(Frick, 8.6.2011) Am Mittwoch wurden die Resultate der Versuche „Klimaneutraler Acker- und Gemüsebau“, die im Herbst 2002 starteten, auf dem Schlatthof in Aesch/BL erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Versuche werden vom Coop Fonds für Nachhaltigkeit unterstützt.
Enge Zusammenarbeit mit Praxis und Beratung
Biologische Landwirte arbeiten mit einer ganzen Reihe von klimaschonenden Massnahmen. Sie setzen Mist, Kompost und Gründünger mit Stickstoff-fixierenden Pflanzen ein und verzichten auf energieintensive Dünger. Mit einer bodenschonenden Bearbeitung kann der Biolandbau noch klimafreundlicher werden. Bodenschonend heisst, den Boden nicht zu tief zu bearbeiten. Das ist für den Biolandbau eine besondere Herausforderung, dient doch die tiefe Bodenbearbeitung auch der Unkrautregulierung. Denn im Biolandbau wird vollständig auf Herbizide verzichtet. Dank der engen Zusammenarbeit von Bauern, Beratern und Forschern können die Systeme laufend optimiert und rasch in die Praxis umgesetzt werden.
Humussteigerung nach sieben Jahren
Der 2002 gestartete Versuch in Frick zeigte nach anfänglichem Ertragsrückgang sehr gute Erfolge. „Die Resultate aus diesem Langzeitversuch sind sehr ermutigend“, freut sich Studienleiter und Bodenspezialist Paul Mäder vom FiBL. „Die reduziert bearbeiteten Böden wiesen 17 Prozent mehr Humus und 37 Prozent mehr Bodenmikroorganismen auf.” Auch die Erträge stiegen nach anfänglichem Rückgang, „die Ertragssicherheit ist verbessert“, sagt Mäder. Die Zunahme des Humusgehaltes im Boden entspricht einem Klimaminderungspotenzial von 2 t Kohlendioxid-Äquivalent pro Hektar und Jahr. Weil die Produktionskosten konstant bleiben, lohne sich die reduzierte Bodenbearbeitung im Fricker Versuch auch finanziell, sagt Paul Mäder. Kurz: die reduzierte Bodenbearbeitung fördert die Bodenfruchtbarkeit, schont das Klima und bedeutet keine Mehrkosten für den Landwirt. Und dies ohne jeglichen Einsatz von chemisch-synthetischen Kunstdüngern und Herbiziden.
Weitere Versuche nötig
Jetzt muss sich der Fricker Versuch bewähren. Dank einer engen Zusammenarbeit von Bauern, Beratern und Forschern könnten optimierte Systeme gemeinsam erarbeitet und rasch in die Praxis umgesetzt werden. Weitere Versuche laufen auf rund einem Dutzend Betrieben im Mittelland und in der Westschweiz. In der Umstellungszeit verzeichneten die Betriebe zwischen 5 und 8 Prozent Minderertrag. Zweijährige Resultate aus Muri/BE und Aesch/BL deuten darauf hin, dass bei reduzierter Bodenbearbeitung der Ertrag durch Düngung und Sortenwahl verbessert werden kann. Auch Unkraut bleibt eine Herausforderung.
„Coop hat eine ehrgeizige Vision“
Felix Wehrle, Leiter Kommunikation von Coop erläutert das Engagement: „Coop hat die ehrgeizige Vision, bis 2023 in allen direkt beeinflussbaren Bereichen CO2-neutral zu werden. Darüber hinaus setzen wir alles daran, dass die Produkte in unserem Sortiment möglichst nachhaltig produziert und verarbeitet werden. Deshalb finanziert Coop seit 1993 Forschungsprojekte des FiBL zur Weiterentwicklung des biologischen Landbaus. Zusammen mit den Forschern des FiBL freuen wir uns über den wissenschaftlich erbrachten Nachweis, dass klimaneutraler Ackerbau keine Vision, sondern vielmehr machbare Realität geworden ist.” Und Urs Niggli, Direktor des FiBL fügt an: „Durch die Erhöhung der Humusgehalte und durch Verminderung des Energieverbrauchs durch Dünger und Pflanzenschutzmittel wollen wir die Klimagas-Bilanz der Landwirtschaft auf Null bringen. Damit würde ein wichtiger Verursacher von klimaschädlichen Gasen zum nachhaltigsten Wirtschaftszweig der Gesellschaft und die Biobauern würden zu den Schrittmachern der Zukunft.“
Weitere Informationen
Kontakt
- Jacqueline Forster-Zigerli, Mediensprecherin, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), +41 (0)62 8657271, +41 (0)79 7047241
- Paul Mäder, Fachgruppenleiter Bodenwissenschaften, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), +41 (0)62 8657232
- Urs Meier, Mediensprecher, Coop, +41 (0)61 3367139
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