Louis und Margrit Liesch sind eine Legende. Sie stellten ihren Weinbaubetrieb bereits 1987 auf Bio um und produzierten einen der besten Bündner Blauburgunder im bevorzugten Klima des Bündner Rheintals. Louis Liesch war 2014 "Schweizer Biowinzer des Jahres"; diese Auszeichnung wird jährlich von der Zeitschrift Vinum verliehen.
Im Sommer des Jahres 1990 besuchten Margrit und Louis mit einer Gruppe tschechischer Landwirt*innen und Agraringenieur*innen das FiBL in Oberwil. Sie wollten eine Einführung in den Biolandbau hören und sie nahmen zahlreiche der damals noch spärlichen, fotokopierten Merkblätter und Unterrichtsunterlagen des FiBL-Beratungsdienstes mit, um sie ins Tschechische zu übersetzen. Das war die Geburtsstunde der Zusammenarbeit des FiBL mit der tschechischen Biobewegung.
Dabei waren der Agronomie-Professor Richard Barták und weitere Menschen, welche später den Kern des gewaltigen Biolandbau-Erfolges in Tschechien bildeten. Mit der Gründung der Tschechischen Republik am 1. Januar 1993 wurde Richard Barták Vizeminister für Landwirtschaft und Privatisierung. Er förderte den Biolandbau und er musste in Windeseile unzählige Staatsfirmen privatisieren. Tschechien, das im 19. und 20. Jahrhundert eines der bedeutendsten Industriestaaten Europas war, wollte wieder zum Glanz vor 1945 zurückfinden.
Margrit und Louis Liesch schickten 1991 den jungen Agronomen Jiří Urban für ein Jahr als Praktikanten ans FiBL. Sie identifizierten ihn als Hoffnungsträger für die Förderung des Biolandbaus in Tschechien. Nach seinem Praktikum gründete er den Bioverband Pro-Bio, eine Biokontrollstelle und das Bioinstitut. Ausserdem baute er die Bio Akademie als jährlich in Lednice stattfindende grosse Konferenz für Mittel- und Osteuropa auf. Alle diese Aktivitäten entstanden in enger Begleitung und Unterstützung des FiBL und Louis und Margrit Liesch sammelten unermüdlich Geld, um immer wieder Projekte in Tschechien und anderen ehemals kommunistischen Ländern zu unterstützen. Ihr "Schützling" Jiří Urban wurde in den Nuller-Jahren ebenfalls für 2 Jahre Vizeminister für Landwirtschaft in Tschechien. Heute arbeitet er bei der staatlichen Behörde UKZUZ, welche für die Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik und die gesamte Kontroll- und Zertifizierungstätigkeit zuständig ist.
Louis Liesch war zusammen mit seiner dynamischen Frau Margrit ein Glücksfall für den Biolandbau. Sie haben Freundschaften zwischen Menschen in der Schweiz und in verschiedenen Ländern hinter dem ehemaligen Eisernen Vorhang geschmiedet, die fürs Leben hielten und ungeahnte und wichtige Entwicklungen auslösten. Und die Innovation für den Biolandbau geht weiter, denn die Kinder der Pioniere von vor 30 Jahren, lösen bereits die nächste Welle aus.
Die grosse Menschenkenntnis von Louis Liesch und seine oft stille Menschenliebe war eine sichere Garantie, dass er die richtigen Menschen, die fernab von Eitelkeiten und Opportunismus etwas für die Entwicklung des Biolandbaus beitragen konnten, erkannte. Das war für mich eine Verpflichtung, mich für diese einzusetzen.
Prof. Dr. Urs Niggli, www.agroecology.science
Weitere Informationen
Links
- lieschbioweine.ch: Liesch Bioweine
- bioaktuell.ch: Louis Liesch ist Schweizer Biowinzer 2014
- fibl.org: Diese und weitere Publikationen des Bioinstituts sind im FiBL-Shop zu finden