(Frick, 11.9.2014) „Wir wollen nicht Blumen um der Blumen Willen“, sagte Henryk Luka vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) anlässlich eines Informationsanlass in Wynau und Oberbipp. Der Insektenspezialist weiss, wovon er spricht. Er forscht im Bereich funktionelle Biodiversität, das heisst kurz zusammengefasst, Luka baut Blumen mit einem guten Zweck an. Im Mittelpunkt seines aktuellen Projekts stehen der Kohlanbau und die intelligente Nutzung der Biodiversität.
Nützlingsblühstreifen ködern
Auf den Kohlfeldern im Oberaargau erprobt das FiBL Nützlingsblühstreifen, welche die natürlichen Feinde der wichtigen Kohlschädlinge wie Kohleule und Kohlweissling anziehen, die wiederum für eine natürliche Schädlingsregulierung sorgen, wie Luka am Rande eines Kohlfelds erläuterte. Nützlingsblühstreifen sollen dabei die bestehenden Ökoausgleichselemente wie Buntbrachen, artenreiche extensive Wiesen und Hecken ergänzen. In früheren Versuchen hat sich nämlich gezeigt, dass diese Elemente zu wenig spezifisch auf die Ernährungsbedürfnisse der zu fördernden Insekten zugeschnitten sind.
Die Nützlinge sind angewiesen auf die Kombination aus mehrjährigen Ökoausgleichselementen und Blühstreifen.
Damit sie nach einer Überwinterungsperiode in mehrjährigen Landschaftselementen ihrer Arbeit nachgehen können, brauchen sie Nahrung, etwa in Form von Blütennektar. Deshalb steht in den drei Meter breiten Streifen am Feldrand eine spezifisch auf die jeweiligen Insekten abgestimmte Pflanzenmischung. Im Falle der Schlupfwespe und des Kohlanbaus sind dies etwa Buchweizen, Kornblumen und Futterwicke. Sie sorgen mit ihren zeitlich verschobenen Blütezeiträumen für ein konstantes Nahrungsangebot für die Nützlinge. Um die Wirkung zu erhöhen werden die blühenden Nützlingsförderer in den laufenden Versuchen als Beipflanzen auch direkt ins Feld gepflanzt.
Die Schlupfwespen, legen ihre Eier direkt in die Eier oder Larven der Schädlinge und fressen ihre Wirte dann von innen her auf. Später schlüpfen die erwachsenen Wespen oder die ausgewachsenen Larven aus.
Alternative Bekämpfungsmethode für Insektizid-Reduktion
„Es geht in diesem System darum, alternative Bekämpfungsmethoden zugunsten einer Insektizid-Reduktion anzubieten“, erklärt Luka. Allerdings sind von Blühstreifen auf Anhieb keine Wunderdinge zu erwarten: „Auf Betrieben, wo seit langem eine intensive Schädlingsregulation stattgefunden hat, ist das Nützlingspotenzial meistens eher gering“, sagt Luka; es brauche Geduld, bis die Nützlingspopulation ausreichend gross sei. Dem kann der Bauer mit der Anlage mehrjähriger Ökoausgleichselemente nachhelfen. Die Wirkung dieser Massnahmen ist wissenschaftlich belegt. Um sie für die Bewirtschafter arbeitstechnisch attraktiver zu machen, werden nun Mechanisierungssysteme für die Anlage der Streifen sowie die Kornblumen-Beipflanzung entwickelt.
Der Nützlingsblühstreifen für Kohlanbau ist vom Bund zwar noch nicht als Ökoausgleichsfläche anerkannt. Das FiBL ist aber bemüht, diesen zusammen mit anderen Partnern im Rahmen der Plattform „Blühende Lebenräume“ weiter zu entwickeln, weil Blühstreifen die Produktionsflächen ökologisch aufwerten und die Artenvielfalt fördern. Das FiBL stellte in den Blühstreifen gegenüber den Kohlfeldern eine signifikante Erhöhung der Artendiversität der räuberischen Laufkäfer und Spinnen fest. Sehr viele Arten, darunter viele seltene und anspruchsvolle, traten ausschliesslich im Blühstreifen auf.
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- Henryk Luka
- Adrian Krebs
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fibl.org: Funktionelle Agrobiodiversität
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