Kakao ist ein wichtiger Agrarrohstoff, der weltweit gehandelt wird und dessen Nachfrage stetig steigt. Der Anbau erfolgt hauptsächlich auf kleinbäuerlichen Betrieben in den Tropen. Er ist mit zahlreichen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeitsproblemen verbunden, darunter Entwaldung, Kinderarbeit oder Armut von Bäuerinnen und Bauern aufgrund niedriger Erträge und Verkaufspreise. Auch aufgrund des steigenden Drucks seitens der Öffentlichkeit und der Konsument*innen setzen sich Schokoladenhersteller zunehmend für eine nachhaltige Kakaoproduktion ein. Dabei ist die Wissensvermittlung zu guten und umweltfreundlichen Anbaupraktiken eine wichtige Strategie. Unklar war jedoch weitgehend, inwiefern umweltfreundliche Betriebe auch in sozialen und wirtschaftlichen Bereichen profitieren. Diese Frage untersuchte das FiBL im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Projektes "Verbesserung der Stabilität, Resilienz und Nachhaltigkeit von Wertschöpfungsketten durch optimiertes Vorlieferantenmanagement – Schokolade und Baumwolle als Fallbeispiele".
Untersuchungen in Ecuador und Uganda
Für die Studie hat das FiBL Daten zur betrieblichen Nachhaltigkeit von 395 kleinbäuerlichen Kakaobetrieben in Ecuador und Uganda erhoben. Die Betriebe in Ecuador waren Teil eines betrieblichen Nachhaltigkeitsprogrammes, jene in Uganda befanden sich in der Umstellung zur biologischen Zertifizierung. Teilnehmende Kleinbäuerinnen und -bauern wurden auf ihren Betrieben besucht und rund drei Stunden lang mit Hilfe des vom FiBL zur Nachhaltigkeitsbewertung entwickelten SMART-Farm Tools befragt – zum Betrieb, den landwirtschaftlichen Praktiken, der familiären und Arbeitssituation sowie den wirtschaftlichen Verhältnissen. Daraufhin wurden Betriebe mit hoher und niedriger Umweltleistung hinsichtlich sozialer und wirtschaftlicher Faktoren verglichen.
Resultate der Studie
Die Ergebnisse zeigten, dass Betriebe mit hoher Umweltleistung diese einerseits durch strukturelle Unterschiede wie höheren Agroforstanteilen erzielten, andererseits die Betriebsleitenden aus Überzeugung umweltfreundliche Kakaoanbaupraktiken anwandten. Weiterhin zeigte sich, dass ökologischere Betriebe vom geringeren Pestizideinsatz und dem damit verbundenen Vorteil für die Gesundheit der bäuerlichen Familien profitieren. Darüber hinaus zeigen sich allerdings keine sozialen Vorteile. Ökonomisch gesehen schont eine umweltfreundliche Produktion langfristig die natürlichen Ressourcen auf dem Betrieb, was die Produktivität aufrechterhält. Aufgrund niedrigerer Erträge und Einkommen geht dies allerdings auf Kosten kurzfristigerer Investitionsmöglichkeiten sowie der Rentabilität der Betriebe.
In gängigen Zertifizierungsprogrammen wie UTZ oder der Bioproduktion erhalten teilnehmende Betriebe höhere Preise für die Einhaltung einiger umweltfreundlicher Anbaupraktiken. In den FiBL-Fallstudien wurden besonders umweltfreundliche Kakaobetriebe jedoch nicht für diese gesellschaftliche Leistung entlohnt, obwohl umweltschonende Anbaupraktiken oft arbeits- und kostenintensiver sind. Für Kakao aus extensiven Agroforstsystemen ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird beispielsweise der gleiche Preis gezahlt wie für Kakao aus intensiven Monokulturen mit relativ hohem Pflanzenschutzmitteleinsatz. Eine zielgerichtetere Entlohnung ökologischer Kakaoanbaupraktiken könnte zusätzliche Anreize für eine umweltfreundliche Kakaoproduktion schaffen sowie weitere positive soziale und wirtschaftliche Nebenwirkungen erzielen und so langfristig zu einem nachhaltigeren Kakaosektor beitragen.