Der Biolandbau leistet einen überproportional hohen Beitrag zur Förderung der Biodiversität auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Dies zeigt eine Studie zur Umsetzung von Ökomassnahmen auf allen Bio- und ÖLN-Betrieben in der Schweiz, welche die Daten der landwirtschaftlichen Betriebsstrukturerhebung 2005 einem statistischen Vergleich unterzog. Auf Biobetrieben werden Ökomassnahmen um durchschnittlich zwei Drittel häufiger umgesetzt: Biobetriebe weisen im Schnitt 20 Prozent Ökoflächen auf, ÖLN-Betriebe durchschnittlich 13 Prozent. Die grössten Unterschiede wurden bei «extensiven Wiesen», «wenig intensiven Wiesen» und «Hecken» festgestellt. «Rotations- und Buntbrachen» wurden hingegen häufiger auf ÖLN-Betrieben angelegt.
Die generell höhere Umsetzung von Ökomassnahmen auf Biobetrieben lässt den Schluss zu, dass der Biolandbau anteilmässig besonders viel für die Erhaltung der Artenvielfalt unternimmt. Auf ökologischen Ausgleichsflächen kommen mehr und auch anspruchsvollere Arten vor als auf intensiv bewirtschafteten Flächen. Dieser Zusammenhang gilt für alle Typen von Ökoausgleichsmassnahmen und alle Organismengruppen wie zum Beispiel Tagfalter, Heuschrecken, Käfer, Spinnen und Brutvögel. Mehr naturnahe Flächen kombiniert mit dem extensiveren Bioanbausystem fördert Flora und Fauna im Kulturland beträchtlich – davon können mitunter sogar gefährdete Arten profitieren.
In den vergangenen Jahren haben länderübergreifende Studien die Motive untersucht, die Landwirte zur Umsetzung von Umweltmassnahmen auf ihren Betrieben bewegen. Dabei kam heraus, dass das Alter und der Ausbildungsstand des Betriebsleiters sowie die Betriebsgrösse diesen Entscheid wesentlich beeinflussen. Auch die Integrationsmöglichkeiten der Ökomassnahmen in den Arbeitsablauf und die naturräumlichen Voraussetzungen der Betriebe sind bestimmende Faktoren. Letzteres konnte auch in der vorliegenden Schweizer Studie nachgewiesen werden: die durchschnittlichen Flächenanteile der Ökomassnahmen betragen auf Biobetrieben in der Talzone und der Hügelzone je 19 Prozent und in der Bergzone 24 Prozent. Die entsprechenden Werte der ÖLN-Betriebe liegen bei 11, 13 und 16 Prozent.
Nebst ökonomischen und agronomischen Überlegungen dürfte auch das persönliche Interesse der Biobäuerinnen und Biobauern für den Naturschutz einen fördernden Effekt haben. Die Biotope auf Biohöfen werden vermutlich bereits öfter im Zuge der Umstellung auf Bioproduktion gefördert, welche bereits tiefgreifende Änderungen der Betriebsabläufe verlangt. Sicher ist gemäss den Autoren, dass die Effektivität des ökologischen Ausgleichs der Schweizer Agrarpolitik durch den biologischen Landbau positiv beeinflusst wird.
Medienmappe zum Naturschutztag
Am Samstag, 25. Oktober, fand im Kanton Basel-Landschaft der traditionelle Naturschutztag statt. Hunderte von freiwilligen Helferinnen und Helfern setzen sich für den Naturschutz in der Landwirtschaft ein. So auch auf dem Birsmattehof in Therwil. Rechtzeitig zu diesem Anlass legt das FiBL eine Studie zur Umsetzung der ökologischen Ausgleichsflächen in der Landwirtschaft vor. Birsmattehof und FiBL luden gemeinsam zum Lokaltermin für Medien ein.
Christian Schader, FiBL, Sozioökonomie, Tel. +41 (0)62 865-0416
Lukas Pfiffner, FiBL, Entomologie, Tel +41 (0)62 865-7246
Weiterführende Informationen (z.B. Literaturzitat)
Die in der Medienmitteilung genannten Ergebnisse wurden kürzlich in der Zeitschrift AgrarForschung publiziert:
Christian Schader, Lukas Pfiffner, Matthias Stolze (FiBL) und Christian Schlatter (BAFU). Umsetzung von Ökomassnahmen auf Bio- und ÖLN-Betrieben, AgrarForschung 15 (10): 506-511, 2008