viel Pflege. Häufige Pflanzenschutzmittelanwendungen im herkömmlichen Anbau bergen ein erhöhtes Risiko für Rückstände auf dem Erntegut. Biologische Früchte und Gemüse hingegen sollten nur mit natürlichen Substanzen in Kontakt kommen und deshalb frei von unerwünschten Rückständen sein. Am Beispiel der Früchte und Gemüse lässt sich die Problematik unerwünschter Rückstände darlegen.

Manche Gemüsearten reagieren sehr anfällig auf einen Befall durch Schädlinge und Krankheiten. Ein solcher kann die Erntemenge reduzieren, die Lagerfähigkeit beeinträchtigen oder zu Qualitätsverminderungen führen (zum Beispiel Schorfflecken auf Äpfeln). Heute tolerieren die wenigsten Konsumentinnen und Konsumenten einen sichtbaren Krankheits- oder Schädlingsbefall auf Lebensmitteln. Deshalb werden viele Obst- und Gemüsekulturen intensiv mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Da für Biolebensmittel weitgehend die gleichen Anforderungen an die äussere Qualität gelten wie für herkömmliche Lebensmittel, stellt der Anbau von biologischem Obst und Gemüse hohe Anforderungen an die Produzentinnen und Produzenten. Im Biolandbau werden Schädlinge und Pflanzenkrankheiten in erster Linie durch vorbeugende Massnahmen in Schach gehalten. So werden beispielsweise neben Kohlfeldern Streifen mit blühenden Pflanzen angesät. Diese Blüten locken Nützlinge an, welche ihrerseits die Schädlinge parasitieren. Nur wenn sich die vorbeugenden Massnahmen als ungenügend erweisen, um die hohen Anforderungen an die äussere Qualität zu erfüllen, dürfen im Biolandbau Pflanzenschutzmittel mit natürlichen Wirkstoffen eingesetzt werden.

Herkömmliches Obst und Gemüse ist oft mit Pestizidrückständen belastet. Mit den heutigen, empfindlichen Messmethoden können auch in Biolebensmitteln Spuren von Pestiziden nachgewiesen werden. Aufgrund der bisher publizierten vergleichenden Untersuchungen enthalten biologische Lebensmittel jedoch deutlich seltener Pestizidrückstände als herkömmliche Lebensmittel (siehe untenstehende Grafik). Werden auf Biolebensmitteln Rückstande gefunden, so liegen diese – im Gegensatz zu herkömmlichen Lebensmitteln – meist im Spurenbereich  unter 0.01 Milligramm pro Kilogramm. Das Ökomonitoring des Bundeslandes Baden-Württemberg hat für einen Zeitraum von 10 Jahren für biologische Früchte und Gemüse eine 180-mal geringere Pestizidbelastung berechnet als für vergleichbare herkömmliche Lebensmittel. Und eine grossangelegte Studie in Europa hat bestätigt, dass in biologischen Frischprodukten wesentlich seltener Rückstände gefunden werden.

Synthetische Pestizide in Biolebensmitteln: Wie ist das möglich?

Trotzdem kann es vorkommen, dass auch biologische Lebensmittel Pestizidrückstände aufweisen. Diese können die Folge eines unerlaubten Einsatzes synthetischer Pestizide im Anbau oder in der Lagerung sein. In solchen Fällen bleiben meistens Pestizidrückstände von deutlich über 0.01 mg pro Kilogramm auf dem Erntegut haften. Rückstände im Spurenbereich sind in der Regel nicht auf absichtliche Anwendungen zurückzuführen, sondern die Folge von Abdrift von Sprühnebel aus herkömmlich bewirtschafteten Nachbarparzellen oder einer Übertragung im Lager- oder Packbetrieb. Solche Verunreinigungen sind nicht im Interesse der Biolandwirte. Deshalb unternehmen deren Verbände alles, um solche Verunreinigungen zu vermeiden. 

Pflanzenschutzmittelrückstände auf biologischem und herkömmlichem Obst und Gemüse

Die Untersuchung von 253 biologischen und 1'803 herkömmlichen Proben von Obst und Gemüse in Baden-Württemberg im Jahr 2013 zeigt grosse Unterschiede im Gehalt an Pflanzenschutzmittelrückständen auf. Während nur wenige Prozent der Biofrischprodukte mehr als 0,01mg Pestizide pro kg aufweisen, sind drei Viertel des herkömmlich produzierten Obstes und Gemüses deutlich belastet.

Convenience Food

Convenience Food steht für Fertig- oder Halbfertiggerichte, die einfach und schnell zubereitet und bequem konsumiert werden können. Die große Nachfrage nach solchen Lebensmitteln hat dazu geführt, dass viele Convenience-Produkte heute auch in Bioqualität in den Kühlregalen stehen. Ist dies mit den Bioprinzipien zu vereinbaren?

Ein Nachteil von Fertigprodukten ist der hohe Anteil an Konservierungsmitteln und anderen Zusatzstoffen. Zusatzstoffe dienen unter anderem der Färbung, der Konservierung oder der Sensorik (Aroma, Süssigkeit). Mehr als 320 Zusatzstoffe sind in Europa für die Verarbeitung herkömmlicher Lebensmittel zugelassen. Für alle diese Stoffe muss die gesundheitliche Unbedenklichkeit garantiert werden. Trotzdem ist deren Einsatz in vielen Fällen unnötig und unnatürlich. Bioprodukte sollen authentisch sein. Deshalb sind in der Biolebensmittelverarbeitung nur die unverzichtbaren Zusatzstoffe erlaubt.

Anzahl erlaubter Zusatzstoffe für die Verarbeitung von Lebensmitteln in Europa

 

Zum Beispiel: Getrocknete Aprikosen

Wie sich die Zulassung der Zusatzstoffe auf die Lebensmittelverarbeitung auswirkt, zeigt folgendes Beispiel: Wieso sind herkömmliche getrocknete Aprikosen orange, während biologische Aprikosen eine dunkelbraune bis schwarze Farbe haben? Herkömmliche Aprikosen dürfen in der EU mit bis zu 2000 Milligramm Sulfit (E220) pro Kilogramm Früchte behandelt werden. Dies verhindert die Farbveränderung, schützt jedoch auch vor Pilzen und Bakterien. Die Schwefelung ist unnatürlich und wäre im Prinzip nicht nötig, denn getrocknete Früchte sind auch ohne Konservierungsmittel sehr lange haltbar. Deshalb ist die Zugabe von Sulfit zu Bioaprikosen nicht erlaubt.

Die Texte dieser Hintergrundseite stammen aus dem FiBL Dossier "Nachhaltigkeit und Qualität biologischer Lebensmittel".