Mitte Juni feierte das Projektteam gemeinsam mit den Schülerinnen, Schülern und Lehrerinnen am Haschahof, einem Biobetrieb am Stadtrand von Wien, eine wichtige Zwischenetappe in ihrem Projekt: Die Fertigstellung des Klimarechners und der Partizipativen Videos. Beides wurde im Rahmen der Veranstaltung den Eltern und der Presse vorgestellt. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich an diesem ersten heißen Sommertag aber nicht nur als Forscherinnen und Filmemacher, sondern mit einem saisonalen und regionalen Bio-Buffet auch als Köchinnen und Köche beweisen.
Informationen zum Projekt
Forschung mit Nachwuchsförderung zu kombinieren, Wissenschaft und Schule einander anzunähern und gemeinsam Forschungsprojekte zu realisieren, das ist die Intention des vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung initiierten und finanzierten Forschungsprogramms "Sparkling Science".
Im Projekt "Mc Kioto" untersuchen Schülerinnen und Schüler der 8. Schulstufe (Praxis-Mittelschule Ettenreichgasse und Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Rahlgasse, Wien), angeleitet von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern ihr Ernährungsverhalten und jenes anderer Jugendlicher an ihren Schulen. Die Schülerinnen und Schüler sind dabei Beforschte und Forschende zugleich.
Das Projekt nutzt Methoden der empirischen Sozialforschung (z.B. Essbiografien, Fragebögen, Fokusgruppen) und sozialökologische Methoden im Bereich nachhaltige Wissenschaft ("sustainable science", z.B. "product carbon footprint"). Die Methoden werden in enger Kooperation mit Schülerinnen, Schülern und Lehrerinnen an den Unterricht angepasst.
Ebenso in den Forschungsprozess integriert sind Studierende der Pädagogischen Hochschule Wien, um bereits früh in ihrer Ausbildung direkte Forschungserfahrung zu sammeln und die Arbeit in Forschungs-Bildungs-Kooperationen als Möglichkeit innovativer Lernformen kennenzulernen.
Essverhalten und Klima
Zu Beginn des Projekts erhoben die Jugendlichen ihr eigenes Essverhalten, identifizierten Orte und Zeiten des Konsums, die biologische Vielfalt der Rohstoffe, die Menge der Speisen und Getränke sowie den kulturellen Kontext, der das Ernährungsverhalten beeinflusst. Mittels Fragebogenerhebung wurden von den jungen Forschenden Daten von über 800 Schülerinnen und Schülern der beiden beteiligten Wiener Schulen erhoben, erste Ergebnisse analysiert und diskutiert.
In einem zweiten Schritt reflektierten die Jugendlichen ihr Ernährungsverhalten hinsichtlich Klimarelevanz und diskutierten über die Auswirkungen individuellen Konsums auf globale Zusammenhänge. Mit den Schülerinnen und Schülern wurden Produkte ausgewählt, die in ihrer täglichen Ernährung eine Rolle spielen und Klimabilanzen für die in Frage kommenden Lebensmittel berechnet. Statt der sonst meist oberflächlich und allgemein gehaltenen Informationen zu Nachhaltigkeit und Klimawandel bekamen die Jugendlichen einen detaillierten Einblick in die wissenschaftliche Bewertung von Nachhaltigkeit und produktbezogener CO2-Bilanzierung.
Mit dem vom FiBL Österreich entwickelten Klimarechner erhalten die Jugendlichen ein wissenschaftlich fundiertes Instrument, das auf anschauliche Weise darstellt, in welchem Zusammenhang Essverhalten und Klimawandel stehen. Angelehnt an die jugendliche Esskultur wurden dafür die beliebtesten Lebensmittel der Schülerinnen und Schüler genau unter die Lupe genommen und ihre Auswirkungen auf das Klima wissenschaftlich fundiert und dennoch leicht verständlich dargestellt. Basierend auf umfangreichen Daten und Berechnungen ermöglicht der Klimarechner den Jugendlichen ein Gespür zu bekommen, wie sehr sie mit der Auswahl ihres Essens zum Klimaschutz beitragen können und wie ihre Essgewohnheiten bzw. einzelne Lebensmittel zum Klimawandel beitragen.
Produktion von Kurzfilmen
Erste Projektergebnisse werden mittels der von den Jugendlichen erstellten Videos in ihrem sozialen Umfeld bekannt gemacht. Die Schülerinnen und Schüler produzierten die Kurzfilme von der Konzeption bis zur Fertigstellung, entwarfen ein „Drehbuch“, entwickelten die für sie relevanten Interviewfragen, interviewten von ihnen ausgewählte Protagonistinnen und Protagonisten, filmten in Teams. Ein zweites Backstage-Team dokumentierte den Prozess. Die fertigen Kurzfilme werden nun unter anderem über Youtube und soziale Netzwerke verbreitet.
Die Kurzfilme, sogenannte „participatory videos“, erlaubten den Jugendlichen die Darstellung ihrer eigenen Lebenswelt. Art und Inhalt der von den Schülerinnen und Schülern favorisierten Kommunikation werden vom Projektteam in weiterer Folge wissenschaftlich analysiert.
Die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern ist abgeschlossen, nun beginnt die wissenschaftliche Analyse und Auswertung der erhobenen Daten. Die Projektergebnisse werden in den kommenden Monaten publiziert.
McKioto – Gewinner des Education Award EDUARD 2013
Die Projektidee "McKioto: Wieviel CO2 steckt in meinem Kebab" gehört zu den Gewinnern des von der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“ ausgeschriebenen Education Awards EDUARD 2013.
Weitere Informationen
Kontakt
Kontaktperson: Elisabeth Klingbacher
Links
- sparklingscience.at: Forschungsprogramm Sparkling Science
- boku.ac.at: Kurzfilme und Fotostream zum Projekt
- lehrer.diepresse.com: Preisverleihung Education Award 2013
- Download Klimarechner
- McKioto in der Bio-Fibel
Interessierte können den Klimarechner bei FiBL Österreich bestellen. Er wird ihnen gegen Verrechnung einer Versandkostenpauschale zugeschickt.