Das Problem ist bekannt: die männlichen Küken der Legehennen werden gleich nach dem Schlüpfen getötet und entsorgt. In der Schweiz sind das jährlich rund 2.5 Millionen Tiere.
Während diese Tatsache früher wenig beachtet wurde, gibt es heute Bestrebungen bzw. einen zunehmenden Druck, davon wegzukommen. So hat im September 2013 das Verbraucherschutzministerium Nordrhein-Westfalen einen Erlass zum Verbot der Tötung männlicher Eintagsküken herausgegeben (DGS Magazin 40/2013, S. 6); andere deutsche Bundesländer werden möglicherweise folgen (Der Spiegel, 42/2013, S. 84-85), ebenso Holland (Leenstra, persönliche Mitteilung). Auch in der Schweiz wird ein Verbot diskutiert und aus Tierschutzkreisen gefordert. Die Schweiz ist eines der wenigen Länder, das Bio-Elterntiere hält und somit auch in der biologischen Produktion von Bio-Küken das Töten der männlichen Küken durchführen „muss“. Das entspricht natürlich nicht dem biologischen Gedanken einer nachhaltigen Kreislaufproduktion.
Aufgrund ökonomischer und ökologischer Überlegungen kommen holländische Forscher zum Schluss, dass Zweinutzungstiere das Problem des Tötens männlicher Küken kaum lösen können, während die Mast der männlichen Küken aus Legelinien in beiden Aspekten mit Abstand am besten abschneidet (Leenstra et al., 2010).
Es ist jedoch problematisch, die Hähne mit grossen Mengen an hochwertigstem Mastfutter aufzuziehen. Neue Ergebnisse aus dem Core Organic II Projekt ICOPP (www.icopp.eu) zeigen, dass bei Mastgeflügel über 20% der Getreide-Ration ohne Leistungseinbussen durch hochwertige Raufutter (z.B. Silage) ersetzt werden kann und dass sich die Fleischqualität dieser Tiere positiv verändert (Fettsäuremuster).
Es kann sein, dass der Raufutteranteil bei Hähnen im Legetyp in gewissen Phasen der Aufzucht noch darüber hinaus erhöht werden kann. Die Nutzung von Raufutter in der Tierernährung kann je nach Erzeugung auch bedeuten, dass natürliches Grasland genutzt wird und damit der Produktionsdruck auf das Ackerland sinkt, was ökologisch und soziökonomisch positiv wäre.