Das FiBL ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und konnte die Labor- und Bürogebäude in Frick, die es bis vor kurzem vom Kanton Aargau gepachtet hatte, übernehmen. Neu bewirtschaftet das FiBL nun auch die Räume der Aargauer Staatskellerei und die Rebberge. Sie werden zurzeit auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Mit zwei neuen Standorten in Frankfurt am Main und in Wien und mit zunehmender Beratungstätigkeit im Ausland ist das Institut mehr als früher nicht nur in der Schweiz, sondern auch international ausgerichtet.
An den Tagen der offenen Tür vom 21. und 22. August 2004 arbeiteten 121 Personen am FiBL: Agronomen (rund die Hälfte des Teams), Biologinnen, Tierärzte und weitere Naturwissenschafterinnen sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Sekretariat, Buchhaltung, Küche, Grafik und EDV. Der Mitarbeiterstand hat sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. Neue, arbeitsintensive und umfangreiche Projekte wurden namentlich in den Bereichen Lebensmittelqualität, Tiergesundheit, Saatgut, Agrarpolitik und Ökonomie gestartet.
Am Anlass, der sich an Bäuerinnen und Bauern, Fachleute aus Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie, interessierte Konsumentinnen und Konsumenten, Anwohner, Jugendliche und Kinder richtete, präsentierte das FiBL an Infoständen seine breit gefächerte Arbeit. Sie umfasst Forschung, Beratung und Bildung für die biologische Land- und Lebensmittelwirtschaft. Die Stände sprachen das Publikum mit Titeln wie „Wer wird BIO-Millionär?“, „Isst Bio besser?“, Die Staatstrotte stellt um“ oder „The Science of the Lambs“ an.
Aktuell zum Jahr des Bodens zeigte das FiBL am Infostand „Blickpunkt Bodenfruchtbarkeit:“ alles rund um den fruchtbaren Boden. So etwa den langjährig angelegten Feldversuch zum Einfluss der biologisch-dynamischen Präparaten, Hofdünger und Bodenbearbeitung auf die Bodenfruchtbarkeit. Am gleichen Stand wurden moderne, schonende Bodenbearbeitungsgeräte vorgeführt, teilweise Prototypen.
Lancierung FiBL-Jahr des Bodens
An einem Festakt rief FiBL-Präsident Otto Stich das „FiBL-Jahr des Bodens“ aus. Er würdigte die nationale und internationale Leaderrolle der FiBL-Fachleute in der Entwicklung und Verbreitung nachhaltiger und umweltschonender Landwirtschaftsmethoden. „Geld kann man nicht essen,“ sagte der ehemalige eidgenössische Kassenwart, „deshalb müssen die Landwirtschaft und die Bevölkerung Sorge zu einem fruchtbaren, lebendigen Boden tragen. Damit auch noch in Jahrtausenden Lebensmittel von höchster Qualität und Gesundheit angebaut werden können.“ Die 6'600 Biobauernfamilien in der Schweiz – jeder 9. Betrieb wird heute biologisch bewirtschaftet – gehen im Bodenschutz als Pioniere voran.
FiBL-Direktor Urs Niggli wies auf das Drama des leise sterbenden Bodens hin. Der wirtschaftliche Druck unter dem die Landwirte weltweit stehen, zwinge zu immer rücksichtsloserem Umgang. Rationellere Bewirtschaftung mit immer schwereren Maschinen, Saat- und Ernte bei jedem Wetter und in ungünstigen Jahreszeiten und Höchsterträge verdichten die Acker- und Gemüseböden und dezimieren das Bodenleben, welches aus mehreren Tonnen Regenwürmern, Bakterien und Pilzen pro Hektar Land besteht. Ohne diese Helfer werden unsere Böden zunehmend unfruchtbar.
Dass solche Prozesse in trockeneren oder klimatisch exponierteren Regionen der Welt, etwa in den USA oder auf der Südhemisphäre in Asien, Afrika und Lateinamerika viel rasanter und dramatischer ablaufen, zeigte Zadok S. Lempert, der Generaldirektor von IFOAM (International Federation of Organic Agriculture Movements). Die IFOAM hat ihr Hauptquartier in Bonn und vereinigt 800 Biobauernverbände aus fast 100 Ländern der Welt. Bodenfachleute der Cornell University in New York hätten berechnet, dass in den vergangenen 40 Jahren weltweit 30 % des fruchtbaren Ackerbodens durch Erosion unwiederbringlich verloren gegangen seien. Auch heute verlieren wir jedes Jahr 10 Millionen Hektar. Bodenverdichtung, Versalzung, Wind- und Wassererosion und Überweidung sind die durch die Landwirtschaft bedingten Ursachen. Die IFOAM mit ihren vielen Hunderttausend Biobauernhöfen (leider weltweit erst 1 bis 2 % aller Landwirte) würde deshalb mit ihrem Beispiel vorangehen und zeigen, dass der Schutz des Boden durch die Umstellung auf Biolandbau der wirksamste Weg sei, die Ernährung der weltweit wachsenden Bevölkerung sicherzustellen.
Der Samstag wurde am Abend durch ein „Fest der offenen Tür“ mit einem Konzert der Biomundartband „Baldrian“ aus Zürich und einer Schlagerparade der Kultband „Schnulze und Schnultze“ aus Bern abgeschlossen.
FiBL-Kontakte
- Direktor Urs Niggli
- Alfred Schädeli
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