Im Rahmen des Projekts "Was isst Zürich?" hat das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL gemeinsam mit Fachleuten der Stadt Zürich und dem Ernährungsforum Zürich analysiert, welche Lebensmittel über welchen Absatzkanal in die Stadt gelangen und wie viele davon aus der Region beschafft und in Bioqualität produziert werden. Die Analyse zeigt, dass der Detailhandel (55 %) zentral für die Zürcher Lebensmittelversorgung ist, gefolgt von der Gastronomie (39 %). Schweizer Produkte machen bei den untersuchten Lebensmitteln gut die Hälfte aus. Zürcherinnen und Zürcher ernähren sich auch überdurchschnittlich regional: Gemessen am gesamtschweizerischen Markanteil der Produkte aus den Kantonen Aargau, Zürich und Zug, werden in der Stadt Zürich überdurchschnittlich viele dieser regionalen Produkte konsumiert. Dabei ist der Anteil regionaler Waren auf den Stadtmärkten vergleichsweise besonders hoch. Bei den Bioprodukten wird die Rangliste im städtischen Gesamtkonsum von Milch und Rüebli angeführt, während Schweine- und Geflügelfleisch nur in geringen Mengen in Bioqualität konsumiert werden. Bei den meisten der untersuchten Lebensmittel weist die Gastronomie einen kleinen Bioanteil auf, was unter anderem mit dem Preisdruck in der Branche erklärt werden kann.
Regionale Initiativen als Pioniere
Regionale Ernährungsinitiativen mit kurzen Wertschöpfungsketten wie Gemeinschaftsgärten, Direktvermarktung, Food-Kooperativen oder solidarische Landwirtschaft tragen heute mengenmässig wenig zur regionalen Lebensmittelversorgung der Stadt Zürich bei. Sie übernehmen aber eine wichtige Pionierrolle für eine nachhaltigere Gestaltung des lokalen Ernährungssystems. Durch den direkten Kontakt mit den Konsumentinnen und Konsumenten tragen sie auch zur Sensibilisierung für nachhaltige, regionale Ernährung bei. Als Hindernis dabei wird der erschwerte Zugang für die Konsumentinnen und Konsumenten sowie die damit verbundene Einbindung in den Alltag und fehlendes Wissen zur Verarbeitung von frischen Lebensmitteln identifiziert. Dazu kommen auf Angebotsseite ein schmales Sortiment sowie ein Mangel an regionalen Logistikstrukturen, spezifischem Wissen und Fähigkeiten für Direktvermarktung.
Die Voraussetzungen sind gut
Für die Förderung einer regionalen und nachhaltigen Ernährung in der Stadt Zürich haben die Fachleute Handlungsansätze entwickelt, die verschiedenen Wirkungsbereiche wie Information und Bildung, regionale Produktion und Verarbeitung, regionale Vermarktung und Verteilung, öffentliche Beschaffung, Gastronomie und Lebensmittelverluste zugeordnet werden können und sich an unterschiedliche Akteure richten. Sie fokussieren auf kurze, regionale Wertschöpfungsketten und Biolebensmittel, decken jedoch nicht alle Aspekte einer nachhaltigen Ernährung ab. Bei der Umsetzung gilt es, die verschiedenen Akteurinnen und Akteure des Ernährungssystems miteinzubeziehen, um Synergien zu nutzen und bestehende Ansätze zu harmonisieren.
"In der Stadt Zürich haben wir gute Voraussetzungen für das Gelingen einer nachhaltigen regionalen Lebensmittelversorgung. Eine klare Mehrheit der Stimmbevölkerung hat sich bereits 2017 für die Förderung einer umweltschonenden Ernährung ausgesprochen. Stadtweit sind zahlreiche regionale Kooperationen zwischen Konsumentinnen und Produzentinnen entstanden. Mit der Ernährungsstrategie nehmen wir als Stadtverwaltung unsere Verantwortung wahr und verfolgen die Ziele konsequent – auch in Zusammenarbeit mit engagierten Organisationen und Verbänden", sagt Stadtrat Andreas Hauri, Vorsteher des Gesundheits- und Umweltdepartements.
Die Stadt Zürich setzt sich im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für die Förderung einer umweltschonenden Ernährung und die Information über den Einfluss der Ernährung auf das globale Klima ein. Mit dem Projekt "Was isst Zürich?" wurde das regionale Lebensmittelsystem analysiert und Potenziale zur Verbesserung aufgezeigt. Das Projekt wurde vom Umwelt- und Gesundheitsschutz Zürich gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL und dem Ernährungsforum Zürich durchgeführt und durch die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt. Ein Bericht mit Handlungsempfehlungen für die wichtigsten Akteure sowie ein Methodik-Handbuch bilden den Abschluss des Projekts. Der Fokus liegt auf der Versorgung und dem Konsum regionaler Produkte. Dabei wurden kurze regionale Wertschöpfungsketten besonders beachtet.