Pflanzennährstoffe wie Stickstoff und Phosphor spielen in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Um den Bedarf einer wachsenden Bevölkerung zu decken, hat sich die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten intensiviert: Seit den 1960er Jahren ist die Nahrungsmittelproduktion in Europa um 68 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg wurde durch eine Zunahme des Maschinen- und Nährstoffeinsatzes begünstigt, was jedoch zu erheblichen negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die biologische Vielfalt, die Wasser-, Luft- und Bodenqualität geführt und zum Klimawandel beigetragen hat.
Die Umweltkosten der Nährstoffverschmutzung in der EU werden auf 70 bis 320 Milliarden Euro jährlich geschätzt; dies zeigt, wie wichtig die Ziele des Green Deal der Europäischen Kommission sind, die Nährstoffverluste bis 2030 um 50 Prozent und den Düngemitteleinsatz um 20 Prozent zu reduzieren.
Nährstoffmanagement europaweit optimieren
Wie kann dies erreicht werden, ohne die Nahrungsmittelproduktion zu beeinträchtigen? Diese Frage soll NUTRIBUDGET beantworten. Ziel des Projekts ist es, die Nährstoffflüsse und -budgets in den verschiedenen landwirtschaftlichen Produktionssystemen und Regionen der EU systematisch so zu optimieren, dass die Nährstoffverluste in die Umwelt verringert werden.
Um dies zu erreichen, wird NUTRIBUDGET den Prototyp einer Nährstoffmanagement-Plattform mit dem Namen "Nutriplatform" entwickeln und in verschiedenen Regionen Europas als Entscheidungshilfe für Landwirt*innen, Berater*innen, europäische Entscheidungsträger*innen und regionale Behörden einführen. Die Plattform wird alle wichtigen Pflanzennährstoffe (Stickstoff, Phosphor, Kalium, Schwefel, Calcium, Magnesium, Kupfer und Zink) berücksichtigen.
Pilotregion in der Schweiz
Zudem werden im Projekt in Fallstudien fünf Pilotregionen (vier nährstoffreiche Gebiete und ein nährstoffarmes Gebiet) in vier verschiedenen Klimazonen Europas untersucht. Die Pilotregion in der Schweiz liegt nördlich des Genfersees, wo die Landwirtschaftsbetriebe hauptsächlich Ackerbau betreiben. Seit 2017 arbeitet das FiBL Schweiz, das die Fallstudie in dieser Pilotregion leitet, im Projekt Progrès Sol mit einem Netzwerk von 42 Betrieben zusammen, von denen ein Drittel biologisch wirtschaftet. Viele der beteiligten Landwirt*innen sind besorgt über die Qualität ihrer Böden. Die bisherigen Ergebnisse deuten auf verschiedene Nährstoffdefizite (vor allem Stickstoff, Schwefel und Magnesium) sowie auf Nährstoffungleichgewichte hin – und damit auf die Herausforderung, den organischen Kohlenstoff-Gehalt im Boden zu erhalten ohne einen Phosphor-Überschuss zu riskieren. In der Pilotregion "Romandie" sind die Ziele des Projekts NUTRIBUDGET daher, die Gesamteffizienz der Nährstoffnutzung bei konventioneller und biologischer Bewirtschaftung durch eine Optimierung der Kohlenstoffflüsse und eine ausgewogene Nährstoffversorgung zu verbessern.
Europaweite Zusammenarbeit
Zur Erreichung der Projektziel wird NUTRIBUDGET alle Interessengruppen in den Prozess einbeziehen und mit Hilfe eines Konsortiums von 17 Partnern, die aus 9 EU-Länder und der Schweiz kommen, den Schwerpunkt auf die Mitgestaltung legen.
Das Projekt wird von der Europäischen Union im Rahmen der Forschungs- und Innovationsmassnahmen von Horizon Europe (RIA) unter der Finanzhilfevereinbarung-Nr. 101060455 sowie vom Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) unter der Vertrags-Nr. 22.00215 finanziert.
Weitere Informationen
Kontakt
Links
- fibl.org: Das Projekt NUTRIBUDGET in der FiBL Projektdatenbank
- europa.eu: Eintrag des Projekts auf CORDIS, dem Informationsdienst der Gemeinschaft für Forschung und Entwicklung
- progres-sol.ch: Webseite des Projekts Progrès Sol
Konsortium
- Universität Gent (Projektkoordination), Belgien
- Yara International ASA, Norwegen
- Luonnonvarakeskus (Luke), Finnland
- ARVALIS - Institut du végétal, Frankreich
- Technologisches Zentrum für Biodiversität, Ökologie und Umwelt- und Lebensmitteltechnologie, Spanien
- Universität Wageningen, Niederlande
- Stichting Wageningen Research (WR), Niederlande
- RISE Foundation, Belgien
- Università degli Studi di Milano, Italien
- Proman Management GmbH, Österreich
- Schwedische Universität für Agrarwissenschaften (SLU), Schweden
- PwC Advisory SAS, Frankreich
- Nutriënten Management Instituut (NMI), Niederlande
- Acqua & Sole SRL, Italien
- Impact, Belgien
- Universität Stockholm, Schweden
- Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, Schweiz