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Die Transformation gemeinsam voranbringen

Menschen diskutieren während einer Verantsaltungspause.

In den Pausen der WiTa 2024 gehen die Diskussionen aus den Sessions angeregt weiter. Foto: Rolf Wegst

Mann und Frau unterhalten sich, rechts im Bild sind Stellwände mit ausgestellten Postern zu sehen.

Mehr als 100 Posterpräsentationen und noch einmal so viele Fachvorträge sowie praktische Workshops vermittelten komprimiertes Wissen rund um die ökologischen Landwirtschaft. Foto: Rolf Wegst

Ein ältere Mann wird von einem Publikum mit Standig Ovations gefeiert.

Prof. Claus Leitzmann wurde auf der WiTa für sein Lebenswerk geehrt und bekam minutenlang Standing Ovations vom Publikum. Foto: Rolf Wegst

Vom 5. bis 8. März 2024 traf sich Fachpublikum aus ganz Deutschland und den Nachbarstaaten zur Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). In mehr als 200 Beiträgen ging es darum, wie wir Landwirtschaft und Ernährung nachhaltiger gestalten können. Rund 520 Teilnehmende diskutierten mit. Das FiBL Deutschland veranstaltete die Fachtagung. Mitveranstaltende waren die Justus-Liebig-Universität Gießen und das dortige Zentrum für Nachhaltige Ernährungssysteme.

(Frankfurt am Main/ Gießen, 11.03.2024) Selbst der Bahnstreik, der mitten in die 17. Wissenschaftstagung platzte, hielt nur Wenige davon ab, an der Uni Gießen Forschung auf höchstem Niveau zu erleben. "Landwirtschaft und Ernährung –Transformation macht nur gemeinsam Sinn" lautete das diesjährige Tagungsmotto. Ein Schwerpunkt war es, das Thema Agrar- und Ernährungswende mit der Praxisforschung zu verbinden.

Landwirtschaft und Ernährung zusammen denken

"Diese WiTa war ganz besonders, weil wir mit Landwirtschaft und Ernährung zwei Bereiche zusammen gedacht haben. In über 200 wissenschaftlichen Beiträgen entlang der gesamten Wertschöpfungskette brachten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen viele Zielkonflikte auf den Punkt und diskutierten intensiv Lösungsmöglichkeiten", resümiert Prof. Andreas Gattinger, Leiter des wissenschaftlichen Komitees der Tagung und Professor für Ökologischen Landbau an der JLU. "Die Forschungsergebnisse zeigen, dass es kein Patentrezept gibt. Manchmal ist es kompliziert", sagt Gattinger. "So haben Milchkühe mit Weidegang gegebenenfalls eine schlechtere CO2-Bilanz als solche, die ausschließlich im Stall gehalten werden. Tierwohl und Klima stehen hier im Zielkonflikt. Ein anderes Beispiel: Die Hähne von Zweinutzungshühnern verzehren hohe Mengen an wertvollem Biofutter und sind so weniger ressourceneffizient. Dennoch gelten – zumindest für die Biobranche – die Zweinutzungshühner als Königsweg, um Gesundheit und Wohl der Tiere zu garantieren und bei zukünftig zurückgehendem Fleischkonsum gleichermassen Ei und Fleisch mit weniger Tieren zu ermöglichen."

Keynotes stiften Ideen

Vor allem die Keynotes, beispielsweise von Prof. Matthias Gauly von der Freien Universität Bozen, Prof. Ramona Teuber von der JLU Gießen und Prof. Harald Grethe von der Humbold Universität Berlin gaben Impulse dazu, wie die Transformation von Landwirtschaft und Ernährung gelingen kann. Die Anforderungen des Handels, die Maßnahmen der Politik, informierte Verbraucher*innen: viele Räder müssen ineinandergreifen und helfen im Transformationsprozess. "All das ist schon auf dem Weg, aber noch lange nicht am Ziel", sagt Vera Bruder, verantwortlich für die Organisation der WiTa beim FiBL Deutschland und fügt hinzu: "Mit der WiTa 2024 boten wir Wissenschaftler*innen sowie weiteren Akteur*innen eine große Plattform, um sich über Fachthemen auszutauschen und Inspirationen für ihre Forschung zu tanken. In diesem Jahr haben zudem sehr viele Nachwuchs-Forscherinnen und -Forscher ihre Projektergebnisse eingebracht." Unter den Referent*innen der WiTa waren auch zahlreiche Expert*innen von FiBL Schweiz, FiBL Deutschland, FiBL Österreich und der JLU vertreten, unter anderem in den Bereichen Bodengesundheit, Tierwohl, Tierzucht und Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit und -qualität sowie Umweltleistungen des Biolandbaus.

