(Frick, 10.12.2019) Das für Orangenbäume in der Regel tödliche Bakterium Candidatus Liberibacter spp. kann vom Zitrusblattfloh (Diaphorina citri) übertragen werden, wenn dieser Träger des Bakteriums ist und sich von den Säften der Bäume ernährt. Die Bakterien gelangen dann in die Leitungsbahnen der Pflanzen, vermehren sich und verstopfen diese. Das führt zu grossen Ertragseinbussen bei der Orangenernte, die Bäume sterben nach wenigen Jahren. Um der Krankheit vorzubeugen, kann bei der Verbreitung des rund vier Millimeter grossen blattsaugenden Insekts angesetzt werden, zum Beispiel durch die Förderung der Biodiversität. Mehrjährige Feldversuche unter der Leitung des FiBL an verschiedenen Standorten in Mexiko zeigten, dass im biologischen Anbau viel weniger Zitrusblattflöhe auftreten als im konventionellen.
Nützlinge gegen Blattflöhe
In einer biologisch bewirtschafteten Orangenplantage zählte das Forschungsteam pro Jahr und Hektare bei starkem Befall durchschnittlich 574 Blattflöhe, während es in der konventionellen Vergleichsanlage 4232 waren. "Das Resultat zeigt deutlich, was nur schon der Verzicht auf Herbizide und Insektizide im Bioanbau bringt", sagt FiBL-Projektleiter Salvador Garibay. "Die artenreiche Begleitflora zwischen den Baumreihen bietet Nützlingen nicht zuletzt dank vielfältigen Strukturen einen Lebensraum. Diese halten den Zitrusblattfloh in Schach."
Als Resultat aus dieser Beobachtung haben die Praktiker begonnen, die Fahrgassen zwischen den Baumreihen alternierend statt komplett zu mähen, damit die Nützlinge dauerhaft in der Zitrusanlage überleben können. Den Blattflöhen soll in Phasen starker Vermehrung zudem mit biologischer Schädlingsbekämpfung zu Leibe gerückt werden: Dazu untersuchen die Forschenden unter anderem den Einsatz eines Pilzes und einer Florfliege (Chrysopidae), welche die Blattflöhe dezimieren können. Ergänzend testen sie Pflanzenkohle (Biochar), Dünger- und Pflanzenstärkungsmittel, um die natürliche Widerstandskraft der Bäume gegen Insekten und Bakterien zu unterstützen.
Relevante Resultate
Weltweit wird mit Hochdruck an der Bekämpfung der Pflanzenkrankheit HLB geforscht, nicht zuletzt da diese in verschiedenen Regionen der Welt die Zitrusproduktion und -verarbeitung und damit einen ganzen Industriezweig bedroht. Der Coop Fonds für Nachhaltigkeit unterstützt seit 2011 bis mindestens 2020 das vom FiBL durchgeführte Projekt zur Entwicklung von praktischen Lösungen für das biologische Management der HLB-Krankheit. Zudem werden der Austausch zwischen Bio-Zitrusproduzentinnen und -produzenten sowie die Zusammenarbeit mit lokalen Forschungs- und Beratungszentren unter der Koordination vom FiBL gestärkt.
"Die Resultate dieses Projektes könnten auch für die Orangenproduktion in Europa nützlich sein", erklärt Garibay weiter. HLB wurde hier zwar noch nicht festgestellt, der Zitrusblattfloh jedoch bereits gesichtet.
Partner auf dem Weg zu mehr Bio
Seit über 25 Jahren fördert Coop kontinuierlich die Weiterentwicklung des Biolandbaus in enger Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL. Mit dem Coop Fonds für Nachhaltigkeit hat die Detailhändlerin dieses Engagement seit 2003 weiter verstärkt.
Weitere Informationen
FiBL-Kontakte
- Salvador Garibay, Internationale Zusammenarbeit, FiBL Schweiz
+41 62 865 72 82, salvador.garibay(at)fibl.org - Helga Willer, Kommunikation, FiBL Schweiz
+41 62 865 72 07, helga.willer(at)fibl.org
Förderer und Gönner
- Coop Fonds für Nachhaltigkeit
Partner
- Citricos EX, Programa Orgánico, Veracruz, Mexiko
- Universidad Nacional de México (UNAM), Mexiko
- Colegio de Postgraduados, Montecillo, Texcoco, Estado de México, Mexiko
- Centro Nacional de Referencia de Control Biológico, Tecomán, Colima, Mexiko
- INIFAP Veracruz, Mexiko
Links
Projekt "Management der Citrus Greening-Krankheit" in der FiBL-Projektdatenbank
Download
Medienmitteilung (316.3 KB)
Medienmitteilung (48.5 KB)