(Frick, 28. März 2019) Global gesehen spielen kleinbäuerliche Betriebe für die Lebensmittelerzeugung eine bedeutende Rolle. Kleinbauern produzieren den Hauptteil des Kaffees, Kakaos oder der Baumwolle. Kleinbetriebe in Afrika, Asien und Lateinamerika können nur dank Gruppenzertifizierung auf die biologische Wirtschaftsweise umstellen, da eine individuelle Kontrolle für sie nicht finanzierbar ist. Bei Gruppenzertifizierungen werden die einzelnen Bauern über ein sogenanntes Internes Kontrollsystem (ICS) überprüft, welches dann wiederum von einer externen Zertifizierungsstelle kontrolliert wird. Mit Inkrafttreten der neuen Bioverordnung der Europäischen Union 2021 wird das ICS auch für Kleinbauern in Europa gesetzlich anerkannt. Das FiBL hat im Jahr 2018 in einer Studie die Relevanz, Chancen und Herausforderungen der ICS-zertifizierten Gruppen untersucht.
Es gibt derzeit keine offiziellen Statistiken über ICS-zertifizierte Produzentengruppen. Schätzungen der Studie gehen jedoch von rund 2,6 Millionen Bioproduzenten in rund 5’900 ICS-Gruppen mit zwischen 20 und 40’000 Mitgliedern pro Gruppe in 58 Ländern aus (hauptsächlich in Afrika, Asien und Lateinamerika). Die von ihnen bewirtschaftete Gesamtfläche dürfte bei rund 4,5 Millionen Hektar liegen. Ihre Anzahl hat in den letzten Jahren stark zugenommen.
Besserer Marktzugang und effektiver Wissensaustausch in der Gruppe
Die Studie, für die u.a. rund 100 lokale und internationale Experten befragt wurden, zeigt, dass die Erzeugung von Bioprodukten in organisierten Produzentengruppen neben der Senkung der Zertifizierungskosten weitere Vorteile besitzt. "Kleinbauern haben so einen besseren Marktzugang und steigern die Qualität ihrer Produkte durch Wissensaustausch über die Prinzipien des Biolandbaus", so Florentine Meinshausen, Hauptautorin der Studie und Beraterin bei ISEAL, dem Dachverband für Nachhaltigkeitsstandards.
Bessere Regulierung der Gruppenzertifizierung und Weiterbildungen notwendig
Es wurde aber auch festgestellt, dass Bedarf für eine konkretere Regulierung der Gruppenzertifizierung besteht. Ebenso sollte mehr Wert gelegt werden auf die interne Schulung der Landwirte in Bezug auf gute ökologische Produktionspraktiken. "Mehr Investitionen in die Forschung und in die Ausbildung der Bauern sowie die bessere Nutzung der gesammelten Produktionsdaten für die Beratung werden dazu beitragen, die Gruppenzertifizierung zu verbessern", erläutert Beate Huber, Initiatorin der Studie und Leiterin des Departements Internationale Zusammenarbeit am FiBL. Aufgrund festgestellter Unterschiede in der Zertifizierungspraxis empfehlen die Autoren zudem, die Zertifizierungsstellen besser zu schulen und Richtlinien zu harmonisieren.
Weitere Informationen
FiBL-Kontakte
- Beate Huber, Stellvertretende Direktorin und Leiterin Department für internationale Zusammenarbeit, FiBL Schweiz
- Franziska Hämmerli, Kommunikation, FiBL Schweiz
SECO-Kontakt
- Lorenz Jakob, Kommunikation SECO
Tel.+41 58 468 60 56, E-Mail lorenz.jakob(at)seco.admin.ch
Kostenloser Download
Die englischsprachige Studie "Group Certification - Internal Control Systems in Organic Agriculture: Significance, Opportunities and Challenges" kann kostenlos heruntergeladen werden unter
- orgprints.org: Studie "Group Certification - Internal Control Systems in Organic Agriculture: Significance, Opportunities and Challenges"
Finanzierung
Die Studie wurde durch das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft SECO finanziell unterstützt.
- seco-cooperation.admin.ch: Webseite des SECO