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Rausgehen, wühlen und abkühlen: Ein cleverer Stallumbau für artgerechtere Schweinehaltung

Blick von oben in den Aussenbereich eines Schweinestalls mit ca. 15 Schweinen.

Blick von oben in den Aussenbereich des neuen Schweinestalls von Familie Krummenacher. Gut erkennbar ist das Wühlareal, nicht sichtbar ist hier der Pool. (Foto: FiBL, Barbara Früh)

Sieben Menschen vor einem Stall.

Stolz auf das realisierte Projekt: Brigitta und Franz Krummenacher, Anna Wüthrich, Martin Krummenacher, Barbara Früh, Hubert Hartmann und Patrick Ambord (v.l.). (Foto: FiBL, Adrian Krebs)

Ein Mann blickt in einen Schweinestall mit ca. 20 Schweinen.

Martin Krummenacher beobachtet Jungtiere im Wühlareal. Er zieht ein durchwegs positives Fazit des Umbaus. (Foto: FiBL, Adrian Krebs)

Schweine im Stall und im Pool.

Der Aussenbereich des neuen Schweinestalls von oben: Selbst im Wintern tummeln sich die Tiere zuweilen im Pool. (Foto: FiBL, Adrian Krebs)

Mit Unterstützung des FiBL Schweiz und der Albert Koechlin Stiftung haben konventionelle Schweinehalter im Kanton Luzern ihre Ställe umgebaut und die Tierhaltung verbessert. Anlässlich eines Medienanlasses hat eine der Bauernfamilien über die ersten positiven Erfahrungen mit dem Stall berichtet.

(Frick, 11.12.2024) 2021 hat die Albert Koechlin Stiftung (AKS) ein neues Projekt zur Optimierung der Schweinehaltung lanciert. "Die Werbebilder zeigen oft eine heile Bauernhofwelt: glückliche Schweine im Stroh mit Auslauf im Freien. Mit der Realität haben diese Bilder oft wenig zu tun. Die Schweine haben grösstenteils keinen oder nur einen kleinen Betonauslauf", so Patrick Ambord von der AKS an einer Medienkonferenz in Daiwil bei Willisau im Kanton Luzern, die vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL organisiert wurde.

Hier erhielten die Medien am Mittwoch Einblick in erste Resultate aus dem Projekt. Familie Krummenacher hatte sich gemeldet, als das Projekt ausgeschrieben war und als einer von fünf Betrieben den Zuschlag für eine Förderung beim Umbau des bisherigen konventionellen Stalls ohne Auslauf erhalten. 

Eine gut frequentierte "Toilette"

Im Herbst 2021 fanden die ersten Besichtigungen vor Ort statt. Vertreten waren neben der AKS auch Barbara Früh, Schweinespezialistin vom FiBL und Hubert Hartmann, Projektleiter bei der schweizweit tätigen Stallbaufirma Krieger AG.

Das Resultat lässt sich sehen. Die Schweine haben neu einen Auslaufbereich ergänzt mit Wühlareal und Pool, der vor allem in den Sommermonaten stark genutzt wird. Im Auslauf wurde der Tierkontakt zwischen den Buchten gezielt am richtigen Ort mit Öffnungen in den Abtrennwänden ermöglicht und so das Ausscheideverhalten in eine Art Toilette gelenkt. Diese wird durch die Tiere auch stark frequentiert. Sie machen so dem Ruf der Schweine als saubere Tiere alle Ehre. 

"Man sieht, dass die Tiere sich wohlfühlen und ihr natürliches Verhalten voll ausleben können", sagt Barbara Früh, Schweinespezialistin beim FiBL in Frick. Sie hat die Projektpartner beraten und zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis. "Die Schweine verhalten sich in diesem Stall ähnlich, wie die Tiere, welche in natürlicher Umgebung leben", so Barbara Früh. 

"Durchwegs positives Fazit" von Landwirt Martin Krummenacher

Die Anzahl Mastplätze ist durch den Umbau von 300 auf 150 gesunken. Das bedeutet eine klare Verteuerung der Produktion, wie Landwirt Martin Krummenacher erklärt. Diese ist für die Familie aber tragbar, weil sie ihre Tiere ebenso wie die Milch der 30 Kühe direkt vermarktet; im eigenen Hofladen sowie auf dem Markt in Luzern. Krummenachers Fazit ist "durchwegs positiv", wie er sagte. "Speziell ist, dass es etwas komplett Neues ist. Beim Bau gab es keine Standardlösungen".

Die Albert Koechlin Stiftung habe sich zum Ziel gesetzt, Innerschweizer Schweinebetriebe auf dem Weg zu einer artgerechteren Tierhaltung zu unterstützen, sagte Patrick Ambord in Daiwil. Dabei engagiert sie sich mit einer umfassenden Begleitung, die auch eine teilweise Kostenübernahme bei der Planung und allenfalls beim Bau enthält. Die Situation in der Innerschweiz und insbesondere im Kanton Luzern weist laut der AKS eine besondere Brisanz auf. Rund 30 Prozent des Schweizer Schweinebestandes werden im Kanton Luzern gehalten, gesamthaft sind es rund 430'000 Tiere. 

Es braucht einen Mehrpreis, Idealismus oder eine Direktvermarktung

Nebst der Verbesserung des Tierwohls auf den ausgewählten fünf Betrieben diene das Projekt auch als Pilot für künftige Optimierungsmassnahmen. Deshalb wurden bewusst fünf Betriebe mit unterschiedlichen Ausgangslagen gesucht, um anhand dieser Beispiele Erfahrungen zu sammeln, auszuwerten und für weitere Betriebe zugänglich zu machen.

Die Projektpartner waren sich einig, dass artgerechte Schweinehaltung mit stallbautechnischen Mitteln und ohne grossen Technikaufwand möglich ist, dass es aber aufgrund des Mehraufwands in der Stallbewirtschaftung einen Mehrpreis, Idealismus oder eine Direktvermarktung braucht. Ohne eine Preiserhöhung werde eine verbesserte und artgerechte Schweinehaltung nicht möglich sein, so das Fazit.

Betriebsspiegel der Familie Krummenacher

Hier einige Kennzahlen zum Betrieb der Familie Krummenacher in Daiwil (LU):

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche: 24,9 Hektaren
  • Wald: 6 Hektaren
  • Landwirtschaftliche Arbeitskräfte: Familie und ein Angestellter, der Betrieb beschäftigt ca. 3 Standardarbeitskräfte (SAK)
  • Betriebszweige: Landwirtschaft, Direktverkauf/Catering, Köhlerei
  • Mastschweine: 150  
  • Milchkühe: 30
  • Aufzuchtrinder: 8
  • Mastrinder: 30
  • Mastkälber: 22
  • Schafe: 20
  • Ziegen: 4

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