Die potenzielle Gefährdung der Fauna von Naturschutzgebieten durch Anbau von gentechnisch veränderten Maissorten ist bisher unzureichend untersucht und geklärt. Kommerziell genutzter transgener Mais weist hauptsächlich zwei transgene Eigenschaften auf, Insektenresistenz (IR) und Herbizidtoleranz (HT). Insektenresistenter Bt‐Mais produziert toxische Proteine gegen Frassschädlinge aus der Gruppe der Käfer (Coleoptera) oder Schmetterlinge (Lepidoptera). Da Maispollen mit dem Wind verdriftet wird, kann toxischer Bt‐Pollen in Naturschutzgebiete eingetra-gen werden, dort auf Wirtspflanzen von Schmetterlingslarven zu liegen kommen und von den Raupen aufgenommen werden. Herbizidtoleranter HT‐Mais ist tolerant gegen bestimmte Breitbandherbizide wie z.B. Glyphosat, welche zur Unkrautbekämpfung bei Anbau von HT‐Mais eingesetzt werden.
Die Anwendung von Breitbandherbiziden kann zu einer Verarmung der Wildkräuterfauna führen und damit die Nahrungsquellen für Schmetterlinge reduzieren. glyphosathaltige Herbizide sind oft auch toxisch für Amphibien.
Vor diesem Hintergrund wurde eine erste Abschätzung und Quantifizierung des Gefährdungspotentials durch den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen auf Naturschutzgebieten erarbeitet. Im Vordergrund stand die Quantifizierung des Eintrags von Bt‐ Maispollen in Naturschutzgebiete und damit die mögliche Exposition von Schmetterlingslarven gegenüber dem Bt‐Toxin.
Die Studie umfasst eine umfangreiche Literaturrecherche zur Verdriftung von Maispollen in der Landschaft sowie der Maispollen‐Deposition auf Wirtspflanzen, und zusätzliche Felderfassungen der Pollendeposition in einem ausgewählten Fallstudiengebiet. Als Untersuchungsgebiet für die Freilandstudie wurde das Reusstal zwischen Bremgarten und Mühlau (Kanton Aargau) gewählt. In diesem Gebiet wurde die vorkommende Schmetterlingsfauna recherchiert und die zeitliche Überschneidung der einzelnen Arten mit der Maisblüte abgeschätzt. In den Jahren 2011 und 2012 wurde die Maispollendeposition auf Blättern der Brennnessel (Urtica dioica) quantifiziert und mögliche, die Pollenverteilung beeinflussende Faktoren analysiert. Aus diesen Daten wurde die potenzielle Exposition und mögliche Gefährdung der Schmetterlingsfauna gegenüber dem Bt‐Toxin direkt abgeleitet.
Als weiterer Teilaspekt wird eine kurze Zusammenfassung zur Wirkung glyphosat‐haltigen Herbiziden auf Amphibien gegeben. Zusammenfas-send wird die Gefährdungssituation eingeschätzt und der aktuell beste-hende Forschungsbedarf formuliert.
BAFU, Sektion Biotechnologie
Uni Basel, Dr. Andreas Lang
Leitung