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Bio-Kälbermast an Müttern und Ammen

Abstract

Viele Biokälber verlassen als Tränker den Milchviehbetrieb und landen in der konventionellen Kälbermast. Dabei wäre insbesondere im Herbst die Nachfrage nach Biokalbfleisch grösser als das Angebot. Es sollen Biokälber gemästet werden, die über die Richtlinien hinaus artgerecht gehalten werden. Als Hauptkriterien für eine artgerechte Haltung wurden zwei Kriterien definiert: Erstens, die Kälber haben Weidegang und zweitens, die Kälber dürfen die Milch direkt vom Euter trinken. Dadurch soll schlussendlich auch ein höherer Schlachtpreis erzielt werden können.

Im Projekt werden Betriebe gesucht, die Kälber auf diese Wiese artgerecht mästen. Das Erfahrungswissen zu diesem Kälberaufzuchtssystem wird gesammelt und neue Betriebe werden bei der Etablierung unterstützt. Mit Hilfe einer Website und Filmen sowie einem Leitfaden sollen die Erkenntnisse an die Praxis weitergegeben werden.

Detaillierte Projektbeschreibung

Viele Kälber von Bio-Milchviehbetrieben werden heute im Alter von wenigen Wochen über den Handel an spezialisierte konventionelle Mastbetriebe verkauft. Damit gehen sie nicht nur dem Biokanal verloren, sondern erhalten auf dem Mastbetrieb oft hohe Dosen Antibiotika. Das entspricht nicht den Zielen des Biolandbaus.

Im Herbst werden nur wenige schlachtreife Kälber, die auf Biobetrieben gemästet wurden, angeboten. Die Schlachtungen von Bio-Kälbern unterliegen einer starken Saisonalität - im Frühjahr ist das Angebot deutlich höher. Zum einen könnte mehr Kalbfleisch im Herbst vermarktet werden, zum anderen ist davon auszugehen, dass bei einem konstanteren Angebot an Kalbfleisch der Absatz insgesamt gesteigert werden könnte. Bei einem ausgeglichenen Biokalbfleisch-Angebot wären dann auch eine Erhöhung des durchschnittlichen Bio-Preiszuschlages und/oder die Festlegung saisonaler Mindestpreise möglich.

Die zweite Bedingung für die Verbesserung der Preise wäre eine Verbesserung der Produktionsbedingungen. Das Kalb ist heute das einzige Jungtier aus allen Säuge-Nutztierarten, das gar nicht oder wenn, nur sehr kurz bei der Mutter saugen darf. Die künstliche Aufzucht mit dem Nuckeleimer oder dem Tränkeautomaten entspricht nicht dem natürlichen Verhalten und führt deshalb oft zu Problemen mit der Kälbergesundheit .Die bisherigen Erfahrungen der praktizierenden Landwirte zeigen, dass mit einer Ammenkuhhaltung, in der das eigene und noch andere Kälber an der Amme saugen, frohwüchsige Kälber und arbeitswirtschaftliche Erleichterungen erzielt werden können. Die Wissenschaft hat bisher relativ wenige Erkenntnisse zur Ammenkuhhaltung gewonnen.

Ziele und Aufgabenstellungen

Ziel dieses Projektes ist, Bio-Betriebe zu finden und aufzubauen, die an Ammen aufgezogene Kälber in den Biokanal zur Deckung der Nachfrage nach Bio-Kalbfleisch liefern. Priorität haben Betriebe, deren Kälber auf dem Geburtsbetrieb verbleiben, also die vor allem die eigenen Kälber mästen. Weidegang soll Bestandteil dieses Biokalbfleischprogrammes werden. Mit den auf den Betrieben erfassten Daten zur Produktionstechnik und zu den Produktionskosten soll der Rahmen für dieses Biokalbfleisch-Produkt abgesteckt werden.

Projektteil 1: Machbarkeitsstudie/Betriebssuche

In einem ersten Schritt soll geprüft werden, ob realistische Chancen bestehen, Betriebe für die Bio-Kälbermast mit Ammen zu finden. Über verschiedene Wege sollen Betriebe angesprochen werden (FiBL-Plattform Mutter- und ammengebundene Kälberaufzucht, direkte Anfrage bei Betrieben, Veranstaltungen für Bio-Rindviehhalter, Bio-Organsiationen, Artikel in der Zeitschrift Bioaktuell). Mit allen Reaktionen aus den unterschiedlichen Gebieten wird eine Abschätzung des Potentials vorgenommen. Bei sehr negativen Rückmeldungen muss eine Rücksprache mit dem Auftraggeber über die Weiterführung des Projektes erfolgen. Ist jedoch Interesse vorhanden, können weiterhin Betriebe gesucht werden.

Projektteil 2: Sammlung von Erfahrungswissen und Entwicklung des Systems

Betriebe, die mit Ammen arbeiten und Erfahrungen vorweisen können, werden dokumentiert. Eckdaten des jeweiligen Betriebssystems werden erfasst (Infrastruktur/Produktionstechnik, Kosten). Die Betriebsleiter werden interviewt, um Know-How zu sammeln. Betriebe, die neu ihre Kälber mit den Ammen halten möchten, werden bei der Umstellung begleitet und beraten. Auf diesen Betrieben werden ebenfalls die notwendigen Infrastrukturanpassungen aufgezeichnet, die Produktionstechnik erfasst und die Kosten (Milch, Arbeitsaufwand) geschätzt. Die relevanten Mastparameter werden vom Betriebsleiter erfasst bzw. aus den vorhandenen Datenbanken eingeholt (Gesundheit, Gewicht, Taxierung, Alter der Kälber). Problemstellungen und Lösungsansätze, die sich im Laufe der Etablierung des Systems auf den Betrieben ergeben, werden dokumentiert.

Projektteil 3: Weitergabe der Informationen

Über verschiedene Kanäle sollen die Vorteile und Herausforderungen aufgezeigt und die Informationen zur Kälbermast an Ammenkühen verbreitet werden. Die bereits rudimentär existierende Webseite zur mutter- und ammengebundenen Kälberaufzucht auf bioaktuell.ch soll um das Thema Kälbermast erweitert werden. Von Mast an der Amme praktizierenden Betrieben werden 3 Beschriebe als Beispiele vorgestellt. Mit Hilfe von Kurzfilmen, die auf den Betrieben erstellt werden, wird das jeweilige System veranschaulicht.

Ein FiBL-Kurs soll das Potential der Bio-Kälbermast an Ammen deutlich machen. Alle im Projekt gemachten Erkenntnisse sollen in einem Leitfaden zusammengefasst werden. Dieser soll Neueinsteigern bei der Umstellung auf die Haltung von Ammenkühen helfen.

Finanzierung/ Donor
  • Coop Fonds für Nachhaltig-keit – Pflanzen, Tiere und Boden
  • Bio suisse
(Forschungs-)Programm
  • Coop Fonds für Nachhaltigkeit
Projektpartner
  • Coop
  • Bio Suisse
FiBL Projektleitung/ Kontakt
Rolle des FiBL

Projektkoordination

FiBL Projektnummer 55297
Änderungsdatum 26.09.2023
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