(Wien, 21.10.2010) Schon mit der Berechnung des Einsparungspotentials sämtlicher "Zurück zum Ursprung"-Produkte hinsichtlich relevanter Treibhausgasemissionen („CO2-Fußabdruck“) konnte in den letzten zwei Jahren das Team von FiBL Österreich einen Erfolg für die Biologische Landwirtschaft verbuchen: Mithilfe eines umfassenden Klimabewertungsmodells unter Einbeziehung der gesamten Wertschöpfungskette von der Produktion bis zum Handel, konnten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter aufzeigen, dass alle berechneten Premium Bioprodukte der Hofer KG (Biomarke „Zurück zum Ursprung“) eine deutlich bessere CO2-Bilanz aufweisen als vergleichbare konventionelle Produkte. Dieses erfolgreiche Projekt wurde mit dem österreichischen Klimaschutzpreis 2009 ausgezeichnet.
Der CO2-Fußabdruck war aber nur der erste Schritt. Gestern wurde im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien die umfassende ökologische Nachhaltigkeitsbewertung für das gesamte "Zurück zum Ursprung"-Sortiment vorgestellt. Dabei wird vom FiBL Österreich gemeinsam mit dem FiBL Schweiz bewertet, ob und wie viel Treibhausgasemissionen und Wasser durch Biologische Landwirtschaft eingespart und wie sehr die Naturvielfalt (Biodiversität) durch Biolandbau gefördert wird. Diese Nachhaltigkeitseffekte sind in Prozentangaben auf jeder Verpackung der Biopremium-Marke zu finden. Konsumentinnen und Konsumenten können so bei jedem Produkt nachvollziehen, welchen Beitrag sie beim Kauf von Biolebensmitteln für Natur und Umwelt leisten. In einem ersten Schritt wurden auf diese Weise alle Heumilchprodukte von „Zurück zum Ursprung“ bewertet und die Ergebnisse gestern der Presse präsentiert.
Biomilch trinken und jährlich bis zu 94 Milliarden Liter Wasser sparen
Wasser ist die wertvollste Lebensgrundlage der Erde. Doch die Wasservorräte sind nicht unerschöpflich. Der Wasserverbrauch stieg weltweit seit 1950 um 300 Prozent und alleine in Österreich werden pro Tag und Person durchschnittlich 5280 Liter Wasser verbraucht. Der Wasserbedarf und der Streit um die Ressource Wasser nimmt weltweit zu, und auch für Österreich wird - verstärkt durch den Klimawandel - für die kommenden Hitzesommer Wassermangel prognostiziert. Die größten Wasserverschwender sind allerdings nicht private Haushalte: 70 % des weltweiten Süßwassers werden für landwirtschaftliche Produktion wie Bewässerung, Tierhaltung oder Anbau von Futtermitteln benötigt. Viel Wasser wird durch die industrialisierte Landwirtschaft verschmutzt (Nitrat, Phosphate, Pestizide), was einen weiteren sehr großen Wasserverbrauch verursacht.
FiBL Österreich berechnet nun weltweit erstmals den Wasserverbrauch des gesamten Sortiments einer Lebensmittelmarke („Zurück zum Ursprung“). Forschungsstudien auf dem neuesten internationalen Stand der Wissenschaft, komplexe Berechnungen und neue Modelle zur Messung des Wasserverbrauchs für die Lebensmittelherstellung bilden die Grundlage dieser Wasserbilanz. Der verantwortungsvolle Umgang der Biologischen Landwirtschaft mit der wertvollen Ressource Wasser ist ein wesentlicher Beitrag zum langfristigen Schutz unserer Wasserressourcen. Das Einsparungspotential ist enorm: Würden alle Österreicherinnen und Österreicher nur mehr Biomilch trinken, könnten dadurch bis zu 94 Milliarden Liter Wasser eingespart werden.
