(Frick, 23. Februar 2017) Der Kakaobedarf steigt weltweit. Deshalb wurde die Bioanbaufläche seit 2004 beinahe auf das Sechsfache vergrössert, deutlich mehr als die Gesamtanbaufläche. Zurzeit werden mehr als 300‘000 Hektar Biokakao angebaut, davon 60 % in Lateinamerika. Die Gesamtanbaufläche wuchs um etwa 20 %, und nimmt damit eine Fläche von über 10 Millionen Hektar ein. Dabei wurden meist traditionelle Agroforstsysteme durch Monokulturen ersetzt, was bekanntlich zu einem starken Verlust der Biodiversität führt. "Über die wirtschaftlichen Unterschiede der verschiedenen Produktionssysteme ist jedoch wenig bekannt", sagt Laura Armengot, Koautorin der Langzeitstudie. "Unsere neuste Publikation beschäftigt sich nun mit diesem Thema".
Die Studie untersuchte die Produktivität und das Einkommen pro Arbeitstag in vier verschiedenen Kakaoproduktionssystemen in einem Langzeitversuch, der mittlerweile fünfjährig ist. Monokulturen, bei denen nur Kakaobäume angebaut werden, und Agroforstsysteme, bei denen die Kakaobäume in Mischkultur mit Schattenbäumen und anderen Nebenfrüchten wie Bananen und Kochbananen stehen, wurden miteinander verglichen sowohl unter biologischem wie konventionellem Management.
Agroforstwirtschaft liefert höheres Einkommen, Ernährungssicherung und Biodiversität
Das Einkommen ist über die Jahre in den Agroforstsystemen etwa doppelt so hoch wie in den Monokulturen, obwohl die Agroforstsysteme aufgrund der Pflege der Schattenbäume arbeitsaufwendiger waren und die Monokulturen Kakaoernten liefern, die um etwa 40 % höher sind. Das Geheimnis: der Verkauf der Nebenfrüchte kompensiert den Kakaominderertrag bei weitem. Eine wichtige Erkenntnis, da sich die Landwirte aufgrund der wirtschaftlichen Machbarkeit für nachhaltigere Produktionssysteme wie Agroforstwirtschaft oder biologischen Landbau entscheiden. Daher ist die Entwicklung von Märkten für die Nebenfrüchte und deren Zugang für die Bauern essentiell. Nur so bleiben Agroforstsysteme rentabel und tragen durch Nebenfrüchte wie Orangen, Pfirsichpalme, Bananen, Kochbananen und Avocados zur Ernährungssicherung von Kleinbauern bei. Nun ist es wichtig, die verschiedenen Produktionssysteme mindestens bis zur vollen Produktivität der Bäume weiter zu beobachten, um zu verstehen, wie sie sich langfristig entwickeln.
Biologischer Landbau ist eine gute Wahl für Agroforstwirtschaft und Monokultur
Ertrag und Einkommen waren unter biologischem und konventionellem Management in Agroforstsystemen ähnlich hoch. In Monokulturen waren die Kakaoerträge im biologischen Landbau aber knapp 50 % tiefer. Aufgrund der tieferen Kosten für biologischen Landbau war das Einkommen jedoch vergleichbar. Dies könnte für Kleinbetriebe von grosser Bedeutung sein, da diese meist über geringe Ersparnisse und wenig Zugang zu Krediten verfügen. Bio benötigt ausserdem nicht mehr Arbeitsaufwand als konventionelles Management.
Der FiBL-Langzeitversuch
Die aktuelle Studie ist Teil des Langzeitversuches SysCom (Dr. Laura Armengot, Koautorin, Departement für Internationale Zusammenarbeit, FiBL Schweiz
Links
- youtube.com: "Cacao agroforestry systems compared to monoculture: Yields and return on labor"
- youtube.com: "Rendimientos de cacao: sistemas agroforestales vs monocultivos - orgánico vs convencional"
- springer.com: Studie "Cacao agroforestry systems have higher return on labor compared to full-sun monocultures"
- inra.fr: Blog der wissenschaftlichen Zeitschrift "Agronomy for Sustainable Development"
Publikationen
- Armengot, L. et al. (2016): Cacao agroforestry systems have higher return on labor compared to full-sun monocultures. Agronomy for Sustainable Development 36:70, 12. Dezember 2016. Doi: 10.1007/s13593-016-0406-6
- Schneider, M et al. (2016): Cocoa and total system yields of organic and conventional agroforestry systems vs. monoculture systems in a long-term field trial in Bolivia. Experimental Agriculture, S. 1-24, 01 August 2016. Doi: 10.1017/S0014479716000417
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