(Frankfurt am Main, 17.6.2019) Wolfgang Kürzinger ist neugierig. Er probiert oft Neues, teilt seine Erfahrungen gerne und will nachhaltig wirtschaften. Seit Beginn der Vegetationsperiode berichtet der Landwirt aus der Oberpfalz in einem Blog und in einem Video über den Anbau seiner Erbsen, die er an die Milchkühe verfüttert. Er ist Mitglied im Demonstrationsnetzwerk Erbse / Bohne (DemoNetErBo), in dem er sich mit Fachleuten und Kolleg*innen austauscht.
Durch die Milchkrise 2009 kam Kürzinger zu dem Schluss, dass die Zukunft seines Hofs nicht im Wachstum, sondern in neuen Wegen liegt. Dabei stieß er auf das Programm ‚Ein gutes Stück Bayern‘ von Lidl in Zusammenarbeit mit der Privatmolkerei Bechtel. Kunden und Kundinnen zahlen für Milch, Fleisch und Eier der Eigenmarke mehr als für die ‚herkömmliche‘ Marke milbona. ‚Ein gutes Stück Bayern‘ garantiert dafür gentechnikfreie Fütterung und fördert mehr Tierwohl: Milchkühe haben beispielsweise ein großzügiges Platzangebot im Laufstall sowie Weidegang. Heimische Futtermittel gehören auch zum Konzept. Für diesen "Mehrwert" bzw. Mehraufwand kommt auch bei den Landwirt*innen ein Mehrerlös für die Milch an.
Investition hat sich gelohnt
Kürzinger stieg ins Programm ein, modernisierte die Stallungen und trat dem DemoNetErBo bei. Die Erbse ist seit fünf Jahren fester Bestandteil der Fruchtfolge. Er verfüttert sie komplett an seine Milchkühe und verzichtet auf Importsoja. Es wird nur heimisches Eiweiß (Rapsprodukte, Erbse) verfüttert. Ein weiteres Plus der Erbse: "Das Pflügen nach den Erbsen macht Spaß, weil sie den Boden so schön locker machen", berichtet Kürzinger. "Außerdem dresche ich in den Folgekulturen im Schnitt 10 Prozent mehr, weil die Erbsen auch für die Nachfrucht noch Stickstoff im Boden hinterlassen." Die Herausforderung in diesem Jahr war die Frühjahrstrockenheit. Über seine Erfahrungen berichtet er auf Feldtagen und im Blog auf der DemoNetErbo-Webseite. "Aufgrund der kalten Witterung sind die Erbsen in diesem Jahr im Wachstum vergleichsweise zurück", sagt Kürzinger. "Aber wenn der Juni so warm und feucht weitermacht, erwarte ich eine gute Ernte", so der Landwirt. Das Schöne: Wenn es Schwierigkeiten gibt, kann er sich mit seiner Beraterin aus dem Netzwerk austauschen und gemeinsam nach einer Lösung suchen.
Vorteile für Tiere und Umwelt
Da Kürzinger die Erbsen im Rahmen ökologischer Vorrangflächen anbaut, darf er keine Herbizide einsetzen. Ein benachbarter Biobetrieb striegelt die Bestände. "Das klappt sehr gut", sagt Kürzinger, und ist erstaunt, wie wirkungsvoll das mechanische Unkrautmanagement funktioniert.
Spaß hat der Bauer auch an der besseren Vitalität seiner Kühe: "Weniger Euter und Klauenerkrankungen und viel weniger Probleme beim Abkalben durch den Auslauf für die Tiere", lautet sein Urteil. Als kleine Anekdote erzählt er, dass die Kühe erst wieder das Grasfressen auf der Weide lernen mussten. Inzwischen klappt das bestens und es wirkt sich hervorragend auf die Gesundheit der Tiere aus. Genauso hat sich die betriebswirtschaftliche Investition durch den Mehrpreis, den Kürzinger bekommt, ausgezahlt. "Tier und Mensch sind zufriedener und auch der Boden profitiert noch", freut sich Kürzinger.
Weitere Informationen
Kontakt
- Hella Hansen, FiBL-Pressekontakt
- Kerstin Spory, Projektleitung Wissenstransfer
Links
- demoneterbo.agrarpraxisforschung.de: Webseite Demonstrationsnetzwerk Erbse / Bohne
- demoneterbo.agrarpraxisforschung.de: Erbsenblog 2019
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Medienmitteilung
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Hintergrund
Wolfgang Kürzinger ist Mitglied im Demonstrationsnetzwerk Erbse / Bohne, das im Frühjahr 2016 startete. Ziel des Netzwerks ist es, den Anbau und die Verwertung von Erbsen und Bohnen in Deutschland auszuweiten und zu verbessern. Knapp 70 bundesweite Demonstrationsbetriebe zeigen, wie Anbau und Wertschöpfung von Erbse und Bohne gelingen. Rund 60 Prozent davon wirtschaften konventionell, 40 Prozent ökologisch. Die Betriebe verfolgen innovative Ansätze, an denen sie Kolleginnen und Kollegen auf Feldtagen und Betriebsbesichtigungen teilhaben lassen. Informationen rund um die Erbsen, Bohnen und das Netzwerk finden Interessierte unter www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de. Das DemoNetErBo wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen der BMEL Eiweißpflanzenstrategie und läuft noch bis 2020.