Diese Website unterstützt Internet Explorer 11 nicht mehr. Bitte nutzen Sie zur besseren Ansicht und Bedienbarkeit einen aktuelleren Browser wie z.B. Firefox, Chrome

Was bedeutet das neue Coronavirus für die Tierhaltung?

Rinder im Stall

Kälberdurchfall kann unter anderem durch bovine Coronaviren ausgelöst werden. Foto: Hannah Ayrle, FiBL

Das neue Coronavirus hält die Welt seit mehreren Wochen in Atem. Für Tiermedizinerinnen und -mediziner sind Coronaviren "alte Bekannte". FiBL-Expertin Hannah Ayrle gibt einen Überblick darüber, welche Rolle unsere Haus- und Nutztiere im Infektionsgeschehen spielen.

Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 gehört zu einer Virusfamilie die sich dadurch auszeichnet, dass die Viren eine kronenartige Oberfläche aufweisen. Der Name steht für "Severe Acute Respiratory Syndrome Corona-Virus 2" bzw. "Schweres akutes Atemwegssyndrom Coronavirus 2". Da Coronaviren eine hohe genetische Variabilität aufweisen, kann es generell zu Übertragungen zwischen Tierarten sowie zwischen Mensch und Tier kommen. Die Viren werden über Sekrete und Schleim aus den Atemwegen sowie über den Stuhl übertragen und lösen Atemwegs- und Darmerkrankungen aus. Da das neue Coronavirus sehr ähnlich wie Coronaviren der Fledermausart Java-Hufeisennase ist, gibt es die Theorie, dass sich mehrere Menschen in der chinesischen Provinz Hubei an dieser Fledermausart angesteckt haben. Von dort aus hat sich das neue Coronavirus auf der ganzen Welt verbreitet.

Coronaviren bei Tieren

Für Tierärzte sind tierartspezifische Coronaviren indes alte Bekannte. Bei Kälbern lösen sie – neben Rotaviren, E. coli Bakterien, Kryptosporidien und Kokzidien – den häufig auftretenden Kälberdurchfall aus. Bei Hunden und Pferden kommt es bei einer Infektion mit tierartspezifischen Coronaviren zu Darmerkrankungen mit Durchfällen, die aber meist nur bei Welpen und Fohlen schwer verlaufen. Bei Katzen lösen feline Coronaviren entweder einen milden Durchfall oder aber eine oft tödlich verlaufende Bauchfellentzündung (FIP) aus.

Gerade bei Schweinen verläuft die Infektion mit porcinen Coronaviren zum Teil seuchenhaft (epizootische Virusdiarrhoe) und stellt durch Ferkelverluste und schlechtes Wachstum ein grosses wirtschaftliches Problem für betroffene Betriebe dar. Laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV und dem Friedrich-Löffler Institut FLI, dem deutschen Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, bergen die Coronaviren unserer Haus- und Nutztiere jedoch kein bekanntes Risiko für den Menschen und sind klar von SARS-CoV-2 zu unterscheiden.

Können Haus- und Nutztiere am neuen Coronavirus erkranken?

Generell gilt aktuell die Meinung, dass das neue Coronavirus von Mensch zu Mensch übertragen wird. Laut BLV wird das Risiko, sich bei Haus- und Nutztieren mit dem neuen Coronavirus anzustecken, als sehr gering eingeschätzt, und höchstwahrscheinlich spielen diese keine Rolle bei der Übertragung der Viren.

Laut Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) gibt es jedoch drei Fälle bei denen sich Haustiere bei ihren am neuen Coronavirus erkrankten Besitzern angesteckt haben: zwei Hunde in China und eine Katze in Belgien. Die Hunde zeigten keinerlei Krankheitssymptome; die Katze wurde getestet, da sie Durchfall, Appetitlosigkeit und Atemwegssymptome hatte. Im Gegensatz dazu meldete das weltweit tätige Veterinär-Diagnostik Unternehmen IDEXX Mitte März, dass es in mehreren tausend Proben von Hunden und Katzen, die es auf das SARS-CoV-2 getestet hat, kein einziges positives Ergebnis nachweisen konnte.

Eine Übertragung von SARS-CoV-2 auf andere Haus- oder Nutztiere ist bisher ebenfalls nicht bekannt. So erklärt das FLI auf seiner Homepage dass es bisher keine Hinweise auf eine Infektion von Nutztieren mit dem neuen Coronavirus gibt. Dennoch hat das Institut mit Versuchen begonnen, in denen geklärt werden soll, ob sich Schweine, Hühner und andere Tiere anstecken können. Mit ersten Ergebnissen rechnet man nicht vor Ende April. Bis diese Details eindeutig geklärt sind, sollte man daher grundlegende Hygienemassnahmen im Umgang mit Tieren ergreifen.

Schutzmassnahmen für Mensch und Tier

Wenn ein Tierbesitzer oder eine Tierbesitzerin am neuen Coronavirus erkrankt oder unter Quarantäne steht, so sollte er oder sie so wenig Kontakt wie möglich zu seinen Tieren haben und sich an die Weisungen des BLV halten.

Dass man sich nach dem Kontakt mit Tieren die Hände wäscht oder desinfiziert, stellt für die meisten eine Selbstverständlichkeit dar. Es sollte aber gerade jetzt konsequent und gründlich durchgeführt werden, da die Übertragung verschiedenster Krankheitserreger – nicht nur von Coronaviren – zwischen Mensch und Tier generell immer möglich ist. Häufiges Händewaschen kann am besten erreicht werden, wenn an mehreren Stellen auf dem Betrieb gut zugängliche, saubere Waschbecken mit Seife und Einmaltüchern zur Verfügung stehen.

Desinfektionsmittel für die Hände braucht es eigentlich nur dann, wenn gerade kein Waschbecken in der Nähe ist: etwa auf dem Feld, wenn man sein Frühstück einnehmen will. Die Vetsuisse Fakultät Zürich weist darauf hin, Haustiere nicht im eigenen Bett schlafen zu lassen, keinen Maul-zu-Mund-Kontakt mit Tieren zuzulassen und die Umgebung der Tiere sowie Materialien, mit denen diese in Kontakt sind, sauber zu halten.

Viele weitere Weisungen um seine Familie und Betriebsmitarbeitende zu schützen, findet man auf der Webseite des Bundesamt für Landwirtschaft BLW. Dort sind zudem alle Einschränkungen für Tierhalterinnen und -halter im Rahmen der Coronavirus-Bekämpfung aufgelistet.

Dieser Text wurde ursprünglich auf der Internetplattform www.bioaktuell.ch veröffentlicht.

Weitere Informationen

Kontakt

Links