Aufgund der langen und fortwährenden Wirtschaftskrise möchte die Europäische Union (EU) die Wirtschaft umstrukturieren und stabiler und wettbewerbsfähiger machen. Der Wandel von der Industriewirtschaft hin zu einer post-industriellen, nachhaltigen Wirtschaftsform wird jedoch radikalere Veränderungen brauchen als eine schrittweise Anpassung der bestehenden Infrastruktur. Hierfür is eine Umgestaltung der Versorgungskette mit wirtschaftlichen Anreizen für die Produzenten notwendig.
Die Strategie der EU sieht vor, die derzeit industrielle Wirtschaft, die auf einem linearen Fluss von massengefertigten Waren aus nicht erneuerbaren Ressourcen basiert, zu transformieren. Ziel soll eine Bioresourcen-basierende Wirtschaft sein, die auf erneuerbare, wiederverwertbare und wiederverwertete Rohmaterialien setzt.
Otto Schmid, Sozioökonom am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL, Schweiz) hat im Sommer in Zusammenarbeit mit Susanne Padel (Organic Research Center, Grossbritannien) und Les Levidow (The Open University, Grossbritannien) eine Publikation zum Thema veröffentlicht.
Danach sind Bauern nicht nur Produzenten von Rohstoffen, sondern auch Manager von öffentlichen Gütern, und das Wirtschaftssystem muss in irgendeiner Form für die öffentlichen Güter, die durch das landwirtschaftliche System erzeugt werden, aufkommen. Umgekehrt wären die Folgen einer sogenannten bio-basierte Wirtschaft, die die öffentlichen Güter und die Perspektive der Landwirte nicht berücksichtigt, gravierend für die Aufrechterhaltung der landwirtschaftlichen Produktion und die Deckung der Nachfrage. Anreize für die Bauern sollen sicherstellen, dass langfristig jene Biomasse und Bioenergie produziert werden kann, die die EU benötigt um ihre Ziele erreichen zu können.
Eine stärker an den öffentlichen Gütern orientierte Bioökonomie muss den agrarökologischen Erkenntnissen, den Biolandbau und Low-External–Input Methoden, der sozialen Innovation, der gemeinsamen Generierung von Wissen (traditionellem und neuen) sowie den lokalen Gegebenheiten und Potentialen ein viel grösseres Gewicht geben. Das bisherige Bioökonomie-Konzept der EU war viel zu stark auf Bedürfnisse der rohstoffverarbeitenden Industrie ausgerichtet; es sollte in Zukunft viel stärker die multifunktionellen Leistungen der Landwirtschaft und die Bauerfamilien als wichtige Akteure berücksichtigen. Mehr als bisher muss eine sogenannte Bioökonomie die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellen.
Die Autoren der Publikation stellen konkrete Strategieempfehlungen zur Verfügung und rufen zu weiteren sozioökonomischen Untersuchungen auf, um die EU in Richtung ihrer Nachhaltigkeitsziele zu bewegen.
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Publikation
The Bio-Economy Concept and Knowledge Base in a Public Goods and Farmer Perspective. Schmid, Otto; Padel, Susanne and Levidow, Les (2012) The Bio-Economy Concept and Knowledge Base in a Public Goods and Farmer Perspective. Bio-based and Applied Economics, 1 (1), pp. 47-63.
Verfügbar unter: http://orgprints.org/20942/