Sollten neue Gentechniken im Biolandbau angewendet werden dürfen oder nicht? Mit der "molekularen Schere" CRISPR/CAS9 kann DNA gezielt geschnitten werden. Damit können einzelne Gene entfernt oder neu eingefügt werden. Die Methode ist im Biolandbau nicht zugelassen. In der Sendung "Agree to Disagree! Gentechnik im Biolandbau?", moderiert von Psychologe Bertolt Meyer, werden Pro und Contra dieser Regel diskutiert.
Schnelle Lösung, unklare Folgen
Monika Messmer, Agrarbiologin und Pflanzenzüchterin am FiBL, und Holger Puchta, Molekularbiologe am Joseph Gottlieb Kölreuter Institut für Pflanzenwissenschaften, vertreten verschiedene Meinungen zum Einsatz von Gentechnik im Biolandbau.
Monika Messmer argumentiert, dass gentechnische Veränderung von Nutzpflanzen den Prinzipien des Biolandbaus widersprechen. Vor allem der Respekt vor der zehntausendjährigen Coevolution von Menschen und Nutzpflanzen und ethische Gründe sprächen gegen den Einsatz von Gentechnik. Die Gentechnik werde als schnelle Lösung zur Nachhaltigkeit und Anpassung an den Klimawandel dargestellt, vielmehr brauche es aber den systemischen Ansatz des Biolandbaus, um die Transformation zu nachhaltigen Ernährungssystemen zu erreichen. Die Gentechnik konzentriere sich auf einzelne Gene, während die Entwicklung der Pflanzen durch über 20'000 Gene bestimmt werde, die optimal zusammen arbeiten und an die Umwelt angepasst sein müssen. Ausserdem sei noch längst nicht die Rolle jedes Chromosomenabschnitts in Pflanzen bekannt. Gentechnik habe vor allem indirekte negative Folgen, weil zu Beispiel beim Soja die Genveränderung mit dem vermehrten Einsatz von Herbiziden einhergehe und die industrialisierte Landwirtschaft fördere. Der globalen Einsatz von einzelnen Resistenzgenen erhöhe massive den Druck auf die Krankheitserreger, die in Folge die Resistenzen schneller überwinden können.
Holger Puchta argumentiert, dass Pflanzen mit den neuen Methoden auch so verändert werden könnten, dass sie eine nachhaltigere Landwirtschaft ermöglichen. Gentechnik sei eine Chance für den Biolandbau, der sowieso bereits gentechnisch manipulierte Pflanzen benutze, wie zum Beispiel Weizen mit kürzeren Halmen. Er sagt auch, es sei nicht möglich, dass veränderte Pflanzen vom Feld sich in der Natur etablieren und wilde Arte verdrängen könnten.
Die Sendung endet, ihrem Namen "Agree to Disagree" getreu, ohne einen der Standpunkte zu favorisieren.
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Links
- arte.tv: Sendung "Agree to Disagree! Gentechnik im Biolandbau?"
- fibl.org: Podcast "Gentech in der Landwirtschaft Teil 2"