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Pflugloser Bioanbau fördert Boden und schont Klima

Ohne Pflug mehr Mais: Das Anbauverfahren ohne Pflug brachte 25 Prozent mehr Silomais ein. © FiBL, Bild: Thomas Alföldi

FiBL-Forscher Alfred Berner will genauer wissen, wie der Mais auf die unterschiedliche Bodenbearbeitung reagiert. © FiBL, Bild: Thomas Alföldi

FiBL-Forscher Alfred Berner bonitiert die beiden Anbauverfahren: Mais links mit, rechts ohne Pflug. © FiBL, Bild: Thomas Alföldi

Auch im biologischen Anbau kann auf den Pflug verzichtet werden, wenn die Verhältnisse stimmen. Dies steigert die Bodenfruchtbarkeit und bindet grosse Mengen CO2. Zu diesem Schluss kommen Zwischenresultate einer Langzeitstudie am FiBL.

Durch das traditionelle tiefe Pflügen wird wertvoller Humus abgebaut. Darunter leidet die Stabilität des Bodens, und das klimarelevante Gas CO2 wird freigesetzt. In den vergangenen Jahrzehnten kamen Anbausysteme auf, die auf den Pflug verzichten und zahlreiche Vorteile haben. Da sie aber unter den Bedingungen des konventionellen Landbaus entwickelt wurden, kamen sie nicht um den standardmässigen Einsatz von Herbiziden und Mineraldüngern herum, welche die Umwelt wiederum belasten und zu deren Herstellung viel Energie erforderlich ist.

Das FiBL setzte sich zum Ziel, die Vorteile des Biolandbaus mit den Vorteilen des pfluglosen Anbaus zu verbinden und zusammen mit Praktikern ein Anbausystem zu entwickeln, das sowohl auf den Pflug als auch auf Herbizide und Mineraldünger verzichten kann. Im Herbst 2002 wurde dafür ein Langzeitfeldversuch auf einem lehmigen Tonboden angelegt. Alle Versuchsparzellen werden nach den Richtlinien von Bio Suisse bewirtschaftet.

Während die Getreideerträge im pfluglosen Anbau etwa 10 Prozent geringer waren, fielen die Zwischenfutter- und Sonnenblumenerträge ohne Pflug sogar etwas höher aus. Gar 26 Prozent Mehrertrag hatte das Kleegras auf den pfluglosen Parzellen.

Ein Verzicht auf den Pflug bedingt eine Optimierung des ganzen Anbausystems. Traditionell erfolgt der Kleegrasumbruch im Frühjahr, was ohne Pflug oder Herbizide jedoch nicht möglich ist, weil der Klee und die Gräser nach der Bearbeitung im Frühjahr gleich wieder anwachsen würden. Deshalb schälten die Forscher das Kleegras im Spätsommer mit einem Stoppelhobel und bauten Wintererbsen als Gründüngung an. Diese Zwischenkultur kann im Herbst und Frühjahr bis zu 150 Kilo Stickstoff je Hektare einspeichern, der dann dem Kleegras zur Verfügung steht. Das spart je Hektare 450 Kilo CO2-Äquivalente. Dank dem leichtverfügbaren Stickstoff in der Erbsengründüngung entwickelte sich der darauffolgende Mais sehr schön. Im pfluglosen System konnten 25 Prozent mehr Silomais geerntet werden als im Pflugsystem!

Diese positive Ertragsentwicklung im pfluglosen System hat ihre Ursache im fruchtbareren Boden. Innerhalb von nur 2½ Jahren erhöhte sich dort der Gehalt an organischer Substanz in der obersten Bodenschicht pflugloser Systeme um 0,15 Prozentpunkte, was je Hektar 3,7 Tonnen CO2-Äquivalenten entspricht. Ausserdem war der Boden in den pfluglosen Parzellen weniger dicht gelagert und die biologische Aktivität war gegenüber dem Pflug um 27 Prozent erhöht. Auch die Zahlt der Regenwürmer war erhöht, und die Unterschiede in der Bodenfruchtbarkeit sind je nach Jahreszeit gut wahrnehmbar: Ein Spaten lässt sich bei pflugloser Bodenbearbeitung leichter einstechen, und der Boden fühlt sich beim Begehen weicher an und klebt bei Nässe weniger an den Stiefeln.

FiBL-Kontakt

Paul Mäder, Leiter Bodenwissenschaften, Tel. +41 (0)79 3461886
Alfred Berner, Bodenwissenschaften, Tel. +41 (0)62 865-7223

Weiterführende Informationen (z.B. Literaturzitat)

Die in dieser Medienmitteilung genannten Ergebnisse wurden kürzlich in der Zeitschrift Soil & Tillage publiziert (Ergebnisse der ersten drei Versuchsjahre). Das ist die erste wissenschaftliche Publikation in einer peer-reviewten Zeitschrift zum pfluglosen Anbau unter Biobedingungen in Europa.
Berner, A., Hildermann, I., Fliessbach, A., Pfiffner, L., Niggli, U., Mäder, P. (2008): Crop yield and soil quality response to reduced tillage under organic management. Soil & Tillage Research: 89-96. http://dx.doi.org/10.1016/j.still.2008.07.012
Erschienen in der September- / Oktoberausgabe 2008

Medienmitteilung zum Download

Danke für die Unterstützung

Das Projekt wurde vom Bundesamt für Landwirtschaft und folgenden Stiftungen gefördert: Sampo Initiative für anthroposophische Forschung und Kunst (CH), Stiftung für Mensch, Mitwelt und Erde StiMME (CH), Evidenzgesellschaft (CH), Software AG-Stiftung (D) und Stichting Demeter (NL). Im Rahmen eines durch den COOP-Naturaplan-Fonds finanzierten Projektes werden ab 2009 weitere Erfahrungen unter Praxisbedingungen gesammelt. In Verbindung mit dem EU-Projekt NUE-CROPS, das 2009 startet, klärt das FiBL zudem ab, welche Sorten von Mais und Weizen besonders gut an pfluglose Systeme angepasst sind.