(Frick, 11.12.2024) 2021 hat die Albert Koechlin Stiftung (AKS) ein neues Projekt zur Optimierung der Schweinehaltung lanciert. "Die Werbebilder zeigen oft eine heile Bauernhofwelt: glückliche Schweine im Stroh mit Auslauf im Freien. Mit der Realität haben diese Bilder oft wenig zu tun. Die Schweine haben grösstenteils keinen oder nur einen kleinen Betonauslauf", so Patrick Ambord von der AKS an einer Medienkonferenz in Daiwil bei Willisau im Kanton Luzern, die vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL organisiert wurde.
Hier erhielten die Medien am Mittwoch Einblick in erste Resultate aus dem Projekt. Familie Krummenacher hatte sich gemeldet, als das Projekt ausgeschrieben war und als einer von fünf Betrieben den Zuschlag für eine Förderung beim Umbau des bisherigen konventionellen Stalls ohne Auslauf erhalten.
Eine gut frequentierte "Toilette"
Im Herbst 2021 fanden die ersten Besichtigungen vor Ort statt. Vertreten waren neben der AKS auch Barbara Früh, Schweinespezialistin vom FiBL und Hubert Hartmann, Projektleiter bei der schweizweit tätigen Stallbaufirma Krieger AG.
Das Resultat lässt sich sehen. Die Schweine haben neu einen Auslaufbereich ergänzt mit Wühlareal und Pool, der vor allem in den Sommermonaten stark genutzt wird. Im Auslauf wurde der Tierkontakt zwischen den Buchten gezielt am richtigen Ort mit Öffnungen in den Abtrennwänden ermöglicht und so das Ausscheideverhalten in eine Art Toilette gelenkt. Diese wird durch die Tiere auch stark frequentiert. Sie machen so dem Ruf der Schweine als saubere Tiere alle Ehre.
"Man sieht, dass die Tiere sich wohlfühlen und ihr natürliches Verhalten voll ausleben können", sagt Barbara Früh, Schweinespezialistin beim FiBL in Frick. Sie hat die Projektpartner beraten und zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis. "Die Schweine verhalten sich in diesem Stall ähnlich, wie die Tiere, welche in natürlicher Umgebung leben", so Barbara Früh.
"Durchwegs positives Fazit" von Landwirt Martin Krummenacher
Die Anzahl Mastplätze ist durch den Umbau von 300 auf 150 gesunken. Das bedeutet eine klare Verteuerung der Produktion, wie Landwirt Martin Krummenacher erklärt. Diese ist für die Familie aber tragbar, weil sie ihre Tiere ebenso wie die Milch der 30 Kühe direkt vermarktet; im eigenen Hofladen sowie auf dem Markt in Luzern. Krummenachers Fazit ist "durchwegs positiv", wie er sagte. "Speziell ist, dass es etwas komplett Neues ist. Beim Bau gab es keine Standardlösungen".
Die Albert Koechlin Stiftung habe sich zum Ziel gesetzt, Innerschweizer Schweinebetriebe auf dem Weg zu einer artgerechteren Tierhaltung zu unterstützen, sagte Patrick Ambord in Daiwil. Dabei engagiert sie sich mit einer umfassenden Begleitung, die auch eine teilweise Kostenübernahme bei der Planung und allenfalls beim Bau enthält. Die Situation in der Innerschweiz und insbesondere im Kanton Luzern weist laut der AKS eine besondere Brisanz auf. Rund 30 Prozent des Schweizer Schweinebestandes werden im Kanton Luzern gehalten, gesamthaft sind es rund 430'000 Tiere.
Es braucht einen Mehrpreis, Idealismus oder eine Direktvermarktung
Nebst der Verbesserung des Tierwohls auf den ausgewählten fünf Betrieben diene das Projekt auch als Pilot für künftige Optimierungsmassnahmen. Deshalb wurden bewusst fünf Betriebe mit unterschiedlichen Ausgangslagen gesucht, um anhand dieser Beispiele Erfahrungen zu sammeln, auszuwerten und für weitere Betriebe zugänglich zu machen.
Die Projektpartner waren sich einig, dass artgerechte Schweinehaltung mit stallbautechnischen Mitteln und ohne grossen Technikaufwand möglich ist, dass es aber aufgrund des Mehraufwands in der Stallbewirtschaftung einen Mehrpreis, Idealismus oder eine Direktvermarktung braucht. Ohne eine Preiserhöhung werde eine verbesserte und artgerechte Schweinehaltung nicht möglich sein, so das Fazit.
Betriebsspiegel der Familie Krummenacher
Hier einige Kennzahlen zum Betrieb der Familie Krummenacher in Daiwil (LU):
- Landwirtschaftliche Nutzfläche: 24,9 Hektaren
- Wald: 6 Hektaren
- Landwirtschaftliche Arbeitskräfte: Familie und ein Angestellter, der Betrieb beschäftigt ca. 3 Standardarbeitskräfte (SAK)
- Betriebszweige: Landwirtschaft, Direktverkauf/Catering, Köhlerei
- Mastschweine: 150
- Milchkühe: 30
- Aufzuchtrinder: 8
- Mastrinder: 30
- Mastkälber: 22
- Schafe: 20
- Ziegen: 4
Weitere Informationen
Kontakte
- Barbara Früh, Schweinespezialistin, Mitglied der Geschäftsleitung FiBL Schweiz
- Adrian Krebs, Mediensprecher FiBL Schweiz
- Martin Krummenacher, Landwirt und Bauherr
Tel. +41 79 773 29 93, krummenachermartin(at)gmx.ch - Hubert Hartmann, Projektleiter der Stallbaufirma Krieger AG, Ruswil
Tel. +41 41 496 95 63, E-Mail hubert.hartmann(at)krieger-ag.ch - Patrick Ambord, Albert Koechlin Stiftung AKS, Luzern
Tel. +41 226 41 29, E-Mail patrick.ambord(at)aks-stiftung.ch
Projektpartner
- aks-stiftung.ch: Albert Koechlin Stiftung
- krieger-ag.ch: Krieger AG Stallbau
Videos
- youtube.com: Video zum Vorher-Nachher bei Familie Krummenacher "Stallumbau für Mastschweine: mehr Tierwohl dank Pool, Auslauf und Wühlareal"
- youtube.com: Video zum Vorher-Nachher auf dem ebenfalls am Projekt beteiligten Betrieb von Silvia und Patrick Ineichen in Rain LU
Päsentationen
- Barbara Früh, FiBL (6.6 MB)
- Hubert Hartmann, Stallbaufirma Krieger AG (3.5 MB)
- Patrick Ambord, Albert Koechlin Stiftung AKS (709.7 KB)