(Gießen, 16.03.2011) Derzeit findet die 11. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau an der Justus-Liebig-Universität Gießen statt. Zur Eröffnungsveranstaltung am 16. März reisten zirka 300 Forscher an. Sowohl der Organisator Professor Günter Leithold von der Professur für Organischen Landbau als auch Universitätspräsident Professor Joybrato Mukherjee zeigten sich erfreut, dass die Tagung in diesem Jahr in Gießen veranstaltet wird. Der Universitätspräsident betonte, dass die Tagung besonders gut nach Gießen passe, weil ein Fächerschwerpunkt der Universität „Mensch, Ernährung, Umwelt“ sei. Und so finde die Tagung zur richtigen Zeit am richtigen Ort statt.
Die Hessische Landwirtschaftsministerin Lucia Puttrich stellte in ihrer Begrüßung heraus, dass die Wissenschaftler am Tagungsort Gießen sowohl in der Mitte Deutschlands als auch in der Mitte Hessens zusammen kommen. Auch sei der Ökolandbau inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen und habe in Hessen eine besondere Bedeutung und Tradition. Die steigende Nachfrage nach Öko-Produkten zeige, dass von Seiten der Verbraucher ein großes Interesse und Vertrauen bestehe, was auch auf die Forschung in diesem Bereich zurückzuführen sei. Sie betonte weiter, dass aber noch immer zu wenig über die Wertigkeit von Produkten geredet werde. Für eine entsprechende Qualität müsse man bereit sein, auch einen angemessenen Preis zu zahlen.
Wolfgang Reimer vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz stellte in seiner Ansprache die Bedeutung des Tagungsmottos „Es geht ums Ganze: Forschen im Dialog von Wissenschaft und Praxis“ heraus. Für viele zentrale Zukunftsfragen der Welt biete der Ökolandbau Lösungsansätze, so zum Beispiel zum Klimaschutz, für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und vor allem für die Welternährung. Dafür seien standortangepasste, nachhaltige Systeme gefragt. Reimer blickte positiv in die Zukunft der Ökolandbau-Forschung: Neben dem „Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen der nachhaltigen Landwirtschaft“ stünden nun auch andere Forschungsprogramme für die Ökolandbau-Forschung offen, so dass in Zukunft eher mehr Forschungsprojekte aus dem Ökolandbau gefördert werden könnten.
Der Träger des Alternativen Nobelpreises und Quantenphysiker Professor Hans-Peter Dürr stellte in seinem Vortrag vor, wie sich aus seiner Sicht das Denken in einer Welt im Umbruch verändern muss. Professor Dürr betonte, dass wir lernen müssten, auf neue Weise zu denken und den Mensch als Teil der Natur zu begreifen. Wir seien eingebettet in die Natur, die eine Lebensgrundlage ist, ohne die wir nicht auskommen. Im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit betonte er, dass diese nicht statisch sei, sondern dass die Dynamik des Lebensprozesses und der Lebendigkeit mitbetrachtet werden müssten.
Ein neues ganzheitliches Denken forderte auch Professor Götz Rehn, Geschäftsführer der Alnatura-Supermärkte. Er stellte in seiner Rede die vierte Dimension der Nachhaltigkeit vor: die Sinnbestimmung. Im Wirtschaftsleben sei die Sinnfrage häufig in den Hintergrund gerückt. In Zeiten großer persönlicher Freiheit müsse diese Frage aber wieder mehr ins Zentrum geholt werden. „Tragen Sie dazu bei, dass mehr Sinn in die Welt kommt. Es ist möglich!“ Mit diesen Worten schloss Professor Rehn seine Rede.
Die Tagungsteilnehmer beschäftigten sich im Anschluss an die Eröffnungsveranstaltung in kleineren Gruppen mit verschiedenen Fachthemen aus der Forschung zum Ökolandbau, von der Lebensmittelqualität bis zur Pflanzenzüchtung. Die Tagung findet noch bis zum 18. März an der Justus-Liebig-Universität Gießen statt.
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Dr. Klaus-Peter Wilbois
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