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Neue FiBL Studie zu Einfluss unterschiedlicher Ernährungsweisen auf Klimawandel und Flächenverbrauch

Grafik Treibhausgasemissionen Ernährungsformen

Treibhausgasbilanz der durchschnittlichen sowie der modellierten omnivoren, ovo-lacto-vegetarischen sowie veganen Ernährungsweise (Schlatzer und Lindenthal, 2020)

Fenchel wächst aus dem Boden

Eine pflanzenbasierte Ernährung mit wenig Fleisch hat einen deutlichen Vorteil für Klima, Flächenverbrauch und Gesundheit. (Foto: FiBL, Reinhard Geßl)

Die Ernährung hat mit 20-30 % einen großen Anteil an den klimarelevanten Treibhausgasemissionen in Österreich. Ein klimafreundlicheres Ernährungsverhalten senkt nicht nur Treibhausgasemissionen, sondern hat auch einen positiven Einfluss auf die menschliche Gesundheit, den globalen Landverbrauch und damit auch auf die Ernährungssicherheit. Das FiBL Österreich hat im Rahmen des Klimaforschungsprogramms StartClim in Kooperation mit dem Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit (Universität für Bodenkultur, Wien) berechnet, wie sich vier unterschiedliche Ernährungsweisen auf Treibhausgasemissionen und Bodenverbrauch auswirken.

(Wien, 17.12.2020) Die Ernährung hat große Auswirkungen auf Klimawandel, Ressourcennutzung, Biodiversität und Gesundheit. Gegenwärtige Ernährungsweisen in Österreich verursachen besonders hohe Treibhausgas(THG)-Emissionen und viele weitere negative Umwelteffekte, die auch mit der Landnutzung in Übersee verbunden sind.

Ernährungsweise und Klimawirksamkeit

Zu den Zielen des StartClim-Projekts "DIETCCLU Einfluss von unterschiedlichen Ernährungsweisen auf Klimawandel und Flächeninanspruchnahme in Österreich und Übersee", das das FiBL Österreich in Kooperation mit dem Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit durchgeführt hat, gehören die Berechnung sowie der Vergleich der, bei verschiedenen Ernährungsweisen entstehenden THG-Emissionen entlang des gesamten Lebenszyklus der konsumierten Lebensmittel. Dabei wird die durchschnittliche, österreichische Ernährung sowohl mit einer von der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) empfohlenen Ernährungsweise als auch mit einer ovo-lacto-vegetarischen und veganen Variante verglichen. Die Wirkungen hinsichtlich der THG-Emissionen von konventionellen und biologischen Lebensmitteln werden ebenfalls aufgezeigt.
Weiters werden die Auswirkungen der Ernährungsvarianten auf Flächenverfügbarkeit im Inland – und Übersee bezüglich wichtiger landwirtschaftlicher Importgüter wie Sojafuttermittel und Palmöl – dargestellt.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

  • Die gegenwärtige durchschnittliche, omnivore Ernährung in Österreich (OMNI IST) verursacht in Summe 1.467 kg CO2-eq-Emissionen/Person und Jahr. Durch die Umstellung auf eine deutlich gesündere Ernährung (OMNI ÖGE) - an die Richtlinien der ÖGE angepasst, d.h.66 % weniger Fleisch - können 28,2 % der THG-Emissionen eingespart werden. Dies ist auf den wesentlich geringeren Anteil an Fleisch- und Wurstprodukten (die einen hohen CO2-Rucksack aufweisen) zurückzuführen.
  • Eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung verursacht 767 kg CO2-eq-Emissionen/Person/Jahr und spart somit 47,7 % der THG-Emissionen im Vergleich zu der OMNI IST-Ernährung ein. Das größte THG-Einsparungspotential kann durch einen Umstieg auf eine vegane Ernährung mit lediglich 439 kg CO2-eq pro Person und Jahr erzielt werden, was einer Einsparung von 70,1 % der THG-Emissionen entspricht. Dieses hohe Einsparpotential der vegetarischen und veganen Ernährungsweise hinsichtlich THG (aber auch punkto Flächenbedarf) geht vor allem auf den reduzierten oder nicht vorhandenen Anteil an tierischen Produkten zurück.
  • Diese positiven Umwelteffekte werden durch einen jeweiligen 100 % Bioprodukte-Anteil in allen untersuchten Ernährungsvarianten nochmals deutlich gesteigert (in Summe: Bio vegan -76 %, Bio ovo-lacto -57 %, Bio ÖGE -41 % im Vergleich zur gegenwärtigen Ernährung), da die biologische Landwirtschaft in Österreich eine Reduktion der THG-Emissionen auch pro kg Produkt bei den meisten Lebensmitteln bewirkt, insbesondere bei Fleisch und Eiern.
  • Ähnlich wie bei den THG-Emissionen verhält es sich bei den unterschiedlichen Ernährungsweisen und ihrem Einsparpotential punkto Flächenverbrauch für landwirtschaftliche Nutzfläche: So benötigt eine durchschnittliche, omnivore Ernährung mit 1832 m2 pro Person und Jahr die größte Fläche von allen Ernährungsweisen. Die geringste Fläche nimmt eine vegane Ernährungsweise mit 629 m2 pro Person und Jahr in Anspruch. Das entspricht einem Einsparpotential von ca. 2/3 der Fläche (65,7 %) gegenüber der durchschnittlichen Ernährungsweise in Österreich. Eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung spart rund 41,7 % der Fläche gegenüber der Durchschnittsernährung pro Jahr und Person ein, eine Ernährung nach den ÖGE-Empfehlungen spart 30,9 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche ein.

Thomas Lindenthal, einer der Studienautoren betont: "Durch den verstärkten Umstieg auf pflanzliche Ernährungsweisen können landwirtschaftliche Nutzflächen in hohem Maße eingespart werden, vor allem dort, wo die Nutztiere Nahrungskonkurrenten für den Menschen sind. Ein solcher Umstieg wird insbesondere für die Zukunft hinsichtlich Krisenrobustheit und Ernährungssicherheit sehr bedeutsam werden. Zudem würde ein solcher nachhaltiger Ernährungsstil auch bei großflächiger biologischer Landwirtschaft die Ernährung bei weitem sicherstellen."

Empfehlungen für eine ressourcenschonende Ernährung

Aus den Ergebnissen sowie der gesamtheitlichen Betrachtung lassen sich folgende Empfehlungen für die Etablierung einer möglichst nachhaltigen und ressourcenschonenden Ernährung ableiten:

  • Forcierung von vegetarischen und veganen Ernährungsoptionen
  • Reduktion des Konsums von Fleisch (insbesondere Schweine- und Hühnerfleisch) um 50 %
  • Maßnahmen zur Steigerung der ganzheitlichen Fleischqualität ausgerichtet auf strenge Nachhaltigkeitskriterien (deutliche THG-Einsparungen und Nachhaltigkeitsvorteile durch Bio-Fleisch)

"Die durchschnittliche österreichische Ernährung hatte den größten klimatischen Impact, die vegane Ernährungsweise in der Biovariante den geringsten" fasst Martin Schlatzer die Ergebnisse zusammen. "Unsere Studie macht deutlich, dass die Umstellung auf eine Ernährung mit wenig Fleisch, vor allem aber eine ovo-lacto-vegetarische oder vegane Ernährungsweise, einen deutlichen Vorteil für Klima, Flächenverbrauch und Gesundheit darstellen – eine Win-Win-Situation, sowohl für das Erreichen der Pariser Klimaziele als auch für unsere Gesundheit."

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