(Frick, 11. Dezember 2018) Zu einer artgerechten Nutztierhaltung gehört für das Landwirtepaar Claudia Wanger und Nils Müller unbedingt auch die Möglichkeit alternativer Schlachtkonzepte wie der Weideschlachtung. Seit 2013 kämpfen sie mit der Unterstützung von Freunden und Organisationen für die gesetzliche Anerkennung der tierfreundlichen und stressarmen Methode. Mit Erfolg: Am 5. Dezember 2018 haben sie die zehnjährige gesetzliche Bewilligung für die Weideschlachtung auf ihrem Hof erhalten.
Lokales Handwerk wird gefördert
Beim jahrelangen Tauziehen mit den Behörden wurde das Landwirtepaar von Eric Meili, Berater für Tierhaltung vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, unterstützt. "Die artgerechte Weidehaltung der Rinder kann jetzt konsequent zu Ende geführt werden", sagt Eric Meili. "Die Weideschlachtung schafft zudem eine neue Marktnische. Ein Team aus Bauer, Metzgerin, Jäger und lokalem Schlachtlokal bringt wieder sinnvolle Arbeit zurück aufs Land."
Dass die Weideschlachtung vielen Landwirten Perspektiven eröffnen kann, davon ist auch Landwirt Nils Müller überzeugt: "Innovative Methoden, qualitativ hochstehende Produkte und Arbeit, die von den Konsumentinnen und Konsumenten geschätzt wird – darin liegt die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft. Wir können nicht ausschliesslich auf ein System mit wenigen grossen Schlachthöfen setzen."
Tierleid wird auf ein Minimum reduziert
Sabine Hartmann, Direktorin der Wissenschaftsabteilung der Stiftung Vier Pfoten, schreibt: "Für uns ist es wichtig, dass Tierleid durch die Weideschlachtung wesentlich verringert wird. Tierschutz soll nicht am Weidezaun aufhören, sondern bis an das Lebensende gewährleistet sein. Wir glauben, dass das Projekt Weideschlachtung wegweisend ist. Immer mehr Konsumenten weltweit lehnen die industrielle Intensivtierhaltung und ethisch fragwürdige Produkte ab. Mit diesem Projekt hat die Schweiz eine grosse Chance, zu einem Vorreiter in Sachen Tier- und Konsumentenschutz zu werden."
Die Weideschlachtung auf dem Hof "Zur Chalte Hose"
Ein einzelnes Rind wird jeweils im Beisein der Herde auf der Weide geschossen. Der Rest der Herde bleibt auch nach dem Schuss ruhig stehen. Das Rind wird vor Ort entblutet, bevor es in einem nahen Schlachtlokal ausgenommen und zerlegt wird. Die bisherigen Erfahrungen mit 31 Abschüssen zeigen, dass die Methode bezüglich Tierschutz und Lebensmittelsicherheit tadellos funktioniert. Bei der Weideschlachtung entfällt der enorme Stress durch das Separieren aus der Herde, den Transport, die fremde Umgebung und schliesslich die Fixierung für den Bolzenschuss. Weniger Stress unmittelbar vor und während dem Schlachtprozess bedeutet immer auch eine verbesserte Fleischqualität.
Dank
Ohne die Starthilfe der beiden Pioniere aus Deutschland, Ernst-Hermann Maier vom Uria-Hof und Gerd Kämmer von der Genossenschaft Bunde Wischen, wäre das Projekt nicht so schnell so weit gekommen. Dank gebührt zudem der Tierschutzorganisation Vier Pfoten, die für das Projekt Weideschlachtung sowohl die rechtlichen Abklärungen als auch die wissenschaftliche Beratung des FiBL finanziert hat. Dank gilt auch der Stiftung für das Tier im Recht, dem Schlachtlokal Küsnachter Berg und Umgebung, dem Störmetzger Patrick Föllmi, welcher seit der ersten Stunde mit dabei ist, und dem Veterinäramt des Kantons Zürich.
Weiterführende Informationen
Beratung FiBL
Auskunft zur Weide- und Hofschlachtung sowie Beratung für interessierte Landwirte
- Eric Meili, Berater FiBL
Kontakt FiBL
- Franziska Hämmerli, Kommunikation, FiBL Schweiz
Kontakt Hof "Zur Chalte Hose"
- Nils Müller & Claudia Wanger
Tel +41 44 918 04 46, E-Mail mail(at)zurchaltehose.ch
http://zurchaltehose.ch
Kontakt Vier Pfoten Schweiz
- Chantal Häberling
Tel +41 43 311 80 90, E-Mail chantal.haeberling(at)vier-pfoten.org
www.vier-pfoten.ch
Links
bioaktuell.ch: Weitere Informationen zur Weideschlachtung
Videos
- bioaktuell.ch: FiBL-Film: Weideschlachtung – Eine tiergerechte und stressfreie Schlachtmethode
- srf.ch: SRF Schweiz Aktuell: Gesetzliche Grundlage für die Weideschlachtung in Gefahr