(Frankfurt, 1.November 2021) Die Gesamtkoordination des Vorhabens wird durch den Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) übernommen. Hier wurden in den letzten Jahren umfangreiche Vorerfahrungen im Rahmen des Tierschutz-Kompetenzzentrums gewonnen. "Wir sind sehr stolz die Möglichkeit zur Fortführung unserer bisherigen Arbeit zum Kupierverzicht beim Schaf zu erhalten", so Natascha Klinkel, Projektleiterin beim LLH.
Gemeinsam mit dem Institut für Tierzucht der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen ist es Projektinhalt der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Sven König einen Gesamtzuchtwert „Tierwohl“ zu entwickeln. Die dazu benötigten Daten werden auf Praxisbetrieben bundesweit erhoben, die sich für eine Teilnahme am Projekt bewerben können. Ihnen wird es ermöglicht, sich unmittelbar auf den Kupierverzicht beim Schaf vorzubereiten. Wissen, welches sich in der Netzwerkarbeit der Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz in sechs bundesweiten Schäfereien bewährt hat, soll nun aufbereitet und geteilt werden. "Als Schwachstelle bei der erfolgreichen Haltung unkupierter Schafe und für eine nachhaltige Selektion auf Kurzschwänzigkeit hat sich dabei die mangelhafte Möglichkeit zur Dokumentation gezeigt.", erklärt Martin Steffens (LLH), der die Beratung in den Betrieben übernahm. Aus diesem Grund wird nun ein - auf dem bereits bekannten Zuchtprogramm OVICAP basierendes - Managementtool in Zusammenarbeit mit der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände e.V. (VDL) und der Firma Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung (VIT) entwickelt.
Um keine Abstriche bei der Tiergesundheit und der Reproduktion der Schafe zuzulassen ist die Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz der JLU unter Leitung von Prof. Dr. Axel Wehrend mit Dr. Henrik Wagner am Projekt beteiligt. Der Fachtierarzt für kleine Wiederkäuer Dr. Henrik Wagner (JLU) möchte durch die wiederholte Datenerhebung am Tier feststellen, welche genetischen Korrelationen mit der Haltung unkupierter Schafe, bzw. der gezielten Selektion auf Kurzschwänzigkeit einhergehen. "Die Folgenabschätzung für die Tiergesundheit und Reproduktion ist Ziel dieser umfangreichen Arbeiten auf den teilnehmenden Betrieben.", sagt Dr. Henrik Wagner.
Durch Online- und Präsenzveranstaltungen sowie Lehrvideos soll das generierte Wissen zeitnah in die Praxis gespiegelt werden. Diese Aufgabe übernimmt der FiBL Deutschland e.V. im Rahmen des "Tierwohl-Kompetenzzentrums Schaf".
Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft übernimmt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Bundesprogrammes Nutztierhaltung.
Aufruf zur Teilnahme
Zur Mitarbeit im Projekt werden deutschlandweit 20 schafhaltende Betriebe gesucht. Voraussetzungen, Möglichkeiten der Unterstützung der Betriebe und ein Fragebogen zur Bewerbung sind unter Gudrun Plesch
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nutztierhaltung.de: Schafhaltende Betriebe gesucht!
Hintergurnd
Als Teil des Bundesprogramms Nutztierhaltung fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Aufbau des Tierwohl-Kompetenzzentrums Schaf. Der Verzicht auf den nicht kurativen Eingriff des Schwänzekupierens bei Schaflämmern bedarf des optimierten Herdenmanagements und der Selektion von kurzschwänzigen Phänotypen. Erfahrungen, die aus Vorprojekten vorliegen und die in den teilnehmenden Betrieben gewonnen werden, sollen dem Wissenstransfer in die Praxis zugeführt werden. In Präsenz- als auch Onlineschulungen, Workshops auf den Betrieben und durch Lehrvideos sollen Handlungsempfehlungen für andere Betriebe zur Verfügung gestellt werden. Insbesondere durch die erstmalige evidenzbasierte Auswertung von bundesweiten Tierschutzfällen und die Erstellung einer entsprechenden Datenbank hierzu kann die Beratung und der Wissenstransfer auf eine weitere Säule gehoben werden. Inwiefern sich der Kupierverzicht auf die Tiergesundheit, einen wichtigen Aspekt des Tierwohls, auswirkt, ist bisher nicht nachgewiesen. Zur Bearbeitung dieser Fragestellung werden deutschlandweit Daten in schafhaltenden Betrieben generiert, die auch als Grundlage für die Entwicklung eines Gesamtzuchtwerts "Tierwohl" dienen können. Damit kann auch durch die Zuchtbetriebe eine zukunftsweisende Umsetzung des Tierschutzgedankens Rechnung getragen werden. Für das Herdenmanagement wird unter Bedacht auf die neuen betrieblichen Herausforderungen ein neuartiges Managementtool entwickelt.
Koordiniert vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) wird zusammen mit den Bereichen Veterinärmedizin und Zucht der Justus-Liebig-Universität in Gießen (JLU) im Rahmen des Projektes am Verzicht auf das Kupieren von Schwänzen bei Schafen gearbeitet. Der FiBL Deutschland e.V. ist in diesem Zusammenhang für den Wissenstransfer in die Praxis verantwortlich.