"Die Landwirte und Landwirtinnen brauchen einfache Werkzeuge, um autonom und kurzfristig den Boden beurteilen zu können", sagt Liv Kellermann, Koordinatorin des Projektes und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Gruppe Bodennutzung und Bodenschutz an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL. "Ein solches Werkzeug ist die Spatenprobe."
In ihrer Arbeit mit Studierenden sowie Praktikerinnen und Praktikern hat sie jedoch erlebt, dass viele Akteurinnen und Akteure leider viel zu selten zum Spaten greifen. Gründe dafür sind mangelnde Zeit, Verunsicherung über die Wahl der Methode oder auch die Angst, etwas falsch zu machen. "Das müsste nicht sein, denn eine Spatenprobe lässt sich sehr gut in den betrieblichen Alltag integrieren", sagt Kellermann. Und mit etwas Übung kann diese dazu beitragen, einerseits kurzfristige Bewirtschaftungsentscheide zu fällen und andererseits die längerfristige Bewirtschaftungsstrategie zu überwachen. Das Schöne an der Spatenprobe sei, so Kellermann, dass man nicht auf externe Fachleute angewiesen sei. Man erhalte unmittelbar und kostenfrei erste wichtige Informationen über seinen Boden.
"Spatenprobe schweizweit!"
Zusammen mit der HAFL arbeiten das FiBL, Agridea und Agroscope im Konsortium "Spatenprobe schweizweit!" derzeit an einer neuen Methode. "Wir wollen darin die bestehenden Methoden vereinheitlichen und besser auf die landwirtschaftliche Praxis ausrichten", sagt Kellermann.
Die heute bestehenden Methoden sind sehr unterschiedlich: vom Stichpunktedokument einzelner engagierter Lehrpersonen bis zur aufwendigen Ausgestaltung verschiedener kantonaler Bodenschutzfachstellen oder Forschungsinstitutionen. Auch ausländische Methoden wurden gesichtet.
Auf die Bedürfnisse der Praxis abstimmen
In den letzten Monaten hat das Konsortium die verschiedenen Spatenprobemethoden der Schweiz zusammengeführt und vereinheitlicht. Resultat ist ein Entwurf, eine sogenannte Beta-Version, die nun der Praxis vorgestellt und mit interessierten Praktikerinnen und Praktikern weiterentwickelt werden soll. Dazu finden 2022 vier Veranstaltungen statt, zu denen alle Interessierten aus Landwirtschaft, Forschung und Beratung herzlich eingeladen sind.
Die Methode enthält eine Anleitung zum korrekten Stechen der Probe sowie ein einfaches Schema zur visuellen und sensorischen Erfassung des physikalischen und des biologischen Bodenzustandes. Beispielbilder vereinfachen die Beurteilung. Weiterführende Informationen zur Bewertung liefern Ansatzpunkte zur Optimierung der Bewirtschaftungsstrategie.
Die angepasste Spatenprobe soll Teil eines "Werkzeugkastens" werden, mit dem Landwirtinnen und Landwirte die Böden und deren Zustandsentwicklung ganzheitlich beurteilen können sollen. Dieser wird demnächst in einer operativen Gruppe unter dem Titel "Bodencockpit" bearbeitet.
Die neue Schweizer Spatenprobe soll helfen, den Bodenzustand kurz-, mittel- und langfristig hinsichtlich einer nachhaltigen Bewirtschaftungsstrategie zu beurteilen. Ziele sind:
- Die Nutzung standortbedingter Produktionspotenziale zur Nahrungsmittelerzeugung für heutige und künftige Generationen.
- Das Erhalten der natürlichen Funktionen des Bodens als Lebensraum für die Biodiversität sowie als Wasserfilter und -speicher.
- Die Verbesserung und der Schutz von problematischen oder gefährdeten Böden.
Praxisveranstaltungen
An halbtägigen Veranstaltung besteht die Möglichkeit, die Stossrichtung der einheitlichen Schweizer Spatenprobe kennenzulernen, sie zu testen und Anregungen zu geben, wie die Methode verbessert werden kann. Die Veranstaltungen sind kostenlos und finden an folgenden Terminen statt:
- 10. Mai: Schwand, Münsingen BE
- 23. Mai: Grangeneuve FR
- 05. September: Cadenazzo TI
- 15. September: Strickhof, Lindau ZH
Weitere Informationen
FiBL-Kontakt
Sophie van Geijtenbeek
Link
agridea.ch: Auskunft und Anmeldung zu den Praxisveranstaltungen