Das FiBL engagiert sich stark für die Forschung und Förderung der Biozüchtung und verfolgt dabei sowohl in der Pflanzenzüchtung als auch in der Tierzüchtung einen Systemansatz. Wir fördern standortangepasste Züchtung und orientieren uns dabei an den Richtlinien der Internationalen Vereinigung der Biolandbaubewegungen "IFOAM – Organics International" und des europäischen Konsortiums für ökologische Pflanzenzüchtung "ECO-PB". Vor allem die FiBL-Gruppe der Pflanzenzüchtung wurde in den letzten Jahren massiv ausgebaut, um dem Bedarf an einer eigenständigen Züchtung Rechnung zu tragen. Mit der Supportstelle unterstützen wir praktische Biozüchter bei der Einwerbung von öffentlichen Fördergeldern. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des FiBL engagieren sich auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene sehr stark für die Förderung der Biozüchtung und den Aufbau von Netzwerken. Darüber hinaus ist das FiBL auch Wissensträger, stellt Dokumentationsmaterial (z.B. das Dossier "Techniken der Pflanzenzüchtung – Eine Einschätzung für den ökologischen Landbau", online und kostenlos erhältlich, siehe unten unter "Downloads") bereit und informiert und diskutiert offen über neue Technologien und deren Konsequenzen.
Neue Techniken zu bewerten und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen ist letztlich eine gesellschaftliche Aufgabe. Dieser Debatte stellt sich auch der Biolandbau. Dafür sind interne Diskussionen notwendig und wir müssen uns mit unserer Position auch der Öffentlichkeit und den zunehmenden Anfragen der Medien stellen. Dabei geniessen die Mitarbeitenden des FiBL das Recht auf freie Meinungsäusserung und wir stehen zu einer Pluralität von Meinungen.
Die Entscheide, welche Techniken den Grundsätzen des Biolandbaus entsprechen, müssen die Verbände treffen. Das haben sie auch auf nationaler Ebene (BÖLW), EU-Ebene (IFOAM EU) und internationaler Ebene (IFOAM – Organics International) bereits getan.
Angesichts des jüngsten Gutachtens des Generalanwalts Bobek des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 18. Januar 2018 ist jedoch die Wahrscheinlichkeit stark gestiegen, dass gewisse Techniken, die vom Biosektor abgelehnt werden, nicht unter das Gentechnikgesetz fallen werden. Das stellt den Biosektor vor sehr grosse Herausforderungen. Darauf hinzuweisen gehört auch zu den Aufgaben eines unabhängigen Forschungsinstituts, das zum Ziel hat, die Biolandwirtschaft zu fördern.
Wie auch immer die Diskussion um die Einordnung dieser neuen Techniken ausgeht: Sie stellt den Biosektor vor riesige Herausforderungen, Instrumente zur Wahrung der Transparenz zu entwickeln und Anstrengungen zur Biozüchtung zu intensivieren. Dies kann nur als gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten gelingen. Eine Auseinandersetzung oder gar Streit über den richtigen Weg lässt sich dabei nicht immer vermeiden, muss aber am Ende wieder zum Schulterschluss führen.
Monika Messmer, FiBL Schweiz