Trotz des technologischen Fortschritts seit der grünen Revolution entsprechen die aktuellen Ernährungssysteme nicht den Bedürfnissen der Gesellschaft und der Umwelt. Die negativen Nebenwirkungen dieser Systeme werden nur selten berücksichtigt, obwohl sich diese versteckten Kosten auf fast zehn Prozent der globalen Wirtschaftsleistung summieren. Die Herausforderungen und versteckten Kosten der aktuellen Ernährungssysteme sind insbesondere in den Tropen spürbar, wo Probleme wie Ernährungsunsicherheit, Unterernährung, sowie die Auswirkungen des Klimawandels eine erhebliche Bedrohung darstellen. Es ist zu erwarten, dass sich diese Hindernisse in Zukunft noch verstärken werden aufgrund des Klimawandels, der demografischen Veränderungen, der politischen Instabilität, der Konflikte und der steigenden Nachfrage nach natürlichen Ressourcen.
Die neuste Publikation des FiBL Schweiz ist ein vierseitiges Faktenblatt mit dem Titel "Agrarökologie und Biolandwirtschaft: Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Tropen". Es zeigt kurz und bündig auf, dass Agrarökologie und biologische Landwirtschaft eine vorteilhafte Transformation der Produktionssysteme in den Tropen ermöglichen können, indem sie 1) eine wachsende Bevölkerung ernähren können, 2) rentabel und bezahlbar und 3) skalierbar sind.
Ernährungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Klimaresilienz
Agrarökologie und Biolandbau tragen durch ihren diversifizierten Anbau zur Ernährungssicherheit in ländlichen Gemeinden, sowie zur Einkommensdiversifizierung bei. Diese Anbausysteme bringen nicht nur bis zu doppelt so hohe Erträge wie konventionelle Systeme, sondern können auch gleichwertige oder sogar höhere Gewinne erzielen. Dies führt in Verbindung mit verbesserter Klimaresistenz, Biodiversität und Bodengesundheit zu geringeren versteckten Kosten für Landwirt*innen und die Gesellschaft. Agrarökologie und Biolandbau lassen sich an unterschiedliche Klimazonen und Anbaubedingungen anpassen und sind skalierbare Lösungsansätze. Sie sind für die Transformation der Ernährungssysteme in grösserem Massstab unerlässlich.
Blockaden überwinden
Obwohl die Argumente für die Agrarökologie und den Biolandbau überzeugend sind, können ihre Vorteile in den meisten Ländern aufgrund politischer und institutioneller Hindernisse und Blockaden nicht ausgeschöpft werden. Grund dafür sind zum Beispiel auch Förder- und Finanzierungsmechanismen, welche die konventionelle Landwirtschaft begünstigen. Um die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen zu meistern, bedarf es gut ausgebildeter und befähigter Entscheidungsträger*innen und Politiker*innen, die Strategien für den Übergang zur Agrarökologie und zum Biolandbau unterstützen und entwickeln.
Über das Faktenblatt
Das Faktenblatt dient als kompakter Überblick über das kürzlich veröffentlichte, umfassende Politikdossier mit dem Titel: "Cultivating change with agroecology and organic agriculture in the tropics: Bridging science and policy for sustainable production systems". Während diese Langversion auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse eingeht, hebt das Faktenblatt prägnant die wichtigsten Schlussfolgerungen für politische Entscheidungsträger*innen hervor und beleuchtet, wie agrarökologische und ökologische Praktiken positive Veränderungen in tropischen Produktionssystemen bewirken können. Das Politikdossier ist in englischer Sprache verfügbar, während das Faktenblatt in Englisch, Deutsch und Französisch vorliegt.
Das Politikdossier und das Faktenblatt wurden im Rahmen der Projekte Knowledge Centre for Organic Agriculture and Agroecology in Africa (KCOA) und Farming Systems Comparison in the Tropics (SysCom) erarbeitet.
Weitere Informationen
Kontakt
- Laura Kemper, FiBL Schweiz
- Lauren Dietemann, FiBL Schweiz
- Beate Huber, FiBL Schweiz
Downloads
- fibl.org: Faktenblatt "Das Potenzial von Agrarökologie und Bio"
- fibl.org: Politikdossier "Cultivating change with agroecology and organic in the tropics"
Links
- systems-comparison.fibl.org: SysCom Projektwebsite
- kcoa-africa.org: KCOA Projektwebsite