Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) sollten kein Inseldasein führen. Eine enge Vernetzung mit ländlichen Dienstleistern und landwirtschaftlichen Betrieben baut Brücken und kann sich für alle Beteiligten auch wirtschaftlich lohnen.
„Unser Ziel ist es, neue Einkommensmöglichkeiten zu erschließen und damit Arbeitsplätze in ländlichen Regionen zu schaffen“, erklärt Ministerialrätin Brigitte Roggendorf vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) in Bonn zum Projektbeginn eines Modellvorhabens, bei dem eine Methode zum Aufbau eines regionalen Netzwerks von ländlichen Dienstleistern sowie landwirtschaftlichen Betrieben mit Werkstätten für behinderte Menschen entwickelt und erprobt werden soll. Das Vorhaben hat eine Laufzeit von 30 Monaten.
Mit dem Modellvorhaben sollen ländliche Räume gestärkt werden. „Durch eine Verbindung von Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) mit landwirtschaftlichen Unternehmen, Einzelhandelsgeschäften, touristischen und kulturellen Einrichtungen in der Region können vielfältige neue wirtschaftliche Impulse ausgelöst werden“, erläutert Projektleiter Dr. Robert Hermanowski vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frankfurt, das das Projekt durchführt.
Das Modellvorhaben soll in mehreren Regionen mit unterschiedlichen Bedingungen durchgeführt werden. Ergebnis wird eine Methode sein, die auf andere Regionen übertragen werden kann. Dabei sollen insbesondere lokale Verantwortliche miteingebunden werden, Vorbehalte und Unsicherheiten in der Bevölkerung erfasst und abgebaut sowie die Einbindung in die regionale Entwicklungsplanung berücksichtigt werden.
Eine strukturschwache Region mit einer bestehenden Werkstatt für behinderte Menschen mit einem landwirtschaftlichen Bereich („Grüne Werkstatt“), umliegenden landwirtschaftlichen Betrieben, hoher Arbeitslosigkeit und relativ marktnahen Absatzmöglichkeiten ist Brandenburg. Hier liegt der Ökohof Kuhhorst, eine „“Grüne Werkstatt“, die in das Projekt eingebunden werden soll. Der ökologisch ausgerichtete Landwirtschaftsbetrieb hat sich zum Ziel gesetzt, Arbeits- und Wohnplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen. Der damalige Bundesminister Horst Seehofer verlieh ihm im Jahr 2006 den Förderpreis Ökologischer Landbau und besuchte im selben Jahr auch die vorbildhafte, soziale Einrichtung, in der 83 Menschen mit Behinderung arbeiten.
Die zweite Einrichtung, die bisher bereits ausgewählt wurde, ist die Lebenshilfe Kreisvereinigung Ahrweiler e.V. in Sinzig (Rheinland-Pfalz). Die Region ist ebenfalls strukturschwach und hier wird geplant, Integrationsarbeitsplätze auf einem Bauernhof, den die Lebenshilfe erworben hat, zu schaffen. Darüber hinaus werden auch Kooperationen mit den umliegenden, eher klein strukturierten landwirtschaftlichen Betrieben angestrebt.
Weitere Grüne Werkstätten in das Projekt aufzunehmen, ist geplant. Das Auswahlverfahren ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Mit einer schriftlichen Umfrage wurde bei rund 150 Grünen Werkstätten nachgefragt, welche Formen der Zusammenarbeit bestehen oder geplant sind, um abzuprüfen, welche Werkstätten potenzielle Kandidaten für das Modellvorhaben sind.
Weiterführende Informationen
Kontaktperson am FiBL: Robert Hermanowski
www.gruene-werkstatt.de/modellvorhaben
www.kuhhorst.de
www.lebenshilfe-ahrweiler.de