Ehrung Professor Leitzmann

Ein Highlight am Ende des ersten Tages der WiTa war die Ehrung des Lebenswerks von Prof. Claus Leitzmann. Der heute 91-Jährige war von 1974 bis 1998 am Institut für Ernährungswissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig. Er gilt als Pionier der Vollwert- und vegetarischen Ernährung und legte mit seiner Arbeit den Grundstein für eine wissenschaftliche und kritische Auseinandersetzung mit dem Thema der nachhaltigen Ernährung und ihren Auswirkungen auf Mensch, Umwelt und Gesellschaft. "Ich freue mich, dass meine Themen, für die ich früher so angefeindet wurde, heute Gehör finden", sagte Leitzmann, der für sein Lebenswerk vom Publikum minutenlang Standing Ovations bekam.

Weitere Informationen

Kontakte

Partner

Prof. Dr. Andreas Gattinger, Justus-Liebig-Universität Gießen, Tel +49 641 99-37730, E-Mail: andreas.gattinger(at)agrar.uni-giessen.de

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wissenschaftstagung.de: Website der Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau

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Hintergrund

Die Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau gilt als bedeutendste Plattform für den Austausch von Forschungsergebnissen der ökologischen Landwirtschaft im deutschsprachigen Raum. Unter der Trägerschaft der Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL) und dem FiBL Deutschland e.V. findet die Tagung in der Regel im Abstand von zwei Jahren an wechselnden Standorten statt. Der FiBL Deutschland e.V. veranstaltete die Fachtagung 2024. Mitveranstaltende waren die Justus-Liebig-Universität Gießen und das dortige Zentrum für Nachhaltige Ernährungssysteme. Die Veranstaltung bot in diesem Jahr 110 wissenschaftliche Vorträge, 104 Posterpräsentationen, 16 praxisorientierte Workshops sowie Vor- und Nachexkursionen, in denen es überwiegend auf Praxisbetriebe ging. So konnten z.B. die Teilnehmenden der Exkursion ‘Von der Landwirtschaft zum Kunden’ das Hofgut Oberfeld mit muttergebundener Kälberaufzucht, die Zentrale von Alnatura und das Bio-Catering-Unternehmen Safran besuchen. Andere begaben sich in der Exkursion ‘Auf die Spuren der Bio-Milch’, bei der nicht nur der Besuch eines Milchviehbetriebes sondern auch die Upländer Bauernmolkerei auf dem Programm stand. Eine Nachexkursion führte am 8. März auf die Hessische Staatsdomäne Gladbacherhof, wo im Reallabor-Ansatz im Rahmen mehrerer nationaler (z.B. GreenDairy, GreenChicken, Agroforstsysteme Hessen) und internationaler Forschungsvorhaben (ClieNFarms, OrganicClimateNet) moderne ökologische Landwirtschaft und gleichzeitig zukunftweisende Forschung betrieben wird.

Fördernde und Unterstützende

Die Wissenschaftstagung 2024 wurde gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Folgende Unternehmen haben die WiTa mit Sachspenden unterstützt: Alnatura, Hochschule Geisenheim, Neumarkter Lammbräu, REWE Group, R+V Agrar KompetenzCenter, Upländer Bauernmolkerei, Weingut Andreas Dilger. Die Ehrung von Prof. Claus Leitzmann wurde von der Eden-Stiftung zur Förderung naturnaher Lebenshaltung und Gesundheitspflege gefördert.