"Lange dachten wir, Honigbienen seien für die Bestäubung in der Landwirtschaft ausreichend", sagt Aliette Bosem, FiBL-Expertin für Biodiversität. "Neuere Forschungen zeigen jedoch, dass Wildbienen im Hintergrund Unverzichtbares für die Landwirtschaft leisten. Denn sie sind weitaus effizientere Bestäuberinnen als Honigbienen.» Wildbienen fliegen schon bei Temperaturen ab sieben Grad Celsius, während Honigbienen zehn bis zwölf Grad benötigen. "Unsere über 600 Wildbienenarten sind auch für die Biodiversität unersetzlich", ergänzt FiBL-Agrarökologe Lukas Pfiffner. "Einige Wildblumen können aufgrund ihrer Blütenarchitektur nur von spezialisierten Wildbienenarten bestäubt werden." Leider sind viele Wildbienenarten in Mitteleuropa unter anderem durch Pestizideinsatz gefährdet, auch fehlt es an Blumen und Nistplätzen. Der Rückgang der Wildbienenbestände hat mancherorts bereits zu Ertragsverlusten geführt. Um ihn zu stoppen, braucht es besondere Förder- und Schutzmassnahmen. "Hier setzen unsere Projekte an", sagt Aliette Bosem. "Die Resultate zeigen: Die Landwirtschaft kann ihre wichtigen Helferinnen, die Wildbienen, fördern."
Idealfall: ohne Pestizide, mit Biodiversität
Eine FiBL-Studie von 2020 auf Landwirtschaftsbetrieben zeigt, dass in Parzellen mit konventionellem, aber pestizidfreiem Getreideanbau oder mit Biolandbau bis zu 35 Prozent mehr Wildbienen vorkommen, als wenn rein konventionell angebaut wird. Der Schlüssel ist die Ackerbegleitflora, auch Unkraut genannt: Wenn keine Herbizide gespritzt werden, blüht mehr Unkraut, die Futtergrundlage für die Wildbienen steigt, ihre Populationen nehmen zu. "Die gute Wirkung pestizidfreier Anbaumethoden funktioniert nur, wenn es in der direkten Umgebung naturnahe Habitate wie artenreiches Grünland, Waldränder oder mehrjährige Blühstreifen gibt", merkt Lukas Pfiffner an. "Denn Bienen brauchen neben Nahrung auch geeignete Nistplätze zur Überwinterung."
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