(Rheinau ZH und Frick AG, 3. September 2016) Auf knapp 30 Millionen Hektaren wird Baumwolle angebaut, um uns gut zu kleiden. Baumwolle ist für viele Kleinbauern die wichtigste Einkommensquelle, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Saatgutfirmen werben mit patentiertem, gentechnisch verändertem Hybrid-Saatgut (GVO), das höhere Erträge und Schutz gegen den Baumwollkapselbohrer verspricht. Und dies mit Erfolg. Seit Einführung der GVO-Baumwolle in Indien im Jahr 2002 hat deren Anbaufläche dramatisch zugenommen und beträgt heute 95 Prozent.
Konventioneller Anbau mit GVO-Baumwolle hat schwerwiegende Folgen
Das GVO-Saatgut ist nicht nur teuer, es benötigt auch viel Dünger und Wasser, um gute Erträge zu liefern. Die erhoffte Einsparung von Pflanzenschutzmitteln durch die Resistenz der GVO- Baumwolle gegen den Baumwollkapselbohrer konnte in den letzten Jahren nicht mehr realisiert werden, da die Baumwollkapselbohrer die GVO-Resistenz mittlerweile durchbrochen haben. Zudem sind neue Schädlinge auf den Plan getreten. Daher kommt es immer häufiger zu Ertragsausfällen bei stetig steigenden Produktionskosten. Als Folge sind die Bauern oft aussichtlos verschuldet.
Weitere Nachteile des konventionellen, sehr intensiven Baumwollanbaus sind ausgelaugte und versalzene Ackerböden, verseuchtes Trinkwasser und ausgetrocknete Brunnen. Die Bäuerinnen und Bauern leiden aufgrund der Ausbringung von Pestiziden, die in Europa längst verboten sind, oft an Krebs, schweren Allergien und Atemwegserkrankungen.
Bio-Baumwolle ist die Lösung – wenn gutes Saatgut vorhanden ist
Bei Produkten aus Bio-Baumwolle werden weder gentechnisch veränderten Pflanzen noch synthetische Pflanzenschutzmittel und Dünger verwendet. Der Bäuerinnen und Bauern haben geringere aber stabilere Erträge bei wesentlich tieferen Produktionskosten. Zwei Drittel der globalen Bio-Baumwolle wird in Indien produziert. Doch trotz steigender Nachfrage nach Bio-Baumwolle wenden sich viele indische Kleinbauern von der Produktion ab, da kaum noch GVO-freies Saatgut zu finden ist. Gesucht sind vor allem Sorten, die eine hohe Toleranz gegen Insekten besitzen, weniger Nährstoffe und Wasser benötigen und gleichzeitig die hohen Ansprüche an die Faserqualität der Textilindustrie erfüllen. Gerade die in Vergessenheit geratenen traditionellen Baumwollarten haben hier ein grosses Potential. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) führt deshalb in verschiedenen Ländern zusammen mit lokalen Partnern Projekte durch, um den Bio-Baumwollanbau zu fördern:
- Im "Green Cotton"-Projekt werden in einem partizipativen Ansatz Bio-Bäuerinnen und Bauern angeleitet von der Kreuzung bis zur Selektion eigene Sorten zu züchten, damit auch in Zukunft hochwertige und lokal angepasste Sorten für den Biolandbau zur Verfügung stehen.
- Im "Cotton Cultivar Evaluation"-Projekt werden bereits vorhandene Sorten auf ihre Anbaueignung unter Biobedingungen getestet und anschliessend durch die Bäuerinnen und Bauern selbst vermehrt.
- Das "SysCom"-Projekt vergleicht in Indien in einem Langzeit-Versuch biologische und konventionelle Anbausysteme für die Baumwollfruchtfolge.
- Das Projekt "Sustainable Organic Cotton" fördert durch partizipative Forschung die nachhaltige Produktion von Bio-Baumwolle.
- Das Projekt "Syprobio" prüft, wie Kleinbauern in Westafrika durch Diversifizierung in der Fruchtfolge ihre Ernährungssicherheit verbessern können.
Entscheiden Sie sich für Textilien aus Bio-Baumwolle und damit für Saatgut ohne Gentechnik – der Umwelt und den Bauernfamilien zu liebe
Jeder und jede übt einen mit seinem Kaufverhalten Einfluss aus. Denn Bio-Baumwoll-Textilien unterscheiden sich ganz wesentlich von konventionellen Textilien. Entscheiden Sie sich für Bioqualität, tragen Sie automatisch zum Schutz des Bodens, des Wassers und der Gesundheit der Bäuerinnen und Bauern bei. Denn bei Bio wird auf chemisch-synthetische Pestizide verzichtet. Ausserdem steigern Sie das Einkommen der Kleinbauern und fördern deren Selbstbestimmung, da auch auf teures gentechnisch verändertes (GVO) Saatgut verzichtet wird.
Weitere Informationen
FiBL-Kontakte
- Monika Messmer
- Franziska Hämmerli, Mediensprecherin
1001 Gemüse & Co. Kontakt
Markus Johann, OK-Präsident 1001 Gemüse & Co., Tel.: +41 (0) 62 965 3970, E-Mail: markus.johann(at)bluewin.ch
Links
- fibl.org: Sonderveranstaltung Grüner Faden
- fibl.org: Themenseite Biobaumwolle
- 1001gemuese.ch: Vielfaltsmarkt 1001 Gemüse & Co.
- greencotton.org: Projektseite zur Partizipativen Baumwollzüchtung
- fibl.org: Sonderveranstaltung "Grüner Faden & 1001 Gemüse"
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FiBL-Partner und Förderer der Sonderveranstaltung "Grüner Faden"
- Stiftung Mercator Schweiz: www.stiftung-mercator.ch
- Coop Fonds für Nachhaltigkeit: www.coop.ch/content/act/de/grundsaetze-und-themen/fonds-fuer-nachhaltigkeit.html
- C&A Stiftung: www.candafoundation.org
- bioRe Stiftung: www.biore-stiftung.ch
- Chetna Organic: www.chetnaorganic.org.in
- Blauen-Institut: www.blauen-institut.ch
- HELVETAS Swiss Intercooperation: www.helvetas.ch
- Swissaid: www.swissaid.ch