(Frick 6.7.2011) Die Einschränkungen der Saatgutverfügbarkeit von GVO-freien Sorten bedrohen die genetische Diversität der Baumwolle, die über vier Millionen Kleinbauern und ihren Familien als Lebensunterhalt dient.
Neue Wege zur Sicherung der genetischen Diversität
Aufgrund des sehr akuten Mangels an GVO-freiem Baumwollsaatgut initiierte das FiBL zusammen mit bioRe Indien Ltd. und der landwirtschaftlichen Universität Dharwad einen nationalen Workshop, um auf den Verlust wertvoller genetischer Ressourcen hinzuweisen und neue Wege zur Sicherung der genetischen Diversität von GVO-freier Baumwolle aufzuzeigen. Über fünfzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedener Anbauorganisationen, führende Forschungsinstitute, der Saatgut- und Textilbranche sowie weitere Interessenvertreter sind Ende Juni in Dharwad zusammengekommen, um mit vereinten Kräften diese genetische Erosion aufzuhalten. In der Dharwad-Deklaration verpflichten sich die Teilnehmenden, gemeinsam den nötigen politischen Dialog zu führen, Sortenprüfungen unter biologischen und Low-Input-Bedingungen durchzuführen, die Saatgutvermehrung zu koordinieren, lokale Saatgutmärkte wieder aufzubauen und die kontinuierliche züchterische Verbesserung von Baumwollsorten – insbesondere der widerstandsfähigen lokalen Sorten - für Low-Input-Bedingungen zu fördern.
Beliebte Bio-Baumwolle
Biobaumwolle erfreut sich weltweit steigender Nachfrage mit jährlichen Wachstumsraten von 15 bis 20 Prozent. Über 80 Prozent der Biobaumwolle wird in Indien produziert und bietet die Einkommensgrundlage für über 200‘000 biologisch wirtschaftender Kleinbauern. Der umweltfreundliche Biolandbau mit geschlossenen Kreisläufen ermöglicht eine umweltschonende Produktion ohne gesundheitliche Risiken und ohne Abhängigkeit der Kleinbauern von Krediten für Agrochemikalien.
Zukunft der Biobaumwoll-Produktion bedroht
Die Zukunft der Biobaumwoll-Produktion ist durch die rasante Ausdehnung von gentechnisch veränderter Bt-Baumwolle stark bedroht. Einerseits führen GVO-Kontaminationen zum Verlust des Biogütesiegels der Ware, andererseits konzentrieren sich Saatgutvermehrung und Züchtung von Baumwolle ausschliesslich auf gentechnisch veränderte Sorten, sodass es zunehmend schwieriger wird, Saatgut von angepassten Sorten für den Biolandbau zu finden. In weniger als acht Jahren haben Bt-Baumwollsorten der neuweltlichen Art Gossypium hirsutum über 80 Prozent der Anbaufläche erobert. Dadurch wurden nicht nur die robusteren einheimischen Baumwollarten (G. arboreum und G. herbaceum) stark zurückgedrängt, sondern der gesamte Saatgutmarkt für GVO-freie Baumwolle kam zum Erliegen.
Weitere Informationen
Kontakt
- Dionys Forster, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Projektleiter landwirtschaftliche Systemvergleiche Indien, Tel. +41 (0)62 865-0452
- Monika Messmer, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Projektleiterin Züchtung im ökologischen Landbau, +41 (0)62 865-0443
- Jacqueline Forster-Zigerli, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) Mediensprecherin, , +41 (0)62 865-7271