Mit der "Farm to Fork"-Strategie möchte die Europäische Kommission bis 2030 einen Bioanteil von 25 Prozent an der gesamten Landwirtschaftsfläche der Europäischen Union erreichen. Dazu wird die Kommission diese Woche ihren Bioaktionsplan vorstellen. Jeder Mitgliedstaat ist angehalten einen nationalen Strategie- bzw. Aktionsplan zu entwickeln. Für viele Staaten, in denen der Biolandbau bisher eine untergeordnete Rolle spielt, stellt das eine große Herausforderung dar. Doch auch Österreich als Vorreiterland der biologischen Landwirtschaft stellt diese Vorgabe vor neue Herausforderungen.
Zukunftsstrategie "Bio2030"
Um Vorschläge für Handlungsoptionen und konkrete Maßnahmen für die weitere Entwicklung der biologischen Landwirtschaft in Österreich bis 2030 zu definieren, hat das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus die Studie "Stärkung der biologischen Landwirtschaft in Österreich bis 2030" beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL in Auftrag gegeben. Das in dieser Studie definierte, übergeordnete Ziel für die erfolgreiche Entwicklung der biologischen Landwirtschaft in Österreich bis 2030 ist es, ein deutliches und zugleich ausgewogenes Wachstum über die gesamte Wertschöpfungskette zu ermöglichen.
Das zentrale Ergebnis des Projektes ist ein Maßnahmenkatalog, der einerseits konkrete Maßnahmen für die weitere Entwicklung der Biolandwirtschaft in den nächsten Jahren beinhaltet, und andererseits übergeordnete Leitplanken und Rahmenbedingungen für die Umsetzung vorschlägt.
Auf Basis dieser Studie erarbeitet das Bundesministerium nun die "Zukunftsstrategie Biolandwirtschaft 2030". Die Ergebnisse werden bis Ende des Jahres in den Nationalen Strategieplan einfließen, welcher die Weichen für die Zukunft der österreichischen Biolandwirtschaft stellen wird.
Österreich aus gutem Grund führend in der Biolandwirtschaft
Im Rahmen des Pressegesprächs betonte Ministerin Elisabeth Köstinger "Österreich ist aus gutem Grund führend in der Biolandwirtschaft, es ist eine Erfolgsgeschichte, die wir weiterschreiben werden. Die Grundlage für den Erfolg war immer, dass wir zeitgerecht die richtigen Maßnahmen gesetzt haben, um Biolandwirtschaft weiter zu entwickeln. Das tun wir auch jetzt, indem wir die notwendigen Weichen stellen. Daher erarbeiten wir für die Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik die Zukunftsstrategie Biolandwirtschaft 2030."
Verbesserung der Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette hat großes Potential
Professor Dr. Urs Niggli, agroecology.science-Präsident und Obmann von FiBL Österreich ergänzte: "In der Wertschöpfungskette gibt es durch eine Verbesserung der Zusammenarbeit in der Rohstoffbeschaffung, Verarbeitung und Vermarktung noch ein großes Potential, neue Absatzkanäle zu erschließen, viel mehr Konsumentinnen und Konsumenten von Bio zu überzeugen und den Export der Marke Österreich effizienter zu machen."
Biologische Lebensmittel aus Österreich können mit Regionalität, höchster Qualität und einer Schonung der natürlichen Ressourcen punkten, so Niggli. Das mache sie langfristig wettbewerbsfähig, auch wenn nun alle in Europa dem Beispiel Österreich folgten und auf Bio setzten. Die einheimische Lebensmittel-Branche könne durch beste Verarbeitungsqualität einen steigenden Anteil der Rohstoffe einer höheren Wertschöpfung zuführen und damit die Wirtschaftlichkeit vom Landwirtschaftsbetrieb bis zum Konsum deutlich verbessern.
Nummer 1 in der Biolandwirtschaftsforschung ist das Ziel
"In einem Gebiet ist Österreich nicht Nummer 1: In der Forschung und Entwicklung (F&E) im Biolandbau. Da haben eindeutig Dänemark, Deutschland und die Schweiz die Nase vorn. Gerade in Österreich ist die Landwirtschaft sehr vielfältig, weshalb es zahlreiche Fragestellungen im Pflanzenbau, in der Tierhaltung und Tiergesundheit, in der Verarbeitung, in der Ökologie und Nachhaltigkeit und in sozialen und wirtschaftlichen Bereich gibt. Nummer 1 in der Biolandwirtschaftsforschung zu werden ist das Ziel", so Niggli.
Zu den zentralen Punkten der Studie zählen:
- Ein weiteres Wachstum im Biobereich braucht eine Ausgewogenheit zwischen Angebot und Nachfrage.
- Passende agrarpolitischen Rahmenbedingungen - ÖPUL-Bioprämie mit zusätzlichen Modulen z.B. in den Bereich Biodiversität, Landschaftsgestaltung und Klimawirkung.
- Für einen steigenden Absatz an Bioprodukten wird in Zukunft der Inlandsmarkt und wahrscheinlich in geringerem Ausmaß der Export von Bedeutung sein.
- Die Wachstumsraten der Bioproduktion in den osteuropäischen, aber auch EU-Ländern werden eine starke Konkurrenz am internationalen Biomarkt sein.
- Ziel für die Entwicklung der biologischen Landwirtschaft in Österreich bis 2030 ist es, ein Wachstum über die gesamte Wertschöpfungskette zu ermöglichen.
- Die Zielsetzung bezieht sich auf keinen bestimmten Bioflächenanteil, sondern vielmehr auf Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis hin zum Konsum.
- Das zentrale Ergebnis des Projektes ist ein Katalog mit 52 Maßnahmen:
- Partizipative Zukunftsstrategie Biolandwirtschaft 2030 mit der gesamten Biowertschöpfungskette und angrenzenden Bereichen (Konsumenteninformation, Forschung, Bildung und Beratung) entwickeln.
- Stärkung der Biowertschöpfungsketten:
- Vermarktungszusammenschlüsse und direkte/alternative Absatzstrukturen fördern und unterstützen
- Austauschforum entlang der Wertschöpfungskette etablieren (Mengenflüsse, Qualität)
- Verstärkung der Verarbeitung von biologischen Rohstoffen in Österreich in höchster Qualität
- Verstärkter Einsatz von Bioprodukten z.B. in der Außer-Haus-Verpflegung.
- Österreich als Nummer 1 in der modernen, innovativen Bioforschung positionieren.
Weitere Informationen
Kontakt
- Susanne Kummer
- Urs Niggli, E-Mail urs.niggli(at)agroecology.science
Link
orgprints.org: Studie "Stärkung der biologischen Landwirtschaft in Österreich bis 2030"