Landwirtschaft und Öffentlichkeit haben heute nur wenig Kontaktpunkte. Jens Lönneker, Geschäftsführer und Gründer von rheingold salon, stellte zu Beginn der Veranstaltung Ergebnisse der Studie Zukunfts-Bauer vor. "Die Landwirtschaft ist im Alltag der Allgemeinheit kaum mehr präsent. Dadurch entstehen Vorurteile und Erwartungen, die an der Realität vorbeigehen. Und wieso? Weil die Landwirtschaft nicht kommuniziert!" Lönneker plädierte dafür, dass Landwirt*innen ihre Öffentlichkeitsarbeit deutlich ausbauen sollten, etwa über Verbände oder Organisationen. Er betonte, wie bedeutend dabei ein positives Narrativ ist. Laut seiner Untersuchungen sei das Bild des "Zukunfts-Bauern" sowohl für die Landwirt*innen selbst, als auch für die Öffentlichkeit attraktiv: Die Landwirtschaft als innovativ und zukunftsorientiert zu kommunizieren, als eine Branche, die neue Technologien mit altem Wissen kombiniert.
Leitbetriebe mit erfolgreichen Ansätzen
Nadja und Hermann Poppen vom Biolandhof Sonnenschein in Ostfriesland stellten vor, wie sie ihre Öffentlichkeitsarbeit gestalten. Mit Pressearbeit und dem Einsatz von sozialen Medien konnten die Betriebsleiter*innen ein sehr positives Image ihres Schweinezuchtbetriebes aufbauen. Graf Bobby von Sonnenschein, eines ihrer Schweine, hat einen eigenen Instagram-Kanal und ist regelmäßig in der Presse. "Ich finde es wichtig, offen auf Verbraucher*innen zuzugehen. Landwirt*innen müssen hier aktiv sein, denn von allein ändert sich nichts", so Nadja Poppen. Sie stellte auch heraus, dass eine authentische Kommunikation entscheidend ist, die auch Herausforderungen zeigt und die Landwirtschaft nicht zu sehr romantisiert.
Elise Köhler vom Ackerbaubetrieb Köhler Landwirtschaft bei Hannover berichtete von ihren Ansätzen. Die Hofnachfolgerin hat eine Direktvermarktung von Zwiebeln aufgebaut und kooperiert mit dem regionalen Lebensmittelhandel. Über einen professionellen Internetauftritt und soziale Medien sowie mit Hofführungen und weiteren Veranstaltungen schafft sie Aufmerksamkeit für ihren Betrieb und ihre Produkte. Der Großteil ihrer Zwiebeln geht jedoch an den Großhandel. Köhler betont, wie bedeutend es ist, auch der deutschen Zwiebel generell einen Mehrwert bei den Verbraucher*innen zu geben. "Diese Kommunikation kann ein Betrieb allein jedoch nicht schaffen."
Positive Resonanz
Während der Veranstaltung und in der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass Betriebe, die aktiv in einen Dialog mit Bürger*innen gehen, viel positive Resonanz erhalten. Diesen Dialog hat das Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau als ein wichtiges Ziel: Alle Netzwerk Betriebe laden zu Veranstaltungen auf ihren Höfen ein und kommunizieren ihre Arbeit an die Öffentlichkeit.
Ganz konkret: Mit ihrer aktuellen Gemeinschaftsaktion "Boden erleben!" will das Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau mit gemeinsamer "Schlagkraft" mehr Verständnis und mediale Aufmerksamkeit für die wichtige Ressource Boden und deren Bearbeitung vermitteln und damit mehr Wertschätzung für die Arbeit der Landwirt*innen erreichen.
Weitere Informationen
Kontakt
Links
- praxis-agrar.de: Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau
- FiBL.org: Projektbeschreibung Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau
Hintergrund - Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau und die Praxis-Talks
Der Austausch mit anderen Betrieben über nachhaltigen Pflanzenbau, die eigene Arbeit der Öffentlichkeit näherzubringen und die Zukunft des Ackerbaus aktiv mitzugestalten – das sind die Ziele des bundesweiten Netzwerks Leitbetriebe Pflanzenbau. Es wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) initiiert. Das Netzwerk zählt derzeit knapp 100 Mitglieder – ökologische und konventionelle Betriebe. Die Leitbetriebe sind Anlaufstelle für die interessierte Öffentlichkeit und für Fachpublikum.
Die Praxis-Talks als Online-Veranstaltungsreihe geben den Leitbetrieben die Möglichkeit, ihre Ansätze zu bestimmten Themen vorzustellen. Eine neutrale Person ordnet diese jeweils fachlich ein.