Josef Riegler im Bio-Fibel Interview:„Natürlich ist die Landwirtschaft auch ein Verursacher von Treibhausgasen“
Aktuell zum Welt-Umwelttag am 5. Juni erscheint Ausgabe zwei der Bio-Fibel, Österreichs erster konsumentengerechter Zeitschrift für Wissen aus der Biologischen Landwirtschaft. Die Bio-Fibel wird vom Freiland Verband herausgegeben und von einem Redaktionsteam des FiBL Österreich gestaltet.
Josef Riegler, Vizekanzler und Landwirtschaftsminister außer Dienst, nimmt in einem ausführlichen Interview Stellung zu Tabus in der (Agrar)politik, Fairness in der Landwirtschaft und wirft einen kritischen Blick auf die krisengeschüttelte Weltwirtschaft.
Tabuisierung als Zeichen von Schwäche
Riegler zum Tabu, die Landwirtschaft dürfe im Zuge der Klimadiskussion nicht als Verursacher von Treibhausgas-Emissionen erwähnt werden:
„Tabuisierung ist immer ein Zeichen von Schwäche. Ich bin durchaus dafür, dass man diese Diskussion konkret und offensiv angeht. Natürlich ist die Landwirtschaft auch ein Verursacher von Treibhausgasen. Wobei hier wiederum die Art der Landwirtschaft entscheidend ist: Wie sieht der Verbrauch von Treibstoffen, von fossilen Energien für Düngemittel aus, welche Art der Tierhaltung, welche Art der Bodennutzung wird betrieben? Aus Sicht einer wirklich nachhaltigen, multifunktionalen europäischen Landwirtschaft ist es sinnvoll, das Thema Landwirtschaft und Klimaschutz offensiv anzugehen. Wir sollten die Fakten auf den Tisch legen und uns überlegen, was in Richtung einer besseren Gestaltung der Landwirtschaft auch im Zusammenhang mit Klimaschutz getan werden kann.“
CO2-Speicher Bio-Boden
Riegler plädiert dafür, die Klimaschutzleistungen der biologischen Landwirtschaft bei der Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik im Jahr 2013 stärker zu bewerten. Humusreiche Bio-Böden können klimaschädliche CO2-Emissionen wesentlich besser speichern und binden – für Riegler wird dieser Klimaschutzfaktor der Bio-Landwirtschaft seitens der Agrarpolitik und Wissenschaft noch nicht ausreichend beachtet:
„Leider ist dieser Aspekt noch nicht in der öffentlichen und agrarpolitischen Diskussion präsent. Ich halte es für wichtig, dass man diese Funktion der Bio-Landwirtschaft auch offiziell aufgreift. Bis jetzt ist das ja ein Nischenthema in der Wissenschaft wie auch in der agrarpolitischen Diskussion.“
Bio-Landwirtschaft als Chance
Der Plafond für Bio und das Potenzial für biologische Lebensmittel sind für Riegler in Österreich wie in Europa noch nicht ausgereizt. Dazu braucht es Strategien, um der heimischen Bio-Landwirtschaft und dem stagnierenden Bio-Markt einen neuen Schub zu verleihen:
„Eine entscheidende Frage ist sicher: Wie wird der biologische Landbau offiziell unterstützt – und zwar nicht nur durch die Gestaltung der Förderentgelte, sondern auch durch die allgemeine Unterstützung in der Öffentlichkeit. Eine andere Frage ist, wie stark sind die Partner im Handel in ihrer Wirkung Richtung Öffentlichkeit.“
Generell sieht der ehemalige Vizekanzler und Landwirtschaftsminister im Biolandbau eine ideale Landwirtschaftsform:
„Was das ideale Bild von einer dauerhaften ökologischen Verträglichkeit, der Sicherung der Artenvielfalt betrifft – ja, da wäre der Biolandbau die ideale Form“ – so Riegler im großen Bio-Fibel-Interview.
Weitere Themen der aktuellen Ausgabe
- Weiße Mäuse – Fressen für die Wissenschaft
- Klee für die Schweine – eine glückliche Bioidee
- Karotten – samenfeste Konkurrenz zum Hybrid
- Shortcuts – die aktuellen News aus der Bio-Wissenschaft
Kontakt
DI Reinhard Gessl, FiBL Österreich
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FiBL.org: Bio-Fibel