Plastik hat viele Anwendungen in der Landwirtschaft. Zum Beispiel bestehen Mulchfolien, die zur Unkrautregulierung verwendet werden, aus Plastik, ebenso wie Hagelnetze, Gewächshaustunnel, Bewässerungseinrichtungen, Traktorreifen oder einige langsam freisetzende Agrarchemikalien. Die Auswirkungen der im Boden verbleibenden Plastikpartikel sind jedoch wenig bekannt, insbesondere in der Kombination mit anderen Schadstoffen, wie Pestiziden und Arzneimitteln aus der Tierhaltung, welche zum Beispiel über die Düngung mit Mist oder Gülle auf die Felder gelangen.
Die Auswirkungen von Plastik auf die Bodengesundheit werden nun im EU-finanzierten Projekt MINAGRIS ("Mikro- und Nanoplastik in landwirtschaftlichen Böden", engl. "MIcro- and Nano-plastics in AGRIcultural Soils") untersucht. Zwanzig europäische Institutionen aus zwölf Ländern Europas untersuchen in elf Fallstudien, davon zwei in Österreich und eine in der Schweiz, die Anwendung von Plastik in den Anbausystemen und deren Auswirkungen auf die Bodengesundheit. An jeder Fallstudie beteiligt sich ein Netzwerk von mindestens zehn landwirtschaftlichen Betrieben einer Region. Zudem werden im Projekt MINAGRIS Landwirt*innen und ihren Interessensvertretern Instrumente und Anleitungen zur Verfügung gestellt, um die Belastung ihrer Böden zu bewerten. Weiter sollen Praktiker*innen dabei unterstützt werden, die Verwendung von Plastik zu reduzieren, um den Eintrag in die Umwelt zu reduzieren.
Am Projekt sind mit Ildiko Heim und Stefan Schweiger zwei Experten für Nachhaltigkeitsbewertung vom FiBL Österreich beteiligt. Sie werden eine der Fallstudien in Österreich mit Gartenbau- und Ackerbaubetrieben leiten. Zudem koordinieren sie ein Arbeitspaket zur Entwicklung und Operationalisierung einer Strategie zur Bewertung der biophysikalischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen von Mikro- und Nanoplastik auf Ökosystemleistungen und Nachhaltigkeit auf Feld-, Betriebs- und Gesellschaftsebene. Weiter erarbeiten sie Empfehlungen zur Verwendung von Kunststoffen in der Landwirtschaft, die den politischen Entscheidungsträger*innen der EU zur Verfügung gestellt werden.
Das Team vom FiBL Schweiz besteht aus Anja Vieweger, Joelle Herforth und Sheila Hofer vom Departement für Nutzpflanzenwissenschaften sowie Andreas Fliessbach und Dominika Kundel vom Department für Bodenwissenschaften. Das FiBL Schweiz wird ein Arbeitspaket leiten, das die Verwendung von Kunststoffen in Europa und die daraus resultierende Konzentration von MNP (Mikro- und Nanoplastik) im Boden bewertet. Zudem wird es daran beteiligt sein, die Auswirkungen von MNP – auch in Kombination mit anderen Stressfaktoren – auf die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Bodens und die Pflanzenproduktivität zu bewerten.
Die am Projekt beteiligten FiBL-Forschenden sind der Meinung, dass das Projekt eine grosse Chance bietet, mehr darüber zu erfahren, welche Auswirkungen Plastik auf unsere Böden, unsere Kulturpflanzen und letztlich auf unsere Gesundheit hat. Im Rahmen der verschiedenen Arbeitspakete des Projekts und der breiten Expertise der beteiligten Partner werden sie daran arbeiten, Alternativen und Lösungen zur Verringerung des Eintrags in landwirtschaftliche Böden sowie zur Reduktion von negativen Auswirkungen von Kunststoffen auf unser Ernährungssystem zu finden.
Weitere Informationen
Kontakt
- Anja Vieweger, FiBL Schweiz
- Andreas Fliessbach, FiBL Schweiz
- Ildiko Heim, FiBL Österreich
Links
- minagris.eu: MINAGRIS-Website
- facebook.com/minagriseu: MINAGRIS Facebook-Seite
- teitter.com/minagriseu: MINAGRIS Twitter-Konto
Referenzen
Wissenschaftlicher Artikel zum Thema: "Microplastics in freshwater and terrestrial environments: Evaluating the current understanding to identify the knowledge gaps and future research priorities"