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Potenziale des Gemengeanbaus – Praxis-Talk zu Mischkulturen

Gemenge von Erbsen und Triticale.

Gemenge aus Erbsen und Triticale sind auf beiden Betrieben im Anbau. (Foto: Elisa Mutz, FiBL)

Der Gemengeanbau kann ökologische und ökonomische Vorteile bringen, stellt den landwirtschaftlichen Betrieb aber auch vor neue Herausforderungen. Beim dritten Praxis-Talk des Netzwerks Leitbetriebe Pflanzenbau berichteten zwei Betriebsleiter von ihren individuellen Erfahrungen mit dem Anbau von Mischkulturen. Die FiBL Projekte GmbH organisiert die Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle des Netzwerks.

Der Mischkulturanbau hat viele Potenziale. „Schauen wir in die Natur: In Ökosystemen sind meist mehrere Arten in Kombination vertreten. Und so nutzen auch manche Ackerkulturen die vorhandenen Ressourcen wie Stickstoff oder Licht besser miteinander als ohne einen Gemengepartner“, sagte Prof. Knut Schmidtke von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden gleich zu Beginn der Veranstaltung. Er stellte Ergebnisse aus Untersuchungen zum Gemengeanbau vor und begleitete die Veranstaltung mit wissenschaftlicher Expertise. „Im Grünland ist Gemengeanbau sehr gut möglich und etabliert. Bei Druschfrüchten ist es schwieriger und es braucht eine Weiterentwicklung dieser Anbausysteme, damit die Risiken sinken“, so Schmidtke.

Gemengeanbau für Saatgutproduktion

Christian Voß vom Naturlandbetrieb Voß in Sachsen-Anhalt produziert Saatgut. Frühsommertrockenheit und zunehmender Schädlingsbefall stellten den Körnerleguminosenanbau auf die Kippe. Voß begann, Leguminosen mit einer Stützfrucht anzubauen, um das Risiko zu streuen: Winterwicke und Winterroggen, Linse und Leindotter, Erbse und Hafer sind heute typische Mischkulturen auf seinem Betrieb. Voß betonte, dass es sehr wichtig ist, vor dem Gemengeanbau den Absatz zu klären sowie das Management nach der Ernte zu bedenken. In seinem Fall sind Trocknung, Belüftung sowie Reinigung wichtige Schritte, bevor das Saatgut marktfähig ist. „Für mich bedeutet der Gemengeanbau Risikoabsicherung. Er stellt den Betrieb auf sichere Beine und ist auch ökologisch wertvoll, beispielsweise durch Blühpflanzen wie Senf oder Leindotter“, so Voß.

Erträge stabilisieren, hochwertige Futtermittel selbst erzeugen

Dr. Jason Hayer berichtete von den Ansätzen am Hofgut Neumühle, verschiedene Gemenge für die Wiederkäuerfütterung zu nutzen. Die Lehr- und Versuchsanstalt in Rheinland-Pfalz sieht im Gemengeanbau das Potenzial, mehr Protein für die Fütterung der Mastrinder und Milchkühe selbst zu erzeugen. „Den Gemengeanbau sehen wir als Möglichkeit, Erträge zu stabilisieren und hochwertige Futtermittel im eigenen Betrieb zu erzeugen“, sagte Hayer. Bisher waren die Erfahrungen gemischt. Ein Silomais-Ackerbohnen-Gemenge wurde 2023 zum ersten Mal getestet und die Ackerbohnen fielen aufgrund der Trockenheit überwiegend aus. Auch Erbse und Triticale als Winterung konnte nicht geerntet werden. Erbse und Hafer als Sommerung wurde siliert, Erfahrungen aus der Fütterung liegen aber noch nicht vor. Der Gemengeanbau wird am Hofgut Neumühle fortgeführt, um mehrjährige Erfahrungen zu sammeln.
In der Diskussion mit den Teilnehmenden des Praxis-Talks wurde deutlich, dass der Gemengeanbau viele Fragen aufwirft. Aussaat, geeignete Gemengepartner, Absatzwege und Reinigung sind spezifische Themen, die jeweils für sich Zeit für eine Auseinandersetzung brauchen. Auch Knut Schmidtke betonte, wie wichtig es ist, Praxis, Beratung und Forschung zusammenzubringen, die Systeme gemeinsam weiterzuentwickeln und Wissen zu teilen.

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