Biodiversität durch Biolandbau
Neben dem Klimaschutz und der Schonung unserer Wasser-Ressourcen spielt auch die Naturvielfalt eine zentrale Rolle für die Stabilität der Ökosysteme und damit für den Fortbestand der Menschheit. Biodiversität bedeutet aber nicht nur Vielfalt an Tieren, Pflanzen und Lebensräumen. Unter Biodiversität versteht man auch ein vielfältiges, reges Bodenleben, das die Auf- und Abbauprozesse reguliert und so die Bodenfruchtbarkeit langfristig sichert.
Täglich sterben 100 Arten aus. Jede vierte Säugetierart und jede achte Vogelart kämpft um ihr Überleben. Allein in Österreich sind knapp 3000 Tierarten gefährdet. Vor allem die Produktionsbedingungen der industrialisierten Landwirtschaft bedrohen die Artenvielfalt massiv.
Im Gegensatz dazu leistet die Biologische Landwirtschaft einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Nachhaltige Bewirtschaftung, Sicherung geschlossener Kreisläufe, Verzicht auf Pestizide und schnelllösliche mineralische Düngemittel, schonende Bodenbearbeitung, Förderung von Nützlingen sind nur einige der Maßnahmen wodurch Biobäuerinnen und Biobauern zur Sicherung der Biodiversität beitragen.
Weltweit erstmals wurde nun vom FiBL die Wirkung der Lebensmittelproduktion auf die Biodiversität bewertet. Ein zentraler Bereich hierbei ist die landwirtschaftliche Produktion. Das vom FiBL Schweiz und FiBL Österreich entwickelte umfangreiche Modell zur Biodiversitätsbewertung baut auf drei aktuellen Biodiversitätsmodellen aus der Schweiz (Punktesystem Schweiz, SALCA, CH-FARMIS) auf und wurde für österreichische Bedingungen adaptiert. Hierfür wurden umfangreiche regional verortete, statistische Daten ausgewertet sowie Betriebsbesuche auf Biobetrieben, Feldbegehungen und Luftbildanalysen durchgeführt. Die langjährige umfangreiche Forschungsexpertise des FiBL Schweiz im Bereich Biolandbau und Biodiversität bildetet dabei den zentrale Ausgangspunkt und wurde mit der Forschungserfahrung des FiBL Österreich im Bereich der Betriebsmodellierung und Ökobilanzierung kombiniert.
Prof. Urs Niggli, Leiter des Forschungsinstitutes für biologischen Landbau resumierte: „Keine einfache Aufgabe, aber wir haben sie gelöst. Auf Basis von zahlreichen Interviews, Flächenbegehungen, Luftbildanalysen und detaillierten Daten von über 5000 Betrieben ist es uns letztendlich gelungen. Heute fließen zur Bewertung jedes "Zurück zum Ursprung"-Biobauernhofs insgesamt bis zu 70 Einzelparameter in die Berechnungen des FiBL mit ein.“
Zwei Planeten zur Rohstoffdeckung
Erst vor wenigen Tagen präsentierte der WWF den „Living Planet Report“, der zu dem dramatischen Ergebnis kommt, dass man, um die Nachfrage nach Nahrung, Energieträgern und anderen natürlichen Rohstoffen zu decken, schon heute einen zweiten Planeten bräuchte.
Die Biologische Landwirtschaft geht sorgfältig mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen um und das Einsparungspotential biologischer Lebensmittel hinsichtlich Wasserverbrauch, Treibhausgasemissionen und Biodiversität lässt sich neuerdings bei den „Zurück zum Ursprung“-Produkten schon auf der Verpackung ablesen. Konsumentinnen und Konsumenten sehen so auf den ersten Blick, dass sie mit dem Kauf von Biolebensmitteln einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz, zur Schonung der Wasser-Ressourcen und zur Förderung der Naturvielfalt leisten.
Medienmitteilung FiBL Österreich vom 21.10.2010
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