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IFOAM fordert 100 Millionen Euro für Forschung im Biolandbau

Die Forschung für die biologische Landwirtschaft werde durch die EU seit Jahrzehnten vernachlässigt, schreibt die EU-Gruppe der Weltbioorganisation IFOAM in einem offenen Brief an die EU-Landwirtschaftsminister und Parlamentarier. Gemäss dem Rahmenprogramm für 2002 bis 2006, über das der Ministerrat bis Ende Jahr entscheiden will, soll es noch schlimmer kommen. Die Gentechforschung soll mit über zwei Milliarden Euro gefördert werden, die Biolandbau-Forschung kriegt nur noch Brosamen. So gefährde Brüssel die Ziele der Agrarpolitik der Mitgliedstaaten und setze die Leaderrolle Europas im weltweit wachsenden Biomarkt aufs Spiel, kritisiert der Dachverband. Er fordert 100 Millionen Euro für die Forschung im Biolandbau. Diese Woche diskutiert das Europäische Parlament die Anträge der Kommission.

Die Verteilung der EU-Forschungsgelder für die Landwirtschaft stehe in krassem Widerspruch zur EU-Agrarpolitik, kritisiert die EU-Gruppe der internationalen Bio-Dachorganisation IFOAM in einem offenen Brief an die EU-Parlamentarier und die Agrarminister der EU-Staaten. Das Ziel der Länder, in den nächsten zehn Jahren 15 bis 20 Prozent Biolandbau zu erreichen, lasse sich nur umsetzen, wenn die Biolandbau-Forschung in der Lage sei, diesen ehrgeizigen Prozess mit hoher fachlicher Kompetenz zu begleiten. Wenn die Biobauern und Bioverarbeiter hingegen fachlich unzureichend unterstützt würden, seien die europäischen Agrarmärkte in Zukunft am weltweit boomenden Biomarkt nicht mehr konkurrenzfähig, heisst es weiter.

Gegenwärtig fliessen nur gerade 2 Prozent der EU-Agrarforschungsgelder in die Biolandbau-Forschung, die durch die EU seit jeher vernachlässigt wurde. Und dieser unhaltbare Zustand soll gemäss Rahmenprogramm für die Jahre 2002 bis 2006 noch schlimmer werden. In dieser Periode gedenkt die EU die Forschung im Biolandbau nur noch im Bereich der Lebensmittelsicherheit zu unterstützen. Es sei absurd, die gesamte Biolandbau-Forschung unter diesem Programmpunkt laufen zu lassen, kritisiert die IFOAM. Die Lebensmittelsicherheit sei nur eine von vielen Facetten des Biolandbaus. Vordringlich sei die Forschung in anderen Bereichen, etwa die Ermittlung der Hemmnisse, welche die Landwirte in der EU davon abhalten, auf Biolandbau umzustellen. Die IFOAM verlangt daher einen eigenen Programmpunkt Biolandbau, unter dem solche Projekte laufen könnten, mit einem Budget von 100 Millionen Euro. Dieser Betrag entspräche 17 Prozent des vorgesehenen Budgets für die Lebensmittelsicherheit. Die Förderung des Biolandbaus soll als eigener Aktionspunkt vorrangig in die vorgeschlagene Liste der Politik orientierten Forschungsprioritäten aufgenommen werden, in einem speziellen Forschungsaktivtätsprogramm im 6. Rahmenprogramm, in dem ein Budget von 440 Mio Euro vorgesehen ist.

“Das ganze Rahmenprogramm krankt an einer äusserst technologieorientierten Sichtweise,” bedauert der Schweizer IFOAM-Vertreter Otto Schmid vom Forschungsinstitut für Biolandbau FiBL in Frick. Je näher ein Forschungsprojekt an der Praxis sei, desto geringer sei die Chance, dass es unterstützt werde. Interdisziplinäre Projekte, die vernetztes Denken erfordern, hätten daher einen schweren Stand. Vor diesem Hintergrund sei auch verständlich, dass die EU die Genom-Forschung mit riesigen Summen fördert und die Forschung im Biolandbau praktisch leer ausgeht.

Der 230 Seiten starke Entwurf des Forschungsprogramms liegt zur Zeit dem Europaparlament zur Beurteilung vor. Die IFOAM hofft, dass noch Korrekturen zugunsten des Biolandbaus vorgenommen werden. Nach Fahrplan soll der Ministerrat das Rahmenprogramm bis Ende Jahr verabschiedet haben. 
 
Für weitere Auskünfte

Otto Schmid und Dr. Urs Niggli, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL),
CH- 5070 Frick
Tel. +41 (0)62 865 72 72