(Wien, 09.10.2015) "Für einen besseren Umgang mit (männlichen) Nutztieren" lautete das Generalthema der vom FiBL Österreich mitveranstalteten 22. FREILAND-Tagung/28. IGN-Tagung, die Ende September an der Veterinärmedizinischen Universität Wien stattgefunden hat. Mit 195 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bestätigte die FREILAND-Tagung ihren Rang als führende angewandte Tierhaltungsfachtagung im deutschsprachigen Raum.
Hahnenmast oder Geschlechtsbestimmung im Ei?
Bislang muss, wer Legehennen hält, in Kauf nehmen, dass in der Brüterei für jedes Legeküken ein männliches Küken getötet wird. Die routinemäßige Tötung männlicher Eintagsküken im Rahmen der Legehennenvermehrung besitzt eine hohe ethische, tierschutzrechtliche und gesellschaftspolitische Tragweite und wird von Konsumentinnen und Konsumenten immer öfter kritisiert. Praxistaugliche Alternativen zur gängigen Vorgehensweise können daher einen wichtigen Beitrag zum Tierwohl in der Legehennenvermehrung leisten.
In den Vorträgen der FREILAND-/IGN-Tagung wurden drei mögliche Lösungswege vorgestellt und diskutiert:
Manfred Söllradl stellte den sehr konsequenten Weg der österreichischen Bio-Legehennenwirtschaft vor. So wird die Geflügel GmbH Schlierbach die Haltung ihrer Bio-Legehennen in den nächsten achtzehn Monaten grundsätzlich umstellen, die Junghennen werden zur Gänze aus eigenen, österreichischen Bio-Elterntierherden kommen. Dafür wird auf eine neue robuste Genetik umgestellt, die sehr gute Legeleistungen bringt. Gleichzeitig wird garantiert, dass die mit den Legeküken geschlüpften Hahnenküken nicht mehr als Eintagsküken getötet werden, sondern auf Höfen mit Auslauf langsam in neun Wochen zu Junghähnen heranwachsen. Geschlachtet werden diese im eigenen Schlachthof. Zwei Herden von jeweils 3000 Elterntierküken wurden im Juni 2015 eingestellt. Eine dritte Herde folgt im Dezember 2015. Etwa sechs Monate nach der Einstellung der Elterntiere ist mit dem ersten Schlupf zu rechnen (Dezember 2015). Ab diesem Zeitpunkt können pro Woche in der eigenen Brüterei rund 10000 Legehennenküken und 10000 Hahnenküken erbrütet werden. Im Februar 2016 werden die ersten Junghähne geschlachtet. Im April 2016 sind die ersten Eier vom Bio-Zweinutzungshuhn erhältlich. Bis die Umstellung auf die neue Rasse abgeschlossen ist, dauert es bis Juni 2017.
Falko Kaufmann von der Hochschule Osnabrück stellte Versuchsergebnisse zur Ausmast von Dualgenetiken, die aus Anpaarungen von Mast- und Legelinien entstehen, vor. Aufgrund der Vereinigung beider Produktionsformen und der negativen genetischen Korrelation zwischen den Parametern der Legeleistung und des Fleischansatzes muss auf beiden Seiten zwangsläufig ein Kompromiss eingegangen werden. In seiner Untersuchung erreichten die Dualgenetiken – verglichen mit Hähnen der Legerichtung im gleichen Aufzuchtsystem - deutlich höhere Lebendgewichte. Das Mastendgewicht der Dual-Hähne (nach 85 Tagen) erreichen herkömmliche Broilergenetiken (Cobb, Ross) allerdings bereits nach ca. 40-42 Tagen. Zudem liegen die Legeleistungen der Dual-Hennen bis zur 68. Lebenswoche bei unter 250 Eiern.
Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns von der Klinik für Vögel und Reptilien der Universität Leipzig stellte ihre aktuellen Forschungsergebnisse mit spektroskopischen Verfahren zur Geschlechtsbestimmung am Hühnerei vor. Dabei wird die Eischale mit einem Laser geöffnet und das Geschlecht des Embryos mittels Infrarot innerhalb weniger Sekunden bestimmt. Die "weiblichen" Eischalen werden wieder sorgfältig verschlossen und die späteren Legehennen ausgebrütet. Die unbefruchteten Eier sowie die Eier mit männlichen Embryos werden ausgeschieden. Probleme bereiten derzeit noch die durch die Schalenöffnung verminderten Schlupfraten sowie die Automatisierung des Prozesses, zumal das Lebewesen "befruchtetes Hühnerei" kein genormter Gegenstand ist, sondern eine hohe Variabilität aufweist.
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